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25 Jahre Arbeit und soziale Kontakte für psychisch kranke Menschen

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In einem Vierteljahrhundert ist die Zahl der Beschäftigten mit psychischer Erkrankung in der Reha-Werkstatt in Backnang von vier auf fast 200 angestiegen. Am 1. September hatte diese sehr gefragte Werkstatt der Paulinenpflege Winnenden Geburtstag.

Die im Jahr 1989 mit vier Personen in Leutenbach-Nellmersbach begonnene Arbeit erfuhr ein vehementes Wachstum: 1992 wurde im Industriegebiet Süd in Backnang „Beim Erlenwäldchen“ ein Gebäude angemietet, in dem 42 Werkstattplätze eingerichtet wurden. Mit der Einweihung des Werkstattneubaus 1998 auf dem Nachbargrundstück war eine Erweiterung auf 72 Plätze verbunden, inzwischen gibt es 145 genehmigte Werkstattplätze.

„Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung, dass immer mehr Menschen von dieser Krankheit betroffen sind“, sagt Werkstattleiter Reiner Walther. Nach einer Statistik der Krankenkassen sind psychische Ursachen der häufigste Grund für Erkrankungen im Arbeitsleben geworden. Wie alle Einrichtungen für psychisch kranke Menschen ist deshalb auch die Werkstatt in Backnang überbelegt. Tatsächlich sind es derzeit etwa 170 Personen, die diese Unterstützung ihres Alltags in Anspruch nehmen.

Schon seit vielen Jahren sind 25 Werkstattplätze in ein Gebäude der Paulinenpflege in Winnenden ausgelagert, um vor Ort ein wohnortnahes Angebot für die Betroffenen machen zu können. „Besonders positiv ist zu werten, dass derzeit 12 Personen auf sogenannten betriebsintegrierten Einzelarbeitsplätzen bei Firmen in der Region arbeiten. Sie sind damit näher an der Realität, das ist eine sehr gute Entwicklung“, freut sich Walther.

Die Arbeitsaufgaben für die Beschäftigten werden nach individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten ausgesucht. Die hierfür benötigten Aufträge erhält die Reha-Werkstatt von Industriebetrieben aus der ganzen Region. Schwerpunkte dieser Arbeiten liegen im Montage- und Verpackungsbereich sowie in der industriellen Textilfertigung. Hier herrscht eine beiden Seiten nützliche „win-win-Situation“. Konsequente Kundenorientierung, modernes  Qualitätsmanagement und eine ausgefeilte Arbeitsteilung sichern beste Arbeitsergebnisse und machen die Werkstatt zu einem flexiblen und  geschätzten Partner der Industrie. Hierbei kommen auch Technologien wie Ultraschallschweißen oder Laserbeschriftung zum Einsatz. Noch recht neu ist das Angebot von Scandienstleistungen und Aktenvernichtung.

Ziel ist die Wiedereingliederung der Erkrankten in den freien Arbeitsmarkt. Wer das krankheitsbedingt nicht kann, wird dauerhaft in der Werkstatt aufgenommen. Arbeitsbegleitende Maßnahmen wie Schulungen, Alltagstraining und Freizeitmaßnahmen sorgen für Abwechslung vom Arbeitsalltag. Das Jubiläum wird nur im kleinen Rahmen intern gefeiert. Statt eines Festes gab es einen gemeinsamen Ausflug der Beschäftigten zur Landesgartenschau nach Schwäbisch Gmünd. 

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Rund 170 Beschäftigte sind in der Reha-Werkstatt