Mit Schwung auf ihren Weg ins Berufsleben starteten 22 Schülerinnen und Schüler mit einer Hörschädigung kurz vor den Sommerferien bei einem speziell für sie zusammengestellten Tagungsprogramm im Europa-Park in Rust. Den Organisationsteams der Sonderpädagogischen Dienste des BBZ Stegen und der Paulinenpflege - mit Unterstützung der Science & Technologie gGmbH - gelang es, bereits zum 10. Mal ein attraktives Seminar anzubieten rund um alle Themen, die für Berufsanfängerinnen und -anfänger wichtig sind: Bewerbung, Vorstellungsgespräch, Ausbildungsstart in der Firma, Zusammenarbeit mit neuen Kolleginnen und Kollegen, usw.. Verschiedene Unternehmen stellten sich vor Ort mit ihren Ausbildungsmöglichkeiten vor und kamen mit den Teilnehmenden ins Gespräch.
Das Besondere an diesem Seminar für den Einstieg in das Berufsleben ist jedoch, dass alle relevanten Themen unter Berücksichtigung der besonderen Situation von Jugendlichen mit einer Hörschädigung angeboten werden. So ging es in verschiedenen Workshops beispielsweise darum, wie die Teilnehmenden ihre künftigen Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen über ihr auf den ersten Blick oft nicht bemerkbares Handicap und die damit einhergehenden speziellen Kommunikationsbedürfnisse aufklären können, oder welche zusätzliche Hörtechnik ihnen zur Verfügung steht, damit Berührungsängste und Missverständnisse möglichst gar nicht erst entstehen. Hinweise auf nützliche Apps und Smartphone-Funktionen für Menschen mit Hörschädigung im Alltag rundeten das Ganze ebenso ab wie eine Präsentation der Schwerbehindertenvertretung von Mercedes-Benz.
Vieles wird sehr praktisch und konkret vorgestellt und geübt, wie beispielsweise das korrekte Verhalten bei einem Vorstellungsgespräch. Bewerbungsmappen werden von den Teilnehmenden im Vorfeld erstellt, eingeschickt, vom Veranstaltungsteam korrigiert und während des Seminars im persönlichen Gespräch ausführlich besprochen. Eine besondere Bedeutung für die Identitätsentwicklung der jungen Menschen mit Hörschädigung kommt außerdem der Tatsache zu, dass eine Vielzahl der Referent*innen selbst eine Hörschädigung haben und ihre persönlichen Erfahrungen weitergeben können.
Manche der hörgeschädigten Jugendlichen besuchen derzeit noch schulische Bildungseinrichtungen für Hörgeschädigte, andere allgemeine Schulen, wo sie meist die einzigen sind, die eine Hörschädigung haben. Da tut es besonders gut, sich bei einer Veranstaltung wie dem Joblooping mit anderen Jugendlichen mit Hör-Handicap austauschen zu können.
Die jungen Teilnehmenden im Alter von 15 bis 19 Jahren kamen aus ganz Baden-Württemberg im Europa-Park zusammen, davon auch 3 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unserer Schule beim Jakobsweg. Ein Teilnehmer kam sogar aus Hessen zu diesem Seminar, das in seiner Programmvielfalt, besonders in Verbindung mit dem attraktiven Veranstaltungsort, einmalig ist in Deutschland.
Möglich ist das nur durch viele großzügige Förderer und Unterstützer – allen voran der Europa-Park, aber auch die Firmen und Einrichtungen, die Geldmittel oder Plätze für das eintägige Schnupperpraktikum am letzten Veranstaltungstag zur Verfügung stellten oder das Seminarprogramm personell unterstützten mit Vorträgen, Workshops und Gesprächsrunden. In diesem Jahr hatten wir außerdem das besondere Glück, auch durch Stiftungsgelder der Paulinenpflege unterstützt zu werden – was uns aus der Corona-Delle rettete! Organisiert wird "Joblooping" von Stefan Kopp (BBZ Stegen) und Anne Kächele (Paulinenpflege) sowie deren Teams.
Die zufriedenen, wenn auch recht müden, Gesichter der jugendlichen Teilnehmenden, die trotz randvollem Programm natürlich zwischendurch auch immer wieder die zahlreichen Attraktionen des Europa-Parks genossen hatten, waren ein erfreulicher Anblick zum Abschluss der Veranstaltung. Und auch die begeisterten schriftlichen Rückmeldungen im Anschluss sind Ansporn für das Organisationsteam, sich gleich erneut auf die Suche nach Sponsoren und Unterstützenden zu begeben, damit sich das „Karussell der beruflichen Möglichkeiten“ für hörgeschädigte Jugendliche auch 2024 wieder drehen kann.
Und was sagen die teilnehmenden Jugendlichen und ihren Eltern zum Joblooping 2023?
„Ich werde sicher noch als 80-Jähriger erzählen, was für eine wichtige Erfahrung das für mich war!“ (Teilnehmer aus Kehl)
„Es ist ein Riesen-Geschenk für uns und unsere Mädels. … Ich denke, unsere zwei werden von allem, was sie erlebt und gelernt haben, lange zehren, und es ist eine großartige Unterstützung auf dem Weg raus aus der Schule.“ (Mutter von zwei Teilnehmerinnen aus Bühl)
„Überraschenderweise habe ich gar keine Verbesserungsvorschläge – es war eine unvergessliche Zeit!“ (Teilnehmerin aus Ravensburg).