Wer nicht ganz so bibelfest ist, weiß es vielleicht nicht mehr. Thomas Oesterle, Pfarrer der Pauluskirche in Schorndorf, hat es aber bei der Weihnachtsfeier für die Bewohner der Wiesenstraße (174 Asylbewohner leben derzeit dort) eindrücklich in Erinnerung gerufen: Auch Jesus von Nazareth war ein Flüchtlingskind.
Der evangelische Geistliche sagte das im Zusammenhang mit der Geschichte von den „drei Sternguckern", die er erzählte. Gemeint waren die Heiligen Drei Könige, die bekanntlich eines Tages am Himmel einen besonders hellen Stern sahen, sich auf einen langen Weg machten und ihm folgten. Irgendwann bleibt der Stern stehen über einer kleinen Hütte - nicht über einem Prachtpalast. In der Hütte sind Maria und Josef mit dem Jesuskind. Dem neuen König, wie es angekündigt worden ist und vor dem Herodes ungeheure Angst hat. So große Angst, dass der Herrscher befiehlt, alle Neugeborenen zu töten. Maria und Josef werden aber von einem Engel gewarnt und können mit dem Kind nach Ägypten fliehen. So entkommt Jesus von Nazareth den Häschern - und wird zum Flüchtlingskind. „Wie viele von euch", fügte Thomas Oesterle hinzu. Und er sagte auch, dass es die Geschichte sowohl im Christentum als auch im Islam gibt.
Schorndorfs Erster Bürgermeister Edgar Hemmrich, der erstmals an dieser Veranstaltung teilnahm, sagte mit Blick auf die Menschen aus der Wiesenstraße auch er sei dabei, sich in Schorndorf zu integrieren, nachdem er erst im letzten Jahr zum Ersten Bürgermeister hier gewählt worden sei.
Bürgermeister Hemmrich dankte ausdrücklich dem Netzwerk Wiesenstraße und seinen Freunden und Verbündeten, „die sich derer annehmen, die fremd in diese Stadt kommen", bis es gelinge, „diese Menschen in die Stadtgemeinschaft zu integrieren. Hemmrich versprach den Meschen aus der Wiesenstraße zudem Hilfe von der Stadt („Wir sind die erste Anlaufstation")
Kathrin Lillich, Leiterin des Netzwerkes Wiesenstraße, das zum Jugendhilfeverbund der Paulinenpflege Winnenden gehört und seit 2008 in Schorndorf tätig ist, sagte, für Christen sei Weihnachten das Fester der Liebe und Hoffnung. Aber auch Juden und Muslime würden es feiern, „sie besuchen und beschenken sich". Sie kündigte an, dass es für die Kinder eine Überraschung geben würde.
Das freilich hatten die Jungen und Mädchen aus verschiedenen Herren Länder schon vor Beginn der Veranstaltung gewustt. Denn wie sagte doch ein Junge beim Blick durch die Fenster der Pauluskirche mit hörbarer Vorfreude:
„Da sind die Geschenke!" Es gabe aber nicht nur die Bescherung, sondern auch auseichend zu essen und zu trinken, Gutlse zum Beispiel und Waffeln.
Quelle: Schorndorfer Nachrichten