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Es geht weit mehr als um das handwerkliche Lernen

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Menschen mit Behinderung aus der Paulinenpflege Winnenden fertigen Möbel für wartende Kinder im Rems-Murr-Klinikum an. Und die Bildungspark-Teilnehmer haben dabei nicht nur gelernt, wie man Möbel für den Wartebereich baut.

„Weil Kinder schnell spüren, ob sich ein Erwachsener wirklich kümmert, versuchen wir ihnen die Geborgenheit zu geben, die eine kindgerechte Therapie erst möglich macht.“ das ist das Credo vom Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Rems-Murr-Klinikum Winnenden, Prof. Dr. med. Ralf Rauch. Zu dieser Atmosphäre haben auch zehn Menschen mit Behinderungen des Berufsbildungsbereichs aus dem Bildungspark der Paulinenpflege Winnenden einiges beigetragen. Gleich im Wartebereich der Ambulanz der Kinder- und Jugendmedizin stehen nämlich Möbel, die von Schreinermeister Thomas Grau und seinen „Azubis“ angefertigt wurden.

In den vergangenen Monaten wurden von den jungen Erwachsenen, die im Bildungspark auf das Berufsleben vorbereitet werden, Sitzwürfel gebaut, in denen auch Spielzeug gelagert werden kann. Dazu kamen Tische zum Spielen, Bänke und ein Regal mit Schranktüren. Das Regal war schon im alten Krankenhaus in Waiblingen. „Wir sind vor zwei Jahren gefragt worden, ob wir das Regal von Waiblingen ins neue Klinikum nach Winnenden umziehen und dort neu installieren können. Kurz darauf wurde daraus ein großer Auftrag mit vielen neuen Möbeln, die wir planen und herstellen sollten“ erzählt Thomas Grau, wie der Bildungspark an diesen ganz besonderen Auftrag kam.

Als klar war, dass es um weit mehr als um den Umzug des Regals geht, wurde es für Thomas Grau und die Bildungspark-Teilnehmer richtig aufregend: „Wir mussten uns bei den Besuchen auf der riesigen Baustelle beim Security Service des Klinikums anmelden, wurden mit Gummistiefeln und Bauhelmen versorgt und durften dann ganz exklusiv an die Stelle, an der der Warteraum entstehen sollte.“ berichtet Thomas Grau über die ersten Inspektionen vor Ort.

Danach ging es in der Schreinerwerkstatt des Bildungsparks in der Winnender Max-Eyth-Straße Schritt für Schritt voran: Erst lernten die Teilnehmer die Zeichnung für die Möbel zu lesen, dann wurde das Holz zugeschnitten, Verbindungen mit Dübeln hergestellt und dann die Oberfläche gestaltet. Hier konnten sich die Menschen mit Behinderung nicht nach Lust und Laune ausleben, sondern mussten sich an das vorgegebene Farbkonzept der Rems-Murr-Kliniken halten. „Wir haben vorab ein ganzes Buch erhalten, in dem stand, welche Farben wir benutzen dürfen und welche Oberflächenstruktur das Holz haben darf. Diese Vorgaben haben wir genau abgearbeitet“ beschreibt Schreinermeister Grau die ganz besonderen Herausforderungen dieses Projekts.

Zum Auf- und Einbau der Möbel wurden die Gummistiefel gegen Überschuhe getauscht, die den neuen Boden im Wartebereich schützen sollten. Für die jungen Leute mit Behinderung war auf der Baustelle nicht nur das handwerkliche Lernen wichtig: „Bei diesem lernfeldbezogenen Projekt geht es um ein ganzheitliches Lernen“, erklärt Schreinermeister Thomas Grau, „meine Teilnehmer haben hier zum Beispiel auch gelernt, wie benehme ich mich auf der Baustelle gegenüber unseren Kunden und auch gegenüber den anderen Handwerkern. Das Sozialverhalten ist genauso wichtig wie die eigentliche handwerkliche Arbeit“.

Stolz präsentierten die Teilnehmer des Bildungsparks „ihr Werk“ bei einer kleinen Eröffnung, zu der die Klinikleitung und Oberärztin Andrea Aichler eingeladen hatten. Sie bedankte sich bei den Teilnehmern des Bildungsparks für die zuverlässige und akkurate Arbeit. „Noch schöner war es für die jungen Erwachsenen, dass sie sich ein kleines Denkmal mitten in der neuen Klinik gesetzt haben. Das hat dem oft gering vorhandenen Selbstwertgefühl meiner Teilnehmer sehr gut getan“, freut sich Thomas Grau und verweist damit auf ein weiteres wichtiges Ziel im Bildungspark: Die Stärkung des Selbstwertgefühls von Menschen mit Behinderungen.

Das lernfeldbezogene Projekt ist eines der Module, die im Bildungspark jungen Menschen mit Behinderung die ersten Schritte im Berufsleben ermöglichen soll. Je nach Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmer wird ausprobiert, welche Tätigkeitsfelder eine Zukunftsperspektive im Berufsleben darstellen können. Wichtig ist hierbei der Realitätsbezug, um Fähigkeiten und Grenzen kennen zu lernen und besser einschätzen zu können.

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