Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Paulinenpflege!
Eine Kollegin aus unserer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Murrhardt berichtet kurz vor Weihnachten über eine außergewöhnliche Begebenheit:
"Alles lief, wie immer bei der Generalprobe fürs Krippenspiel – einfach nur chaotisch. Die Hirten rannten die Engel um, die drei Weisen suchten den Stern in der falschen Richtung und Maria sauste in ihrem hochschwangeren Zustand immer einen Meter dem Josef voraus, wo er sie doch liebevoll stützen sollte. Es war also wie immer.
Aber eine Situation hat uns dann doch sehr ins Nachdenken gebracht. Wenn der Erzähler davon spricht, dass Maria in dem Stall ihr Kind zur Welt brachte, soll unsere Maria dafür im Kripple symbolisch eine Kerze anzünden. Das war bisher eine Szene, bei der man davon ausgehen konnte, dass allen klar ist, was sie zu tun haben. Doch als Maria sich von ihrem Sitz erhob und über die Krippe beugte, rief sie statt eine Kerze anzuzünden verzückt: „Es ist ein Mädchen!!!“.
Nein, sie hatte sich das nicht selbst ausgedacht. Ein „liebevoller“ Kollege hat ihr das wohl in mühsamer Kleinarbeit beigebracht
Natürlich haben wir alle herzlich gelacht, aber dann hab ich mir überlegt, wie es wohl gewesen wäre, wenn Jesus als Mädchen geboren worden wäre. Es wäre wohl alles anders gekommen, denn Frauen hatten damals nichts zu sagen. Die ganze Mission seine bzw. ihres Lebens und auch Sterbens hätte dann wohl keine Kreise gezogen. Es hätte das Christentum nicht gegeben und auch keine Botschaft von Liebe und Vergebung.
Wir haben in der Gruppe der Krippenspieler dann darüber gesprochen. Und da meinte eine behinderte Beschäftigte, eine, von der ich das niemals so erwartet hätte: „Wenn das so ist, dass Gott sich das ganz genau überlegt, was er wann tut und warum, damit es gut wird, dann hat er sich auch überlegt, warum er uns ausgerechnet so gemacht hat, wie wir sind. Ich glaub, dass er uns sehr liebhaben muss.“ Ganz ehrlich – ich hatte Tränen in den Augen."
Ein Beispiel, wie bereichernd die Begegnung mit den Menschen, für die die Paulinenpflege da ist, oft sein kann!
Mit dieser kleinen Begebenheit wünschen wir Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Wir danken für die gute Zusammenarbeit und alle Unterstützung, die wir in diesem Jahr erfahren haben. Schön, dass es Sie gibt!
Ihre
Dr. Thomas Weinmann
Carlo Noé
Vorstände der Paulinenpflege Winnenden e.V.