„Ihr kommt acht Minuten zu spät. Das nächste Mal bitte pünktlich, sonst braucht Ihr gar nicht mehr zu kommen“, schallt es über den Sportplatz des Berufsbildungswerks in Winnenden. Der deutliche Appel stammt von Jugend- und Heimerzieher Stefan Simon, der hier seit Mitte Oktober wieder Schüler und Azubis aus der Paulinenpflege trainiert. Ein bunter Haufen, denn zu den vier Probetrainings haben sich über vierzig Jugendliche mit Behinderung und Migrationshintergrund angemeldet. Alle machen entweder eine Ausbildung im Berufsbildungswerk oder lernen an der Schule beim Jakobsweg.
„In den nächsten Wochen entscheidet sich, wer dann tatsächlich zur Mannschaft gehört. Mir ist wichtig, dass die Spieler hier motiviert sind und vor allem herausfinden, wie sie sich gewinnbringend einbringen können. Dazu gehören auch solche Basics wie Pünktlichkeit. Die Jugendlichen müssen z.B. lernen, dass die Pünktlichen nicht in der Kälte rumstehen müssen, nur weil ein paar wenige Trödler zu spät kommen“, erklärt er die Strenge, die auch einen guten Trainer ausmacht.
Zwei Jahre gab es den International United FC Winnenden nicht mehr. „Zum einen war das Interesse beim Schul- bzw. Ausbildungsstart 2019 an Fußball nicht mehr so groß. Zum anderen kam dann ein halbes Jahr später Corona und da waren wir lange Zeit völlig ausgeknockt“, berichtet Trainer Stefan Simon. „Jetzt kommen wir aber mit neuer Motivation und hoffentlich ganz viel Teamgeist wieder zurück.“ Teamgeist war schon immer eines der herausragenden Merkmale der total bunten Mannschaft. „Wenn hör- und sprachbehinderte Jugendliche, Autisten und Geflüchtete miteinander zusammenspielen wollen, muss es Kommunikation auf vielen Ebenen geben. Die Verständigung zwischen den Spielern funktioniert auf Deutsch, Englisch, in Gebärdensprache oder über Blickkontakt“, sagt Stefan Simon.
Und das hat nicht nur die Stuttgarter Kickers bisher ziemlich beeindruckt. Das Spiel gegen die Kickers im Frühjahr 2018 ist nur eines der vielen Highlights, die die Mannschaft schon erlebt hat. „Auch das 4:4 gegen den SV Fellbach war etwas ganz Besonderes für meine Jungs und mich oder die Duelle gegen den SG Sonnenhof. Am Schönsten war es immer, wenn wir andere Mannschaften in der Paulinenpflege begrüßen konnten. Diese Begegnungen sind unbezahlbar – für beide Seiten“, erinnert sich der Jugend- und Heimerzieher, der für dieses Mannschaftsprojekt 2015 den Jugenddiakoniepreis bekommen hat.
Und so wird er in den nächsten Monaten schon mal einige Mannschaften anschreiben, ob sie im neuen Jahr wieder gegen den IUFC Winnenden spielen wollen. „Dann zeigen wir das Menschen mit Handicaps genauso gut Fußball spielen können wie andere auch“, sagt Stefan Simon und ist schon wieder bei seinen Jungs, die sich auf dem Sportplatz inzwischen warmgelaufen haben. Wir drücken für das IUFC-Comeback alle verfügbaren Daumen!