„Guildo hat euch lieb“ ist nicht nur einer der Erfolghits von Sänger Guildo Horn, sondern wohl auch seine Lebenseinstellung. Paulinenpflege-Bewohner Wolfgang Jochum, der in der Korbmacherei der „Backnanger Werkstätten“ arbeitet, hat jedenfalls diese Erfahrung gemacht. Mitte November war er als Gesprächspartner der etwas anderen SWR-Talkshow „Guildo und seine Gäste“ nach Baden-Baden eingeladen worden und hat den „Meister“, Guildo Horn“ zwei Tage lang hautnah erlebt. „Guildo war super, sehr nett und überhaupt nicht überheblich. Er hat viele Späßchen mit uns gemacht“, schwelgt Wolfgang Jochum mit leuchtenden Augen in seinen noch ganz frischen Fernseh-Erinnerungen. Auch Betreuerin Claudia Hese, die den Talkgast mit in die SWR-Fernsehstudios begleitet hat, ist vom gelernten Diplom-Pädagogen und Musiktherapeuten Horn sehr angetan: „Guildo war sehr angenehm und überhaupt nicht so verrückt, wie er im Fernsehen manchmal rüberkommt. Er ist mit den Menschen mit Behinderungen vorbildlich umgegangen, einfach ein Mensch wie Du und ich, dem man abspürt, dass er schon in der Behindertenarbeit tätig war!“
Angefangen hat für Wolfgang Jochum alles mit einem richtigen Fernseh-Casting diesen Sommer in Stuttgart. Damals wurde die Paulinenpflege Winnenden von der beauftragten Casting-Firma für eine neue Sendung, in der Menschen mit Behinderungen ganz „normale“ Themen diskutieren, angefragt. Eine Woche später waren schon drei Bewohner aus der Paulinenpflege in Stuttgart, nach einem zweiten Casting in Karlsruhe blieb dann Wolfgang Jochum übrig und es war klar: Er wird in einer der ersten Ausgaben der Talkshow mit dabei sein. Anfang November folgte dann die Aufzeichnung der Folge von „Guildo und seine Gäste“, in der Wolfgang Jochum eine wichtige Rolle spielen sollte.
Die Anreise und das Kennenlernen war bereits am Vorabend der Fernsehproduktion. In einem Hotel auf dem SWR-Gelände am Fremersberg konnten sich Guildo und seine Talk-Gäste in lockerer Atmosphäre beschnuppern. Ernst wurde es erst am nächsten Tag: Nach dem Frühstück wurden mit Gastgeber Guildo Horn und weiteren drei Menschen mit Behinderungen die Themen der Sendung besprochen: Vom Vergewaltiger auf dem Gefängnisdach über die aktuellen Ehescheidungen in der Promi-Welt bis hin zu den Weihnachtswünschen der behinderten Menschen war einiges dabei, was den Talkgästen unter den Nägeln brannte. Nach der Maske und einer weiteren kulinarischen Stärkung vor dem Studio ging’s direkt rein ins Scheinwerferlicht und vor die Kameras.
„Zuerst wurden wir einzeln aufgerufen und der Regisseur hat uns gesagt, was wir tun sollen, damit wir im Vorspann gut rüberkommen“, erzählt Wolfgang Jochum, „dann hat sich Guildo Horn mit allen eine Stunde lang unterhalten. Lampenfieber habe ich überhaupt keines gehabt. Irgendwann habe ich sogar vergessen, dass da Kameras rum stehen. Vorher war ich noch ziemlich schüchtern – als das Rotlicht anging, hab ich richtig losgelegt!“
Und so waren die geplanten sechzig Minuten schnell um. Betreuerin Claudia Hese, die Teile der Sendung im Regieraum verfolgen konnte, ist mehr als zufrieden: „Ich war richtig stolz auf Wolfgang. Er hat sich im Gespräch mit Guildo sehr gut geschlagen und Guildo hat ihn richtig gut aus der Reserve gelockt“. Zu sehen war das Ergebnis dann sogar zweimal, denn seit die Sendung den begehrten BG Paralympic Media Award abgeräumt hat, wird „Guildo und seine Gäste“ nicht nur im SWR-Fernsehen, sondern sogar europaweit auf 3sat ausgestrahlt. Für Wolfgang Jochum war das voraussichtlich nicht der letzte Fernsehauftritt, er hat große Chancen, auch in der nächsten Staffel von „Guildo und seine Gäste“ wieder dabei zu sein. „Jederzeit wieder“ beantwortet er die Frage, ob er denn noch mal mitmachen würde. Er grinst und arbeitet weiter an dem riesigen Hundekorb, den Guildo Horn in der Korbmacherei der „Backnanger Werkstätten“ bestellt hat. Übrigens nicht für seinen Hund, sondern für sich selbst – Guildo möchte zukünftig selbst im riesigen Geflecht drin liegen.