Gespannt warten am Nachmittag knapp 20 Teilnehmer aus dem Bildungspark der Paulinenpflege Winnenden auf dem Parkplatz der Giesser Messerfabrik in Hertmannsweiler. Die jungen Menschen mit Behinderung, die im Rahmen des sogenannten „Berufsbildungsbereich“ auf das Arbeitsleben vorbereitet werden, machen heute eine messerscharfe Exkursion.
Damit jeder alles sieht, werden die Besucher in zwei Kleingruppen in die Geheimnisse der Messerfabrik eingeweiht. Und die staunen nicht schlecht als Geschäftsführer Hans-Joachim Giesser und seine Mitarbeiterin Enikö Gref erzählen, dass hier z.B. 1.500 verschiedene Messersorten produziert werden – die setzen sich aus ca. 500 Klingensorten mit verschiedenen Griffen zusammen.
Geschäftsführer Giesser erklärt, dass die Messer nicht nur scharf sein und gut aussehen müssen: „Besonders wichtig sind die Farben der Griffe – in Schlachthöfen zeigt die Farbe an, welche Schicht gerade dran ist. In der Gastronomie sind die Farben dafür da, zwischen Brot-, Fleisch- oder Gemüsemesser besser unterscheiden zu können.“ Danach geht es ins Lager, in dem 250.000 Klingen zur Verarbeitung lagern, pro Tag werden rund 8.000 Messer produziert.
Eifrig schreiben die Bildungspark-Teilnehmer mit, denn schließlich könnte auch dieser Betrieb als Praktikumsstelle für die Menschen mit Behinderung in Frage kommen. Bildungspark-Mitarbeiterin Anola Müller-Elßer erläutert: „Praktika und Betriebsbesichtigungen gehören zur lebenspraktischen Schulung bei uns im Bildungspark. Sie soll den jungen Menschen mit Behinderung die ersten Schritte im Berufsleben ermöglichen. Je nach Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmer wird ausprobiert, welche Tätigkeitsfelder eine Zukunftsperspektive im Berufsleben darstellen können.“
Nachdem alle Teilnehmer vom Lager über die Verarbeitung bis hin zu Verpackung und Versand der Messer alles gesehen haben, können die jungen Erwachsenen den Geschäftsführer mit Fragen löchern. „Wohin werden die Messer verkauft?“, „Welche Berufe werden ausgebildet?“ oder „Was muss ich können, damit ich ein Praktikum bei Giesser machen kann?“ werden in der großen Runde besprochen. Natürlich dürfen auch typische Messer-Fragen wie „Stellen Sie auch Messer für Linkshänder her?“ oder „Sind noch andere schrillere Farben für die Messergriffe geplant?“ nicht fehlen.
Die große Auswertung der Exkursion findet dann einen Tag später in den Räumen des Bildungsparks in der Winnender Max-Eyth-Straße statt. In der „Mir gefällt nicht“-Spalte stand nur: Langes Stehen. In der „Mir gefällt“-Spalte u.a. Messer herstellen, Auffüllung der Spritzgussmaschinen, Mitarbeiter und „Chef ist cool gechilled und locker“. Die Messerfabrik kann daher sicher mit einigen Praktikumsanfragen aus der Paulinenpflege Winnenden rechnen.