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„Lassen Sie sich weiter bewegen, damit wir als Paulinenpflege im Umgang mit gehörlosen Menschen noch besser werden“

|   PP

Bereichsübergreifende Pädagogische Tage zum Thema „Hörbehinderung“ sorgen für viele Impulse.

Knapp 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben aus verschiedenen Bereichen der Paulinenpflege an den diesjährigen Pädagogischen Fachtagen in der BBW-Sporthalle teilgenommen.

Schon die Auftakt-Referentin der Veranstaltung hat für viel Beachtung gesorgt: Silvia Gegenfurtner ist Sozialarbeiterin BA und studiere derzeit Soziale Arbeit im Master „Kritische Diversity und Community Studies“ und hat bei den Fachtagen über „Audismus“ referiert. Damit bezeichnet man die Diskriminierung tauber Menschen. Dieser liegt laut Silvia Gegenfurtner eine höhere Wertschätzung von Hören und Sprechen und eine Abwertung tauber Menschen als „defekt“ zugrunde. „Viele Hörende haben die Vorstellung, dass ein Leben ohne Gehör minderwertig sei. Eine Folge davon ist die Diskriminierung von Gehörlosenkultur und Gebärdensprache, die bis heute als weniger wert betrachtet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden“, sagt die Referentin.

Nach dem Vortag kam es zu lebendigen Diskussionen, wie auch Vorstand Andreas Maurer bemerkte: „Der Audismus-Vortag war ein aufwühlender Fachtage-Start. Es war herausfordernd wie und was die taube Referentin Silvia Gegenfurtner gesagt hat. Mein erster Gedanke war: ‚Aber eigentlich sind wir hier in der Paulinenpflege doch schon viel weiter!‘ Trotzdem ist es wichtig, das mal zu hören und auch stehenlassen zu können. Ein gehörloser Mensch erlebt tatsächlich im Laufe seines Lebens vom Kind bis zum Rentenalter immer wieder, dass sie bzw. er von der Kommunikation ausgeschlossen ist. Und das macht was mit einem. Die Paulinenpflege ist mit ihrer fast 200-jährigen Erfahrung mit schwerhörigen Menschen tatsächlich weiter als die Gesellschaft. Das müssen wir aber auch sein und auch bleiben und vor allem noch besser werden“.

Neben dem Audismus-Vortrag gab es viele weitere interessante und wertvolle Impulse. So referierte die leitende Psychologin von der VAMED Rehaklinik Bad Grönenbach, Ann Kathrin Meyer-Ponstein, über die psychologischen Aspekte von Hörschädigung. Daran schlossen sich zehn praxisnahe Arbeitsgruppen und Workshops an – von „Einblicke in die Hörgeschädigtenpädagogik“ über „Hörtechnik“ sowie „Einblicke in die „Taubblindenwelt“ bis hin zu „DGS +“ und „Lebenserfahrungen von gehörlosen Mitarbeitenden in der hörenden Welt“ wurde das Hauptthema der Fachtage von vielen Seiten betrachtet und bearbeitet. Auch die beiden Fachvorträge konnten in den Arbeitsgruppen vertieft werden.

Nach so vielen Informationen gab es zum Abschluss der Fachtage einen pantomimische Genuss mit „Jomi“. Der Kult-Pantomime Josef Michael Kreutzer schaffte auf seine ganz besondere Art bewegende, nachdenkliche und lustige Momente. Dabei stellte er u.a. mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtage ein pantomimisches Orchester zusammen.

Und nicht nur dieser Auftritt war ein Genuss – auch Zentralküche und Hauswirtschaft sorgten über beide Tage hinweg für eine ganz besonders leckere Verpflegung.

Am Ende der Fachtage waren die teilnehmenden Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter motiviert, nachdenklich und begeistert zugleich. Alle war sich einig, dass dieser Tag total abwechslungsreich und perfekt organisiert war<s>. </s>Die Feedbacks werden vom AK Hörbehinderung aufgenommen und bearbeitet.

Vorstand Andreas Maurer sagte in seiner Verabschiedung: „Ich danke allen, die diese eindrucksvollen Fachtage mitorganisiert und hier mitgearbeitet haben: Allem voran dem Arbeitskreis Gehörlosigkeit, unseren Dolmetscherinnen, unserer Eventmanagerin Stella Vekilyan, der Küche, der Hauswirtschaft, den Haustechnikern und Stefanie Lunczer für die auf den Punkt gebrachte und charmante Moderation.“ Und er gibt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf den Weg: „Lassen Sie sich weiter bewegen, damit wir als Paulinenpflege im Umgang mit gehörlosen Menschen noch besser werden“.

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