Wenn Kadir Yildirim seinen Mitbewohnern im Berufsbildungswerk-Internat der Paulinenpflege Winnenden von seiner Teilnahme an den Special Olympics World Summer Games erzählt, strahlen seine Augen: „Das war ein ganz besonderes Erlebnis, aber auch ganz viel Arbeit“. Weil Kadir Yildirim für die Special Olympics zwei Wochen Sonderurlaub vom BBW bekommen hatte, haben ihn viele nach der Rückkehr gefragt: „Na, wie war’s im Urlaub?“. Daher betont er immer wieder, dass in Abu Dhabi viel gearbeitet, also trainiert wurde. Und das mit Erfolg: Der gehörlose Kadir Yildirim hat mit seinem Volleyball-Unified-Team Deutschland die Silbermedaille heimgebracht.
„In unserer Mannschaft spielen drei Sportler mit und drei ohne Behinderung. Wichtig ist, dass im Team gleichberechtigt und fair miteinander gespielt wird. Die behinderten Mitspieler sind genauso wichtig wie die nicht-behinderten.“ In Unified Teams treiben Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport, trainieren und nehmen an Wettbewerben teil, lernen voneinander und bauen gleichzeitig Barrieren und Grenzen im alltäglichen Umgang miteinander ab.
In der deutschen Volleyball-Mannschaft aus Wilhelmsdorf spielt Kadir Yildirim seit 2009, damals ist er dort in die Gehörlosenschule Haslachmühle gegangen. Auch nach seinem Wechsel zum Berufsbildungswerk Winnenden spielt er noch regelmäßig dort mit. Abu Dhabi war für den 24-jährigen BBW-Teilnehmer ein weiteres Highlight in seiner sportlichen Karriere. Bevor das Training in Abu Dhabi gestartet ist, waren die Sportler zunächst noch drei Tage in Dubai auf Sightseeing-Tour. Danach begann die Trainingsphase in Abu Dhabi. „Da mussten wir schon um 6 Uhr aufstehen und dann ging‘s in die Sporthalle, die zum Glück klimatisiert war. Draußen hatten wir immerhin fast 35 Grad“, erzählt Kadir Yildirim. Begeistert war er auch von der Unterkunft: „Ich habe zum ersten Mal in so einem riesigen Hotel mit 30 Stockwerken gewohnt. Ich habe dann erstmal die Vorhänge zugezogen, weil es mir beim Blick nach unten schwindlig wurde“, schmunzelt Kadir Yildirim.
Nach der großen Eröffnungsveranstaltung wurde es ernst: Das Volleyball-Unified-Team spielt in der Klassifizierung gegen den Oman, Russland, Tschechien und die Slowakei. In der Gruppenphase wird über mehrere Runden gegen Botswana, Nigeria und den Oman gespielt. Am Ende gibt’s für die Volleyball-Mannschaft aus Deutschland die Silber-Medaille. Kadir Yildirim ist sich sicher, dass es eigentlich Gold hätte sein müssen: „Wir haben sauber gespielt. Die nigerianische Mannschaft hat ihre Menschen mit Behinderung zu wenig einbezogen. Da haben oft nur die Profis den Ball bekommen. Das empfand ich als etwas unfair.“ Unglücklich ist er über die Silber-Medaille aber überhaupt nicht. „Ich hab ja schon eine Gold-Medaille“ erwähnt Kadir Yildirim so ganz nebenbei. Vor vier Jahren hat nämlich das deutsche Volleyball-Unified-Team bei den Special Olympics in Los Angeles Gold geholt.
Und in vier Jahren gibt’s ja schon die nächste Chance, dann sind die Special Olympics sogar in Deutschland. Allerdings wohl ohne Kadir Yildirim: „Bis dahin bin ich zu alt. Ich werde dann als Betreuer mitarbeiten, aber nicht mehr aktiv auf dem Spielfeld“. Als Sportler wird man halt schon sehr jung zum Rentner. Beruflich startet er jetzt im Sommer aber erst richtig durch – nach der Berufsvorbereitung ist das nächste Ziel von Kadir Yildirim die Ausbildung zum Bau- und Metallmaler im BBW Winnenden. Darauf freut er sich jetzt schon.