*** Jetzt Michel eine Freude machen - schicken Sie eine Postkarte an: Paulinenpflege Winnenden, Kennwort: Michel, Ringstr. 106, 71364 Winnenden ***
*** Auch Clown Brokkoli Knoblauch von den "Clowns mit Herz Rems-Murr e.V." unterstützt die Aktion und bastelt Michel eine "Fette Karte". Machen auch Sie mit!***
Winnenden/Backnang (epd). Durch einen schweren Arbeitsunfall ist Michel Mündlein vom Hals abwärts gelähmt, muss künstlich beatmet und ernährt werden. Doch die Lebensfreude hat der 32-jährige VfB-Fan nicht verloren. Dazu tragen auch die mehr als 500 Postkarten bei, die er seit einem Facebook-Aufruf der Paulinenpflege bekommen hat.
«Schon als kleiner Junge stand Michel im Fokus der Familie», erinnert sich seine Schwester Eva Mündlein. «Unser Nachzügler versprühte viel Charme, war ein Spitzbub, der es verstand, Leute um den Finger zu wickeln.» Wie seine zwölf und neun Jahre älteren Schwestern Eva und Annie auch, besuchte der Junge mit Down-Syndrom den örtlichen Kindergarten in Ammertsweiler im Mainhardter Wald, bevor er im Montessori-Kindergarten und im Sonnenhof in Schwäbisch Hall weiter gefördert wurde.
«Meinem Vater war klar, dass Michel in einer Werkstatt für Behinderte nicht glücklich werden würde. Deshalb setzte er sich dafür ein, dass mein Bruder nach der Schule auf dem Paulinenhof in Winnenden-Hertmannsweiler arbeiten konnte», erzählt Eva Mündlein. Das erwies sich dann auch als «genau das Richtige» für den jungen Mann, der Tiere, frische Luft und Bewegung so sehr liebte.
«Michel war immer freiheitsliebend», sagt auch Matthias Knödler, Öffentlichkeitsreferent der Paulinenpflege, der den jungen Mann gut kennt. «Er genoss das Leben, machte gerne nach der Arbeit noch Winnenden unsicher.» Michel war auch auf dem Hof beliebt. «Wenn Michel gut drauf war, wirkte sich das auch auf seine Arbeitskollegen aus - und bei schlechter Laune auch», sagt Eva Mündlein.
Mit einem schweren Arbeitsunfall am zweiten Weihnachtstag 2018 änderte sich alles. Als sich beim Stalldienst zwei schwere Strohballen lösten und herabfielen, erlitt Michel neben mehreren Brüchen eine Rückenmarksverletzung und weitere Komplikationen. Er ist heute querschnittsgelähmt. Durch die künstliche Beatmung kann er kaum mehr sprechen und muss über eine Magensonde ernährt werden. Sein neues Zuhause ist eine Intensiv-Wohngruppe in Backnang. Und doch: «Michel ist nicht einfach ein bemitleidenswertes Opfer. Er kann anderen viel geben», weiß seine Schwester. «Die Pflegekräfte freuen sich, wenn sie bei ihm Dienst haben.»
Sein Lächeln hat Michel nicht verloren, genauso wenig wie seine Kommunikationsfähigkeit. «Wenige Wochen nach seinem Unfall habe ich ihm einen Spiegel mitgebracht. Da hat er sich angelacht und Grimassen gezogen», erzählt Mündlein. Auch Fotos von früher stimmten ihn fröhlich. Er habe eine ausgeprägte Mimik entwickelt, mit der er sich mitteile.
Geliebt und unterstützt wird Michel von seiner Familie, insbesondere von seinem Vater Karl, der fast täglich bei ihm ist, von Mitarbeitern der Paulinenpflege und ehemaligen Kollegen, von Freunden und von Fremden. Seine große Leidenschaft für den VfB teilt Michel mit Benjamin Layer, dem Vorsitzenden des Vereins OFC Weiß-Rote Schwoba Leutenbach 2002. Er vermittelte auch einen Besuch des VfB-Maskottchens Fritzle am Krankenbett. Über die Facebookseite der Paulinenpflege www.facebook.com/paulinenpflege kam viel Anteilnahme an Michels Schicksals. Die ermutigenden Kommentare wurden anfangs für ihn ausgedruckt. Doch dann hatten Matthias Knödler und Benjamin Layer die Idee zum Aufruf, an Michel zu Weihnachten Postkarten zu schicken. Das Ergebnis war überwältigend.
«Vor Weihnachten kamen täglich 20 bis 30 Karten an und inzwischen noch so vier oder fünf», berichtet Knödler. «Der jüngste Absender war ein halbes Jahr alt», erinnert sich Eva Mündlein. «Seine Eltern gestalteten einen Fußabdruck als Weihnachtsbaum.»
Viele Kinder hätten Zeichnungen geschickt, auch Geschenke wie Kuscheltiere, ein selbstgenähtes VfB-Kissen oder ein Trikot seien angekommen. «Es schreiben Junge wie Alte, Glückliche und Unglückliche, Menschen mit und ohne Behinderung», erzählt Michels große Schwester. Postkarten kämen auch aus dem Ausland, aus Neuseeland, Australien, Vietnam, USA, aus Holland wie aus Frankreich. «Manche schreiben Michel inzwischen regelmäßig», weiß Knödler.
Was als Weihnachtsüberraschung für Michel begonnen hat, geht weiter. Denn die Freude und Ermutigung durch die Aktion ist riesig: «Danke, danke, danke», schreiben die Mündleins auf Facebook. «Ihr habt euch von Michels Schicksal berühren lassen und nicht nur ihm, sondern uns allen ein sehr großes und wertvolles Geschenk gemacht: Ihr habt Freude und Trost geschenkt.»
Michel hat sich jede einzelne Postkarte und jeden Brief vorlesen lassen und jeden ganz lange betrachtet. Oft reagiert er mit einem kleinen Kommentar, immer lächelt er. Für ihn ist dieser Kontakt zur Welt ein Stück Glück.
Uta Rohrmann epd lbw ur leo