Carola freut sich über die Kartoffeln, denn davon kann man die leckeren Pommes machen. Benny arbeitet am liebsten mit den Kühen. Seine Freundin Dagmar ist dankbar für ihren Benny und zeigt ganz stolz ein Foto von beiden Verliebten Arm in Arm in die Menschenmenge im großen Festzelt auf dem Paulinenhof. Als Einstieg in den Erntedankgottesdienst werden die Paulinenhof-Bewohner gefragt, wofür sie dankbar sind und spätestens da ist klar, dass der Paulinenhof mit seinen Originalen ein ganz besonderer Lebens- und Arbeitsort ist. Rund 30 Menschen mit Behinderung leben und arbeiten auf dem landwirtschaftlichen Bio-Betrieb der Paulinenpflege Winnenden.
Heute herrscht allerdings Ausnahmezustand, denn es werden viele Gäste aus Nah und Fern zum Tag der offenen Tür erwartet. Die Wetteraussichten sind zunächst nass und trüb, doch kurz vor 10 Uhr reißt der Himmel auf. Und so ist das liebevoll geschmückte Festzelt schon zum gemeinsamen Gottesdienst der Paulinenpflege mit der Kirchengemeinde Hertmannsweiler gut gefüllt. Dekan Timmo Hertneck stellt passend zu Erntedank Worte aus dem Psalm 145 „Aller Augen warten auf Dich, oh Herr. Du gibst uns Speise zur rechten Zeit.“ in den Mittelpunkt der Predigt. Gerade in der heutigen Fastfood-Zeit gelte es, sich wieder darauf zu besinnen, woher das Essen kommt und dass dies nicht für alle und überall so selbstverständlich ist, wie bei uns, erläutert Hertneck.
Von Fastfood-Kultur ist nach dem Gottesdienst auf dem Gelände des Paulinenhofs nichts zu spüren. Strahlende Gesichter freuen sich über frisch gebackene Waffeln, den Bio-Ochsen am Spieß oder knackige Salatteller. Hofleiter und Festorganisator Dietmar Oppenländer ist froh, dass das Angebot so gut ankommt: „Es war wieder viel Arbeit in den letzten Wochen, manchmal bis an die Grenzen der Belastbarkeit des gesamten Teams. Aber wenn ich sehe, wie viele fröhliche Menschen jetzt auf dem Hof sind, haben sich die Mühen gelohnt.“ Nach dem Essen ist aber noch lange nicht Schluss, denn dann besuchen die Festbesucher die Tiere des Hofes, toben auf der Spielstraße oder shoppen an den Ständen mit Eigenprodukten aus der Paulinenpflege.
Wer dann wieder ein Päuschen braucht, genießt zum Beispiel Kaffee und Kuchen im rustikalen Cafe „Saustall“ oder setzt sich ins Paulinenzügle, um das Festgeschehen aus einer anderen Perspektive zu genießen. Auch das Hoflädle des Paulinenhofs hat im Rahmen der „Gläsernen Produktion“ geöffnet. Einen Blick hinter die Kulissen gibt es auch in der BBW-Gärtnerei und der benachbarten Wohnstätte „Blaue Arche“.
Pünktlich zum Ende des Festes setzt wieder der Dauerregen ein, bis dahin war von der Regenwetter-Vorhersage nichts zu spüren. Noch ein Grund mehr für Dankbarkeit und Freude auf dem Paulinenhof: „Ich bin echt sprachlos wie reibungslos das Hoffest abgelaufen ist. Strahlender Sonnenschein und zufriedene Besucher, was wollen wir mehr? Da steckt meiner Meinung nach aber mehr dahinter als unsere Planung“, staunt Dietmar Oppenländer und spielt damit auf den Predigttext des Gottesdienstes an.