Eine ganze Woche hat sich die Bodenwaldschule in eine große Spielstadt verwandelt. Aus den Unterrichtsräumen wurden Werkstätten, Ämter, Läden und auch Suppenküchen oder Tattoo- und Fitness-Studios. Im sogenannten „Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum für emotionale und soziale Entwicklung“ mit Grund- und Hauptschule der Paulinenpflege gab es nichts, was in einer echten Stadt nicht auch gibt. Und der Rektor der Bodenwaldschule Gottfried Götz wurde zum Bürgermeister ernannt.
Die Kids konnten sich im Regenbogenstadt-Arbeitsamt Jobs besorgen und dann z.B. in der Holzwerkstatt, in der Goldschmiede, im Second-Hand-Laden oder in der Suppenküche arbeiten. Auch „Stadthelfer“ war eine beliebte Tätigkeit – denn Recht und Ordnung ist in jeder Stadt wichtig. Die Lohnzettel wurden dann in die einzigartige Regenbogenstadt-Währung „Bogies“ eingetauscht.
Dafür gab es von Essen und Trinken über selbst hergestellte Produkte, Tattoos bis hin zu Second-Hand-Kleidung vieles zu kaufen. Alles natürlich erst nach dem Abzug von Steuern. „Für mich war es erstaunlich, dass viele Kids die Bogies nicht nur Essen oder Trinken ausgeben, sondern auch für Kleider gespart haben“, freut sich Lehrerin Swantje Messmer. Sie ist seit der ersten Spielstadt vor 16 Jahren mit dabei: „Damals hatte ein Kollegen-Team die Idee von einer anderen Schule mitgebracht. Wir waren zunächst skeptisch, ob das auch bei uns hier klappt“. Inzwischen ist die alljährliche Spielstadt nicht mehr von der Bodenwaldschule wegzudenken: „Wir fiebern jedes Jahr mit den Schülerinnen und Schülern auf diese ganz besondere Woche kurz vor den Sommerferien zu.“
Neben vielem bewährten gibt es auch immer was Neues. So hatte dieses Jahr der Second-Hand-Shop Premiere, für den vor allem die Lehrkräfte und deren Freunde und Bekannte viel gespendet haben. Das Highlight jeder Spielstadt, die im Jubiläumsjahr der Paulinenpflege unter dem Motto „Wo das Leben bunt ist“ stand, ist allerdings das Abschlussfest am Freitagnachmittag. Dann können Eltern, Verwandte, Freudinnen und Freunde über die Spielstadt staunen, hinter die Kulissen schauen und natürlich auch die Produkte ihrer Kids kaufen oder an den Essens- und Getränkeständen schlemmen. Dort trifft man sogar „den Bürgermeister“ als Grillmeister. Im Gegensatz zu den Schülerinnen und Schülern bezahlen alle anderen nicht in Bogies, sondern in Euro.
Als Fest-Zugabe stand eine berührende Theater-Aufführung von „Hans im Glück“ auf dem Programm. Das Stück wurde von zwei Theaterpädagogen des Backnanger Galli-Theaters mit einem Teil der Bodenwaldschüler im Rahmen einer Projekt-Woche eingeübt. Die Zwei- und Drittklässler standen wie echte Profis auf der Bühne – nur ganz selten musste die Souffleuse eingreifen. „Ich weiß, warum ihr so viel Spaß beim Einüben hattet – Ihr musstet bei der Projektwoche nicht schreiben, sondern nur Auswendiglernen, aber gerade das ist eine große Leistung. Ich ziehe meinen Hut vor euch“, sagt auch Regenbogenstadt-Bürgermeister und Bodenwaldschulen-Rektor Gottfried Götz nach der Aufführung begeistert. Als Belohnung gab es für alle noch eine Runde Clowntheater – dabei standen dann die beiden Theaterpädagogen auf der Bühne und die Kinder im Publikum.
Als Zugabe stellte sich ein Ex-Schüler spontan auf die Bühne: „Leute, ich war hier auf der Bodenwaldschule. Und ich bin stolz drauf. Die Jungs, die hier rauskommen, haben oft mehr im Kopf als alle anderen von einer Regelschule“. Was für ein Lob! Sicher tragen auch solche außergewöhnlichen Aktionen wie die Regenbogen-Spielstadt zum Lern-Erfolg bei.