"Sie sind alle Siegerinnen und Sieger, denn sie nehmen nicht nur einen Spaten aus dem Projekt mit, sondern prägende Erinnerungen, wie sie sich Schritt für Schritt an die Herstellung herangearbeitet und als inklusive Teams gemeinsam zum Ziel gekommen sind. Sie sind sich ob mit oder ohne Behinderung auf Augenhöhe begegnet", fasst das Projekt-Organisationsteam die Soziales-Lernen-Woche zusammen.
Mitorganisator und Lehrer an der Berufsschule der Paulinenpflege Michael Schonert berichtet über die Details:
Bei einer Veranstaltung zum Projektauftakt werden ca. 30 Auszubildende der Metallberufe Fachwerker/in Feinwerktechnik, Feinwerkmechaniker/in, Fachpraktiker/in Metallbau, Metallbauer/in und Industriemechaniker/in in drei heterogene Gruppen eingeteilt, bestehend jeweils aus Auszubildenden mit Behinderung aus dem Berufsbildungswerk der Paulinenpflege und aus der Gewerblichen Schule Waiblingen ohne Behinderung. Jede Gruppe muss sich in einem kreativen Wettbewerb sowie in einem Fußballturnier bewähren.
Im Verlauf des Projekts stellt jede der drei Gruppen ein präsentations- und erprobungsreifes Exemplar eines Klappspatens her sowie jeweils ein Exemplar für jede/n Azubi. In einer zweitägigen Schulphase erarbeiten die Gruppen in der Berufsschule des BBWs der Paulinenpflege und in der Gewerblichen Schule Waiblingen zunächst die theoretischen Grundlagen für ihre Produkte. Das Spatenblatt wird bereits in der Metallbau-Ausbildungswerkstatt der Gewerblichen Schule Waiblingen gefertigt. Die abschließende Fertigung mit Zusammenbau erfolgt in einer viertägigen Werkstattphase in den Ausbildungswerkstätten der Kooperationspartner ITT Cannon Beutelsbach, Föhl Necklinsberg und Stihl Waiblingen.
In den heterogen zusammengesetzten Gruppen entstehen verschiedene Verantwortungsbereiche für das gemeinsame Projektziel. Durch Integration anstatt Ausgrenzung erhält jede und jeder Auszubildende eine Teilverantwortung im Projekt, in dem sie einander zuarbeiten und Herausforderungen annehmen. In der Projekt-Teilverantwortung erfahren die Auszubildenden eine Förderung und Forderung ihrer Personalkompetenz. Beim Lösen auftretender Probleme oder bei der Ausarbeitung von Innovationsmöglichkeiten erweitern die Auszubildenden ihre Methodenkompetenz. Auch in kontroversen Diskussionen, beispielsweise bei der gemeinsamen Suche nach Problemlösungen, wird die Sozialkompetenz der Auszubildenden gefördert, indem sie den konstruktiven Umgang mit anderen Sichtweisen erlernen.
Die Auszubildenden arbeiten in der Schul- wie in der Werkstattphase handlungsorientiert in verschiedenen Lernsituationen und erhalten Einblicke in verschiedene Lern- und Arbeitswelten sowie in andere Sozialstrukturen. Auszubildende mit Behinderung werden im Berufsschulunterricht der öffentlichen Berufsschule (Gewerbliche Schule in Waiblingen) und in einem Kooperationsbetrieb inkludiert. Ihre auszubildenden Kolleg(-innen) ohne Behinderung werden in die Berufsschule Hören | Sprache | Kommunikation des BBWs der Paulinenpflege gegeninkludiert. Gemeinsam bringen die Auszubildenden ihr Projekt voran.
Die Projektarbeit in den Lernorten Schule und Werkstatt erleben die Auszubildenden noch enger verzahnt als in der Dualen Ausbildung ohnehin üblich.
Den Projektabschluss bildet eine Veranstaltung mit Präsentationen der Projektgruppen und anschließender Erprobung der Klappspaten beim Umgraben, Schaufeln und Sägen im Wettbewerb zwischen den drei Gruppen.
Ziele in der Schulphase und in der Werkstattphase ist die Förderung der Projektkompetenz mit einer besonderen Ausweitung der Sozialkompetenz und der berufsspezifischen Handlungskompetenz der Auszubildenden. Azubis ohne Behinderung haben selten Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen oder haben Begegnungen, die von Distanz geprägt sind.
Im umgekehrten Fall, aus Sicht der Menschen mit Behinderung, scheint dies ebenfalls zuzutreffen. Das Projekt Soziales Lernen soll der Verbesserung der Situation von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt dienen, Menschen ohne Behinderung die Scheu im Umgang mit Menschen mit Behinderungen nehmen und Inklusion an der Basis ermöglichen.