Es scheint so, als wartet der gesamte Großraum Stuttgart zwei Jahre lang darauf, bis das Hofgelände des Paulinenhofs bei Winnenden-Hertmannsweiler beim Tag der offenen Tür seine Tore öffnet. Schon beim Erntedank-Gottesdienst waren das Zelt und einige Bierbänke im Freien voll besetzt. Pfarrer Bleher aus Hertmannsweiler konnte bei der Begrüßung den am weitesten angereisten Besucher herausfinden: Dieser kam aus Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem Eröffnungslied „Du hast uns Deine Welt geschenkt“ begeisterten die Paulinenhof-Bewohner und –Beschäftigten mit Gesang und Gebärden. Auch Landesbauernpfarrer Dr. Jörg Dinger war vom Paulinenhof angetan und äußerte in seiner Predigt, dass er sich u.a. auf den Ochs am Spieß freue.
Kaum war der Segen am Gottesdienstende gesprochen, bevölkerten die Gottesdienstbesucher und Neuankömmlinge die Verpflegungsstände. „Euer Fest ist das Beste, dafür fahren wir extra von Stuttgart hierher. Es ist alles so schön hergerichtet, das findet man sonst nirgends“, erzählt eine Familie aus Echterdingen. Andere hüpfen schon auf der Strohhüpfburg oder freuen sich über die zahlreichen Geschenkideen aus den Werkstätten der Paulinenpflege und von Rumpelstil aus Winterbach. Besonders beliebt ist Führung durch die neue Heizzentrale des Paulinenhof, mit der nicht nur die Landwirtschaft, Gärtnerei und die Wohnheime, sondern auch die benachbarte „Blaue Arche“ beheizt wird.
Bei der Betriebsführung hinter die Kulissen von Landwirtschaft und Gärtnerei konnten die Festbesucher Hofchef Dietmar Oppenländer persönlich befragen. Dabei stand weniger der Bioland-Bauernhof an sich im Mittelpunkt als vielmehr die 30 Menschen mit Behinderungen, die hier einen Arbeitsplatz haben: „Ich wurde gefragt, was unsere Leute hier trotz ihrer Behinderung tun können. Viele waren erstaunt, was unsere Beschäftigten bei uns leisten und dass sie sich ihren Arbeitsplatz selbst ausgesucht haben, der nach ihren Fähigkeiten und Interessen gestaltet wird“, erzählt Dietmar Oppenländer. Auch bei den Festvorbereitungen und beim Fest selbst waren die Beschäftigten eifrig dabei: „Sie haben uns Mitarbeiter mit ihrer Art manchmal motiviert. Sie haben mir gezeigt, dass das nicht mein, sondern ihr Fest ist. Sie wollen ihren Arbeitsplatz und ihre Heimat zeigen, auf die sie stolz sind. Viele haben deshalb auch in ihrer Freizeit mit angepackt.“
Die absoluten Stars des Hoffestes waren natürlich die Tiere. Egal ob Wollschwein Emma mit Gatte Eberhard, die Alpakas Alpakas Cicero, Slowfox und Samson oder die kleinen süßen Ferkelchen mit Anführer Eddie – sie waren belagert und mussten für viele Fotoshootings herhalten. Auch die Oldtimer-Schlepper aus Hertmannsweiler standen im Mittelpunkt und wurden nicht nur von den Kindern „ausprobiert“.
Währenddessen sorgten die PP-Mitarbeiterband „Laiensclub“, der Bändertanz der Paulinenhof-Bewohner und die integrative Rhythmusguggen „Elefantis“ für Stimmung im Festzelt. Erst gegen 17 Uhr wird es langsam wieder ruhiger auf dem Paulinenhof und der eintägige Festplatz leert sich nach und nach. Als Abschlussüberraschung startet sogar noch ein Ballon auf der Wiese hiner dem Paulinenhof. Festorganisator Dietmar Oppenländer kann es noch nicht so recht fassen: „Unglaublich, wie viele Besucher den Weg zu uns gefunden haben. Wir sind froh und dankbar, dass fast alles reibungslos geklappt hat. Die vielen fröhlichen Gesichter sind Ansporn für uns, auch in zwei Jahren wieder unsere Türen und Tore zu öffnen.“