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Gehörlose Flüchtlinge - in Gebärdensprache ist Integration manchmal einfacher

|   PP

In der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden startet ein Bildungszweig für junge Flüchtlinge, die hörbehindert sind.

Maywand kommt aus Afghanistan, Ahmed aus Tunesien und Salena aus dem Irak. Alle drei sind ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet und alle drei sind hörbehindert. Da die Paulinenpflege Winnenden nicht nur mit gehörlosen Menschen, sondern inzwischen auch mit Flüchtlingen Erfahrung hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch gehörlose Flüchtlinge in der diakonischen Einrichtung beschult und integriert werden.

Maywand, Ahmed und Salena sind gerade ein spannendes Pilotprojekt. Derzeit sind die jungen hörbehinderten Flüchtlinge noch in ein Teil der Fördermaßnahme „Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf“ (VAB), die es in der Paulinenpflege Winnenden schon viele Jahre für hör- und sprachbehinderte Jugendliche gibt. Es ist aber geplant, bald einen eigenen Schulzweig für dieses neue Klientel zu eröffnen. Zumal weitere hörbehinderte Flüchtlinge auf eine Aufnahme in der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden warten. Abteilungsleiter Hans-Christoph Beutter berichtet begeistert über die ersten Erfahrungen mit Maywand, Ahmed und Salena: „Die sind so wissbegierig und saugen den Lernstoff richtig in sich auf. Sie sind sehr eingeschüchtert bei uns angekommen, inzwischen tauen sie mehr und mehr auf.“

Auch wenn sie hier an einer Schule sind, steht nicht nur das Lernen im Vordergrund. Dazu Lehrerin Corinna Schuster: „Zunächst geht es vor allem darum, einen sicheren Raum zum Ankommen zu bieten, sie anzunehmen und wertzuschätzen. Die Jugendlichen haben schließlich häufig traumatische Erfahrungen gemacht. Erst dann kann Kommunikation stattfinden.“

Die unbegleiteten Flüchtlinge kommen teilweise ohne Beschulung aus den Kriegsgebieten und sind teilweise Analphabeten. Daher ist es eine wichtige Aufgabe des neuen Schulzweigs, die Vermittlung von deutschen Sprachkenntnissen in Gebärden- und Schriftsprache. Dabei hat die Gebärdensprache durchaus Vorteile wie Christoph Beutter erzählt: „Wenn die Schüler hier völlig ohne deutsche Sprachkenntnisse ankommen, geht es mit der Verständigung über Gebärdensprache viel schneller als über die Schriftsprache. Nach und nach werden dann die Kenntnisse in beiden Bereichen erweitert.“ Den hörbehinderten Flüchtlingen kommt zudem entgegen, dass ein ebenfalls gehörloser Lehrer mit ihnen arbeitet.

Neben dem Deutschlernen geht es auch um den Erwerb von Grundkenntnissen in den Berufsfeldern Holz, Metall, Farbe, Hauswirtschaft und Ernährung. Die drei gehörlosen Jugendlichen sollen nämlich nicht nur auf die deutsche Kultur, sondern auch auf das Berufsleben vorbereitet werden. Die fachpraktische Unterweisung erfolgt durch Lehrer Martin Lindenberger. „Wenn unsere Schüler weiterhin so motiviert sind, steht eventuell sogar einer beruflichen Bildung  längerfristig nichts im Weg. Ich bin da ganz optimistisch,“ freut sich Abteilungsleiter Hans-Christoph Beutter über seine fleißigen Schützlinge.

Informationen zur Aufnahme von gehörlosen Flüchtlingen in das VAB der Schule beim Jakobsweg erhalten Sie beim Sozialdienst des VAB:

Beate Reider, Tel. 07195-695-4007 oder
eMail: beate.reider@paulinenpflege.de

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