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Acht Mädels wirbeln über den Paulinenhof
und im Fernsehen

Großes Lampenfieber auf dem Paulinenhof: Das Landesfernsehen L-TV war zu Gast und hat die Beschäftigten der Hauswirtschafts-Arbeitsgruppe begleitet.

Dagmar, Carola, Christina, Elisa, Manuela, Roswitha, Cornelia und Sara arbeiten begeistert in der Hauswirtschaft des landwirtschaftlichen Biolands-Betriebs der Paulinenpflege Winnenden mit.  Ab sofort sind die Wirbelwinde auch in den Nachrichten des TV-Senders L-TV zu sehen:

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Und so sieht der Alltag der acht Mädels aus: Wo viel gearbeitet wird, da wird’s auch immer wieder dreckig und das gilt besonders auf einem Bauernhof. Daher ist dies auch auf dem Paulinenhof, dem landwirtschaftlichen Betrieb der Paulinenpflege Winnenden, nicht viel anders. Knapp 30 Menschen mit Behinderung arbeiten dort in der Landwirtschaft und hinterlassen dabei logischerweise auch Schmutz. Da ist es gut, dass es Dagmar, Carola, Christina, Elisa, Manuela, Roswitha, Cornelia und Sara gibt. Die acht Frauen sorgen nämlich dafür, dass der Paulinenhof schnell wieder blitzblank wird.

Sie gehören zur Hauswirtschafts-Arbeitsgruppe, die vormittags an vielen Ecken und Enden des Paulinenhofs putzt und reinigt, was das Zeug hält. Die fröhliche Truppe unterstützt dabei die Hauswirtschafts-Kräfte des Paulinenhofs, die nur ein bestimmtes Unterhaltsreinigungskontingent haben und vieles nicht so sauber halten könnten wie mit Unterstützung der acht behinderten Beschäftigten. Die haben sich ihren Arbeitsplatz selbst ausgesucht und das merkt man ihnen an. Anleiterin Julia Lade ist begeistert: „Ich bin stolz auf meine Mädels. Die haben Spaß an der Arbeit und das überträgt sich auf die gesamte Truppe. Auch wenn es oft viel zu tun gibt, wir kriegen alles hin“.

Für jede der Hauswirtschafts-Beschäftigten gibt es einen eigenen Wochenarbeitsplan. Je nach Behinderung und Auffassungsgabe sind die Pläne mehr oder weniger bebildert. So weiß jede der Frauen, wo sie wann was zu tun hat. „Jede unserer Frauen hat einen individuellen Arbeitsplatz, der an die jeweiligen Handicaps angepasst ist. Wir achten genau darauf, dass niemand überfordert ist“, erklärt die Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin des Paulinenhofs Karin Wagishauser.

So putzt zum Beispiel Carola das Haus, in dem das Büro des Hofleiters untergebracht ist. Dort stapfen Mitarbeiter wie Beschäftigte gerne mal mit ihren Arbeitsschuhen durchs Haus. „Männer sind halt Männer“ schmunzelt Carola und wischt weiter im Treppenhaus. Wobei auch die weiblichen Beschäftigten gerne mal mit nicht so ganz sauberen Schuhen durch das Haus laufen. Cornelia putzt indessen im Wohnheim nebenan. Dort wohnen viele der Beschäftigten des Paulinenhofs. Auch hier gibt es immer genug zu tun. „Ich putze gern im Wohnheim, da ist es nie langweilig“ weiß Cornelia zu berichten.

Zusätzlich zur alltäglichen Arbeit gibt es regelmäßig Hygieneschulungen, in denen zur Praxis auch die nötige Theorie vermittelt wird. Dazu gehört u.a. auch der Umgang mit den Reinigungsmitteln. So dürfen die Menschen mit Behinderung nur mit Reinigungsmitteln mit einem grünen Band arbeiten, rot bedeutet dagegen „Finger weg“, das sind Reinigungsmittel für Mitarbeiterinnen. Das Aufgabengebiet der Hauswirtschafts-Arbeitsgruppe geht weit über das Putzen und Reinigen hinaus. Dagmar hat zum Beispiel gelernt, den Trockner und die Waschmaschine zu bedienen.

Das gemeinsame Frühstück wird zusammen hergerichtet z.B. werden Salate dafür geschnippelt. Karin Wagishauser kennt einen weiteren Mehrwert für jede Einzelne der fröhlichen Truppe: „Viele unserer Beschäftigten wünschen sich, einmal selbständig in einer Wohnung leben zu können. Da ist diese Arbeitsgruppe das ideale Lernfeld, um später mal einen Haushalt mit wenig oder ohne Unterstützung führen zu können“.

Aktuell sind nur Frauen in der Hauswirtschaftsgruppe tätig. Das war nicht immer so. Ausgerechnet ein Mann führte zur Einführung der neuen Arbeitsgruppe im Jahr 1993 auf dem Bauernhof der Paulinenpflege. Hofleiter Dietmar Oppenländer erinnert sich noch genau: „Der neue Beschäftigte stand damals sehr verloren in seiner Arbeitslatzhose da. Er konnte mit den landwirtschaftlichen Tätigkeiten nichts anfangen und da hatten wir die Idee, dass er in der Hauswirtschaft mitarbeiten könnte.“ Inzwischen ist das „Gründungsmitglied“ berentet, hilft aber noch ab und zu ehrenamtlich in Küche und Speisesaal mit.

Damals wie heute ist auch das Einsatzfeld der Mitarbeiterinnen breit gefächert: Die direkte Anleiterin Julia Lade und ihre Kollegin haben nämlich noch weitere Aufgaben außerhalb der Hauswirtschaft. „Wir sind für unsere Mädels auch Seelsorger. Sie erzählen uns oft auch, wo der Schuh drückt, wer frisch verliebt ist oder wer gerade Liebeskummer hat. Meine Kollegin hat vor kurzem mit einer Beschäftigten in der Stadt ein Herzchen gekauft, weil sie frisch verliebt ist“.

Die große Liebe muss manchmal auch etwas hinten anstehen, denn die Arbeitsgruppe wirbelt ab und zu noch etwas schneller über den Hof: Zum Beispiel dann, wenn das große Hoffest oder der Weihnachtsmarkt vor der Tür stehen. Da soll der Paulinenhof für die vielen Gäste aus Nah und Fern ganz besonders blitzblank sein. Die acht Damen sind bei solchen Veranstaltungen im Service eingesetzt – dafür tragen sie extra ein schmuckes Halstuch und ein Namensschild, schließlich freuen sie sich, wenn sie angesprochen werden und den Hofbesuchern weiterhelfen dürfen.