Zum Inhalt springen

Schwäbische Wertarbeit in betreuten Kleingruppen - BKW wird 40 Jahre alt

|   BKW

Die "Backnanger Werkstätten" (BKW) haben sich zu einem bedeutsamen, innovationsfähigen Industriepartner entwickelt. Die Wurzeln reichen sogar bis ins Jahr 1823 zurück.

1977 wurden die Backnanger Werkstätten (BKW) als Einrichtung der Paulinenpflege Winnenden gegründet.  Sie bieten heute 550 Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz. Zudem haben sich die Backnanger Werkstätten in den vergangenen 40 Jahren als zuverlässiger Partner und Zulieferer der Industrie, vor allem aus der Automobil- und Elektrobranche, einen Namen gemacht. Der 40. Geburtstag der BKW wird am Freitag, dem 17. November 2017 gefeiert. Es gibt eine Feierstunde im Kreis von Geschäftspartnern und Freunden. Für die Öffentlichkeit wird ab 15 Uhr im Firmengebäude in der Industriestrasse 17 ein „Wintermarkt“ mit vielen Geschenkideen und Verpflegungsangeboten veranstaltet.

Die Wurzeln der Backnanger Werkstätten reichen bis in die Gründungszeit der Paulinenpflege im Jahr 1823 zurück. Damals wurden betreute Menschen zu Arbeiten in der Landwirtschaft sowie in verschiedenen hauswirtschaftlichen und handwerklichen Bereichen eingesetzt. 1906 wurden eine Korbmacherei und eine Bürstenbinderei eingerichtet. Zur Gründung der Backnanger Werkstätten kam es 1977, um den Bedarf an behindertengerechten Arbeitsplätzen für Menschen aus dem Altkreis Backnang zu decken. Hierfür erhielt die Paulinenpflege einen Versorgungsauftrag. Mit 28 Arbeitsplätzen wurde im Gebäude Industriestrasse 18 begonnen. Um die Jahrtausendwende wurde das Gebäudes Industriestraße 17, zuvor Boschdienst Alber erworben. Hier befinden sich heute ein großer Metallbereich (CNC Bearbeitung, Bohren, Sägen, Fräsen), die Textilstanzerei und –näherei sowie das Paulinenlädle, in dem Eigenprodukte angeboten werden.

Ein Ort der Betreuung, Förderung und Integration

Die Arbeit mit den behinderten Menschen gliedert sich konzeptionell in den Berufsbildungsbereich, den Produktionsbereich, sowie in Förder- und Betreuungsgruppen für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen auf. In allen Bereichen wird in kleinen, überschaubaren Gruppen gearbeitet. Aber Produktion ist hier nicht alles: Die Menschen erfahren individuelle Betreuung, Anleitung und viel Zuwendung durch die sowohl fachlich als auch pädagogisch geschulten Gruppenleiter/innen und Sozialarbeiter/innen. Begleitende Dienste und Angebote unterstreichen das ganzheitliche Verständnis von Arbeit. Hierzu gehören Sportangebote und viele andere Gruppenaktivitäten, denn der Spaß soll hier nicht zu kurz kommen.

Zweigwerkstatt Murrhardt

Nachdem die Werkstätten in Backnang im Jahr 1987 an erste Kapazitätsgrenzen stießen, mussten Erweiterungen geplant werden. Da stets ein Teil der Beschäftigten aus dem nordöstlichen Teil des Rems-Murr-Kreises kam, lag es nahe, den Standort einer neuen Zweigwerkstatt in diesem Teil der Region anzusiedeln. Insgesamt 72 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen konnten im Jahr 1989 in einem ehemaligen Industriegebäude in der Chemnitzer Straße in Murrhardt eingerichtet werden. Auch hier wurde zwischenzeitlich auf rund 100 Arbeitsplätze erweitert. Das weitaus größte Arbeitsgebiet in Murrhardt ist eine Metallsägerei.

Reha-Werkstatt für psychisch erkrankte Menschen

Die Erfahrungen aus den Werkstätten für Behinderte haben gezeigt, daß ein gemeinsames Zusammenleben von geistig behinderten und psychisch erkrankten Menschen für beide Seiten nicht förderlich ist. 1989 wurde deshalb in Leutenbach-Nellmersbach eine eigene Werkstatt für psychisch Erkrankte eingerichtet. 1992 erfolgte der Umzug ins Industriegebiet Backnang-Süd. Inzwischen sind dort mehrere Gebäude bezogen. Das Arbeitsangebot auf fast 200 Arbeitsplätzen ist vielseitig und reicht über Verpackungs-, Sortier- und Montagearbeiten bis hin zu handwerklichen und Bürotätigkeiten. Ziel ist die Stabilisierung des Gesundheitszustands der Beschäftigten und die Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt oder eine Beschäftigung in der Werkstatt.

Landwirtschaft

Auf dem Paulinenhof bei Winnenden-Hertmannsweiler arbeiten 30 Menschen mit  Behinderung in der Landwirtschaft. Seit 1992 stehen für diese Beschäftigten auf dem Paulinenhof auch Wohnangebote zur Verfügung. Im Jahr 2001 wurde der Betrieb von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Über ein "Hoflädle" werden landwirtschaftliche Produkte direkt vermarktet.

Leistungsfähiger Industriezulieferer

Die Backnanger Werkstätten sind in den letzten Jahrzehnten zu einem bedeutsamen Partner und Zulieferer der Industrie geworden: Tätig sind die BKW als flexible Serienfertiger von Teilen oder Baugruppen. Besondere Kompetenzen haben sich die Werkstätten im Sägen, Entgraten und Weiterverarbeiten von Rohren oder Profilen aus verschiedenen Metallen angeeignet. Montagearbeiten können übernommen werden; von einfachen Lötarbeiten bis zur Komplettmontage ganzer Bauteile. Lange Erfahrung existiert auch im Verpacken oder Kommissionieren von Produkten aller Art, ob in Handarbeit oder mit Hilfe von automatischen Verpackungsmaschinen. Hinzu kommt eine große Kapazität zur Fertigung industrieller Textilprodukte.

Als Eigenprodukte werden Korbwaren und Stuhlgeflechte gefertigt und repariert. Recht neu sind Erzeugnisse aus gestanztem Filz, vor allem verschiedene Taschen, die unter der Marke „Back’n’Bag“ verkauft werden.

Die Backnanger Werkstätten behaupten sich stabil am Markt und zu ihren Kunden gehören namhafte Firmen wie etwa Daimler, Bosch, Kärcher oder Weru. Das ist ein Ergebnis konsequenter Firmenpolitik, deren Basis das klare Bekenntnis zu „schwäbischer Wertarbeit“ ist. Dazu gehören ausgetüftelte Arbeitsvorrichtungen, die für Null-Fehler-Ergebnisse sorgen und eine Aufteilung der Arbeit in viele Schritte, so dass die einzelnen Arbeitsvorgänge die Beschäftigten nicht überfordern. In steigendem Maße werden die BKW auch als innovationsfähiger Partner angesehen, der sein Know-How bei der Produktentwicklung einbringt.

Zurück