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Alle an einem Tisch für das Wohl von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung

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Kooperation statt Konkurrenz soll der Gemeindepsychiatrische Verbund im Rems-Murr-Kreis ermöglichen – mit dabei auch die Paulinenpflege Winnenden.

„Dass der Leistungsträger der Eingliederungshilfe und alle Leistungserbringer von Hilfen für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen an einem Tisch sitzen, wäre vor einigen Jahren im Rems-Murr-Kreis noch unmöglich gewesen. Damals hat noch nicht jeder mit jedem gesprochen. Viele haben ihr eigenes Süppchen gekocht“, stellt Diplom-Sozialwissenschaftler Georg Schulte-Kemna bei der Einführung zum Fachtag „Alles gut im Gemeindepsychiatrischen Verbund?“ fest. Heute sei das anders, was man zum Beispiel an den Teilnehmern dieser Veranstaltung und der eingeführten Hilfeplankonferenz sehe, freut sich der Patientenfürsprecher der Landeshauptstadt Stuttgart.

Und tatsächlich findet schon vor der Begrüßung beim Fachtag in der Reha-Werkstatt der Diakonie Stetten ein großer Austausch zwischen allen Beteiligten statt. Darunter sind Fachleute vom Hilfsverein für psychisch Kranke Rems-Murr, ZfP Winnenden, Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis, Erlacher Höhe,Diakonie Stetten, Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz und vom Landratsamt Rems-Murr-Kreis. Von der Paulinenpflege Winnenden waren Experten aus den "Wohnangeboten Behindertenhilfe" und den "Backnanger Werkstätten" vertreten.

Allesamt arbeiten im Gemeindepsychiatrischen Verbund des Rems-Murr-Kreises mit. Dieser Verbund hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass alle Menschen mit psychischer Erkrankung aus dem Rems-Murr-Kreis auch regional vor Ort  Unterstützungsangebote erhalten. Die benötigte Unterstützungsleistung soll sich ganz individuell am Bedarf und den Vorstellungen zur Lebensgestaltung der jeweiligen Person orientieren.

Schon zu Anfang der Veranstaltung ist klar, dass es nicht darum geht, sich selbst zu feiern und am derzeitigen Zustand des Gemeindepsychiatrischen Verbunds festzuhalten, sondern diesen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Von der „Anstalt“, die früher die einzige Anlaufstelle für psychisch kranke Menschen gewesen ist, bis zum „Gemeindepsychiatrischen Verbund“ mit vielen personenzentrierten Unterstützungsmöglichkeiten war und ist es ein weiter Weg. 

Georg Schulte-Kemna stellt bei seinem Impuls-Vortrag fest, dass es bei den Unterstützungsangeboten für psychisch erkrankte Menschen keinen Stillstand geben darf und es hier immer wieder neue Herausforderungen gibt. Es sind die psychisch erkrankten Menschen selbst, die die Arbeit im Gemeindepsychiatrischen Verbund auf den Prüfstand stellen: „Der häufig gebrauchte Begriff ‚Systemsprenger‘ müsste eigentlich ‚Systemprüfer‘ heißen. Wenn es solche Menschen gibt, die aus dem Unterstützungsraster fallen und keine Hilfe bei uns finden, dann stimmt etwas mit dem System nicht“, erläutert Schulte-Kemna, der selbst in vielen Funktionen und Bereichen bei der Unterstützung von Menschen mit psychischer Erkrankung gearbeitet hat.

Den Herausforderungen des Gemeindepsychiatrischen Verbunds im Rems-Murr-Kreis durften sich die Teilnehmer des Fachtags gleich im Anschluss an den Impuls in drei Themen-Workshops ganz praktisch stellen. Am Workshop „Jetzt mal ehrlich – was heißt Personenzentrierung in der Planung und Durchführung von Hilfen? Muss der Mitarbeiter alles machen, was der Klient will?“ war auch die Paulinenpflege Winnenden mit einem Moderator beteiligt. Alle Beteiligten waren sich einig, dass dies nicht der letzte Fachtag war. Fortsetzung folgt…

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