Besuchergruppen gibt es in der Paulinenpflege Winnenden viele. Meistens kommen mehrere Gruppen wöchentlich zu uns – von Konfirmanden über Realschüler bis hin zu Krankenpflegeschulen oder Erwachsenengruppen aus Kirchengemeinden. Für jeden Personenkreis haben wir ein maßgeschneidertes Besucherprogramm. Als die Anfrage von Gruppenleiterin Dorothee Diem aus Maubach kam, ob sie mit ihren Kindern in die Paulinenpflege kommen könne, war klar, dass wir uns etwas Besonderes überlegen müssen. So junge Besucher hatten wir nämlich bisher noch nicht in der Paulinenpflege.
„Wir möchten ein Projekt zum Thema "Sinne" durchführen. Wir wollen die Kinder dafür mehr sensibilisieren und ihnen bewusster machen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir alles sehen und hören können. Zur Zeit überlegen wir im Team, wie wir dies umsetzen und wie gehen wir nach außen in unsere Umwelt. Können Sie uns hier behilflich sein?“, schrieb Dorothee Diem in ihrer Anfrage-eMail. Und wir konnten bzw. die Lehrerinnen und Lehrer der Berufsschulstufe konnten helfen. Innerhalb weniger Wochen entwickelte das Team um Eva Rustemeier zusammen mit seinen hörbehinderten Schülern einen Erlebnisvormittag für die 5- und 6-jährigen Kinder aus Maubach.
Zum Start gab es einen kleinen Gebärdenkurs in der Aula der Berufsschulstufe durch die gehörlose Paulinenpflege-Mitarbeiterin Gaby Braig, die von Gebärdensprachdolmetscherin Sonja Lewandowsky übersetzt wurde. Der Kurs war in kleine Aktionsspiele verpackt, bei denen die Kleinen irgendwann selbst zu Gebärdensprachdolmetschern wurden. Beliebt war auch die Fragerunde an die gehörlose Gaby Braig – „Wie hören Sie eine Türklingel?“, „Können Sie telefonieren?“ oder ähnliches interessierte die Kita-Kids besonders.
Und dann ging es raus auf den Schulhof: Dort wartet schon der heimliche Star des Tages – Schulhund „Socke“. Der war dann auch am Erlebnisparcour mit den Kids, Lehrern und gehörlosen Schülern beteiligt. Hier zeigte sich schnell „Was wir allein nicht schaffen, schaffen wir zusammen!“. Die hörbehinderten Schüler halfen den Kindern und die Kinder halfen den hörbehinderten Schülern, den Parcour zu meistern. Am Ende des Vormittags sind alle Beteiligten geschafft, aber glücklich.
„Sie haben uns und vor allem unseren Kindern sehr eindrücklich gezeigt, was es heißt, wenn man nichts hört. Gleichzeitig haben unsere Kinder gesehen, dass man vor Menschen mit einer Behinderung keine Berührungsängste haben muss. Die Kids haben im Lauf des Vormittags vergessen, dass hier einige nichts hören.“, sagt Gruppenleiterin Dorothee Diem zum Abschied. Auch Berufsschulstufen-Abteilungsleiterin Eva Rustemeier freut sich: „Das hat unseren Schülerinnen und Schüler richtig gut getan. So macht Inklusion Spaß und Sinn! Wir freuen uns schon auf die nächsten Besucher.