Richtig lebendig geht es gerade an der Conrad-Weiser-Schule zu und das obwohl derzeit noch Sommerferien sind. Wie viele andere Schulen bietet auch die Gemeinschaftsschule in Aspach in den letzten beiden Ferienwochen sogenannte „Lernbrücken“ an. Bei diesem Projekt sollen Lernlücken geschlossen werden, die durch die Pandemie-Einschränkungen bei den Schülerinnen und Schülern in der Grundschule und Sekundarstufe entstanden sind.
Dass die Lernbrücken-Schüler schon zwei Wochen früher wieder auf der Schulbank sitzen, betrachten diese nicht als Strafe. Im Gegenteil, wie Schulleiterin Heidi Ahlers berichtet: „Die Schülerinnen und Schüler kommen gerne. Am Ende des letzten Schuljahres wurden von den Klassenlehrern Schüler eingeladen, bei denen die Lernbrücken Sinn machen. Dabei geht es in der Grundschule vorwiegend um Deutsch und Mathe und in der Sekundarstufe auch noch zusätzlich um Englisch. Obwohl in den zwei Wochen natürlich das Lernen im Mittelpunkt steht, haben viele auch ein bisschen „Ferienprogramm-Feeling.“
Die gute Stimmung und die hohe Motivation kommt sicherlich auch davon, dass die Lehrkräfte der Conrad-Weiser-Schule von den Ehrenamtlichen des Großaspacher Modells unterstützt werden. Während des Schuljahrs sind rund 30 Ehrenamtliche als Lese-, Lern- oder Klassen-Paten an der Schule. Für die Lernbrücken sind drei von ihnen nun auch schon während der Sommerferien aktiv. „Während acht Lernbrücken-Lehrerinnen und –Lehrer die Fachinhalte vermitteln, können die Ehrenamtlichen zusätzlich im Einzelsetting Vertiefung von Lerninhalten bieten und sich darüber hinaus um die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder kümmern. Für unsere Schule sind sie eine riesengroße Bereicherung - nicht nur bei den Lernbrücken.“
Das Großaspacher Modell ist eine Kooperation der Paulinenpflege, der Evangelischen Kirchengemeinde und der Gemeinde Aspach sowie des Kreisjugendamts Rems-Murr. Mit viel Herzblut koordiniert Paulinenpflege-Mitarbeiterin Claudia Berr ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn sie über den Schulhof läuft, wird sie von vielen Schülerinnen und Schülern direkt angesprochen: „Gerade hat mich ein Lernbrücken-Schüler gefragt, ob das denn nun mit der Lernpatenschaft im neuen Schuljahr klappt“, freut sich die Sozialpädagogin. „Die Schülerinnen und Schüler sehen so eine Patenschaft nicht als Makel an, sondern als etwas, auf das sie sogar stolz sind. Sie freuen sich über diesen zusätzlichen Ansprechpartner für herausfordernde Lerninhalte, aber auch für Sorgen und Nöte, die nicht einmal unbedingt immer die Schule betreffen müssen.“
Obwohl es bei den Aufgaben der Ehrenamtlichen also nicht um klassische Nachhilfe geht, unterstützen sie die Schülerinnen und Schüler enorm: „Das Großaspacher Modell schafft eine Atmosphäre, die das Lernen ungemein erleichtert. Wenn es einem Kind nicht gut geht, dann kann der Unterricht noch so gut sein, aber es kommt wenig rüber“, erläutert Rektorin Ahlers.
Carla Bendrich ist eine der Ehrenamtlichen, die gerade auch bei den Lernbrücken mit dabei ist - auch ihr macht dieses Projekt großen Spaß: “Mir gefällt die Beziehungsarbeit mit den Schülern sehr gut. Es hat sich ganz schnell eine Vertrauensbasis aufgebaut, die sehr wichtig ist. Außerdem kann man sehr kreativ sein, um gemeinsam Ziele zu erreichen. So kann es sein, dass wir spielerisch Mathe- oder Deutschinhalte üben, ohne dass es der betreffende Schüler merkt“, freut sich die gelernte Erzieherin. Und Ute Müller, die aus dem IT-Bereich kommt, ergänzt ebenfalls aus ehrenamtlicher Sicht: „Da wir eher neutrale Personen sind und nicht direkt zur Schule gehören, kommen wir ganzheitlicher an die Kinder ran. Wir haben Zeit und müssen keine Lehrpläne erfüllen.“
Die Zusammenarbeit zwischen dem Großaspacher Modell und den Lehrkräften der Schule funktioniert sehr gut, sagt Schulleiterin Heidi Ahlers: „Das ist wirklich ein tolles Miteinander zwischen den Ehrenamtlichen und Lehrern. Es ist hier ein eingespieltes Team, es gibt es keine Revierstreitigkeiten, jeder hat hier seine eigene Rolle, die wichtig ist. Und so können wir gerade sogar ‚Lernbrücken deluxe‘ anbieten.“
Wichtig ist Koordinatorin Claudia Berr, dass es regelmäßige Teamsitzungen mit ihren Ehrenamtlichen gibt: „So muss hier niemand Einzelkämpfer sein oder sich mit aufkommenden Problemstellungen alleingelassen fühlen. Und egal, was wir besprechen – eines ist immer klar: Im Mittelpunkt steht stets das Wohl der Kinder und Jugendlichen.“