„Zuerst haben wir gefragt, was sie schon können“, erklärten Lia Hetzel (18) und Tamara Pfeiffer (17). Die beiden Schülerinnen aus der "Schule beim Jakobsweg" der Paulinenpflege Winnenden geben Deutschunterricht für Musa Sillah (22) und für Sarjo Jassey (19). Beide Flüchtlinge kommen aus Gambia und wohnen in der Unterkunft an der Albertville-Realschule. Sarjo Jassey besucht bereits einen regulären Deutschkurs und bringt seine Unterrichtsmaterialien mit.
Als „Sprachtandem“ wird dieser Unterricht bezeichnet. Normalerweise hilft dabei ein Ehrenamtlicher aus Deutschland einem Flüchtling, die deutsche Sprache zu lernen. „Ich bin mit Tamara befreunde und wir wollten das gemeinsam machen“, so Lia Hetzel, „da war es naheliegend, diesen Unterricht für zwei Flüchtlinge zu machen, die auch miteinander befreundet sind.“ Organisiert wurde dieser Unterricht vom Freundeskreis Flüchtlinge Leutenbach und Winnenden.
„Wenn´s mit Deutsch noch nicht geht, erklären wir den beiden deutsche Grammatik auf Englisch“, sagt Tamara Pfeiffer. Die beiden Männer aus Gambia können gut Englisch. Gambia – das kleinste Land auf dem afrikanischen Kontinent – war bis 1965 britische Kolonie. Da die rund 1,8 Millionen Einwohner mehrere einheimische Sprachen sprechen ist Englisch nach wie vor die Amtssprache.
Tamara Pfeiffer und Lia Hetzel besuchen das Berufskolleg Gebärdensprache der "Schule beim Jakobsweg". Lia Hetzel kommt ursprünglich aus Altensteig im Schwarzwald. Für ihre Schulzeit in Winnenden wohnt sie gemeinsam mit einer Klassenkameradin in Birkmannsweiler. Tamara Pfeiffer stammt aus dem Winnender Ortsteil Schelmenholz.
Zum Sprachunterricht mit den Flüchtlingen treffen sie sich im Winnender CVJM-Haus, weil Tamara dort eine Jungschar leitet. „Von den beiden Afrikanern haben wir einiges über die Situation in Gambia erfahren“, sagt Tamara, „auch, warum sie von dort geflüchtet sind.“