»Im letzten Monat hat die UNO eine weltweite Umfrage durchgeführt. Die Frage lautete: „Geben Sie uns bitte Ihre ehrliche Meinung zur Lösung der Nahrungsknappheit im Rest der Welt ab.“ Die Umfrage stellte sich – nicht unerwartet – als Riesenflop heraus. In Afrika wussten die Teilnehmer nicht, was „Nahrung“ ist… Osteuropa wusste nicht, was „ehrlich“ heißt… Westeuropa kannte den Begriff „Knappheit“ nicht… Die Chinesen wussten nicht, was „Meinung“ ist… Der Nahe Osten fragte sich, was denn „Lösung“ bedeute… Südamerika war der begriff „bitte“ völlig fremd… und in den USA wusste niemand, was „der Rest der Welt“ ist!«
Dieser Text wurde in den letzten Wochen per WhatsApp verbreitet. Er spielt mit unseren Klischees und unseren Vorurteilen. Genauso ist es mit den Afrikanern, den Chinesen und so weiter – oder?
Was wäre wohl gewesen, wenn damals in Bethlehem alle Menschen so reagiert hätten, statt ihre Klischees abzulegen und selber nachzuschauen? „Engel – gibt’s doch gar nicht!“ „Etwas Wichtiges in einem Stall? Kann nicht sein. Erlöser? Schon gar nicht!“ „Ein Stern? Na und?“… Wir wüssten nichts von Weihnachten. Vielleicht wäre die gesamte Weltgeschichte ganz anders verlaufen. Zum Glück haben weder die Hirten noch die Weisen aus dem Morgenland so reagiert.
Und wir, sind wir nicht auch zu oft zu schnell bei der Hand? „Das kann der nicht!“ „Was, mit Behinderung? Besser nicht allein!“ „Aus der Schule geflogen? Aus dem wird nichts.“ „Geistig behindert? Dann verstehst du das eh nicht!“… Ich könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen. Solche Reaktionen, oft ausgesprochen, noch öfter nicht ausgesprochen, erleben viele der Menschen, die bei der Paulinenpflege lernen, arbeiten und/oder leben. Das ist jedes Mal eine Verletzung.
Umso wichtiger und schöner, dass es Menschen gibt, die das anders sehen und so erfahren, wenn man sich auf diese Menschen einlässt kann man was erleben – als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Paulinenpflege, als Ehrenamtliche, als Unterstützer und Wegbegleiter unserer Arbeit. Herzlichen Dank dafür!
Seit neuestem kann man übrigens genau das auch im neu eröffneten Gasthaus Lamm in Leutenbach erleben – ein Besuch lohnt sich! Doch an Weihnachten ist es geschlossen, da haben wir anderes vor: Unter anderem unsere Klischees und unsere Vorurteile hinterfragen zu lassen, um nicht wegen unserer vorgefertigten Meinung und schnellen Urteile die Engel oder den Erlöser zu übersehen, wenn sie uns im Alltag und in anderen Menschen begegnen.
Ihnen allen wünschen wir, dass Sie sich durch die Weihnachtsgeschichte neu inspirieren lassen,
Ihre
Andreas Maurer und Carlo Noé