Beim Jubiläumsgottesdienst anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens stellte die Paulinenpflege ihre Klienten in den Mittelpunkt. Die Bewohnerinnen und Bewohner Sylvia Dohrmann, Michael Nebendahl, Markus Bauer, Anja Semen und Erwin Wassermann eröffneten den Jubiläumsgottesdienst, entzündeten die Kerzen auf dem Altar und sprachen das Eingangsgebet in Gebärdensprache. Sie stehen für die rund 2.500 Menschen, die die Paulinenpflege begleitet und unterstützt.
Erst danach treten Vorstand Andreas Maurer, Aufsichtsrat-Vorsitzender Traugott Mack und Pfarrerin Heike Bosien vor den Altar: "Wir stehen hier für Friedrich Jakob Heim, der vor 200 Jahren die Paulinenpflege gegründet hat. ‚Gottes Werk in Menschenhand‘ hat er gelebt und genau das ist heute noch die Grundlage der Paulinenpflege.“ Mit 11 Kindern hatte Heim am 6. August 1823 das damalige Winnender Rettungshaus für verwahrloste Kinder bezogen, aus dem später mit Hilfe des württembergischen Königshauses die Paulinenpflege wurde.
Festprediger und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl betonte: "Wir alle brauchen Begleitung, um uns im Leben zurechtzufinden. Manchmal mehr, manchmal weniger. Wie gut, dass hier in der Paulinenpflege Menschen zuverlässige Wegbegleitung finden. Hier geschieht praktische Teilhabe und Teilgabe an der Güte Gottes. Gott trägt für uns Zukunft im Herzen. Ich wünsche der Paulinenpflege mit all ihren Ästen und Zweigen für die nächsten 200 Jahre Gottes reichen Segen, gutes Gedeihen mit Weisheit und Verstand."
Ähnlich eindrücklich wirkten Interviews von Pfarrerin Heike Bosien mit Paulinenpflege-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, beispielsweise mit dem gehörlosen David Sturm, der die beruflichen Schulen der Paulinenpflege besuchte und heute in einer Werkstatt für behinderte Menschen als Arbeitserzieher arbeitet: "Ich bin Gott dankbar für die Paulinenpflege. Dass sie gegründet wurde, ist für gehörlose Menschen sehr wichtig." Stefanie Lunczer von der Beratungsstelle für gehörlose Menschen wünscht sich, dass weiterhin Barrieren abgebaut werden: "Ich hoffe, dass die Gesellschaft ein offenes Herz hat für Menschen, die anders sind. Egal, ob sie gehörlos sind oder eine andere Hautfarbe haben".
Nach dem "Wonderful World"-Stück des Mitarbeiterchors "Vox Paulini" lädt Paulinenpflege-Chef Andreas Maurer zu einem echt schwäbischen Festessen, zu Maultauschen mit Kartoffelsalat, ein. Vielleicht gab's das ja auch schon vor 200 Jahren zum Sonntag-Mittagessen?!