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Der abgelehnte Zivildienst war der Einstieg in den Sozialbereich

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Sozialpädagoge Joachim Hoffmann geht nach 16 Jahren als Geschäftsführer des Jugendhilfeverbunds und 40 Jahren Jugendhilfe insgesamt in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Heiner Breuninger.

Nach 16 Dienstjahren in der Paulinenpflege Winnenden geht der Geschäftsführer des Jugendhilfeverbunds im Juli 2019 in den Ruhestand. Insgesamt war er 40 Jahre in der Jugendhilfe tätig. Der Berufseinstieg von Joachim Hoffmann in diesen Bereich war ungewöhnlich: „Eigentlich wollte ich Zivildienst leisten, der wurde allerdings abgelehnt. Und so musste ich zur Bundeswehr, wollte hinterher aber etwas Sinnvolles nachlegen. Da habe ich bei der Evangelischen Stiftung Lichtenstern angeklopft und gejobbt“, erzählt Joachim Hoffmann von seiner ersten Berührung mit dem Sozialbereich. Hier kam es zur Entscheidung, statt Maschinenbau lieber Sozialpädagogik zu studieren.

Nach einigen Zwischenstationen in der Jugendhilfe, u.a. als Regionalleiter der damaligen Wilhelmspflege Plieningen, kam der Sozialpädagoge dann am 1.7.2003 in die Paulinenpflege. „Die Ausschreibung für die Stelle des Geschäftsführers des Jugendhilfeverbunds hat mich sehr angesprochen. Das passt, das will ich auf jeden Fall machen“, erinnert er sich noch heute an seine Motivation von damals. Und auch daran, dass der Jugendhilfeverbund im Umbruch war: „Es gab eine ungute Stimmung auf dem ehemaligen Kinderdorf-Gelände in Winnenden-Schelmenholz, es waren einfach zu viele Kinder und Jugendliche aufeinander.“ Die dezentrale Auslagerung von Jugend-Wohngruppen in den gesamten Rems-Murr-Kreis hatte damals schon begonnen und wurde erfolgreich fortgesetzt.

Ein großer Meilenstein unter Hoffmanns Leitung war ab 2005 der Impuls für die Ambulantisierung der Jugendhilfe. „Wir haben damals drauf gesetzt, die sogenannten Flexiblen Ambulanten Hilfen für Familien zu installieren. Das heißt: Wir gehen zu den Familien und unterstützen Kinder, Jugendliche und deren Eltern im Rems-Murr-Kreis ganz flexibel vor Ort. Anfangs mit hohem Risiko, ob sich das etabliert. Der Erfolg hat uns aber recht gegeben, dass diese Weichenstellung gut und richtig war.“  Und so sind die Klientenzahlen auch durch dieses neue Angebot von 150 beim Amtsantritt von Joachim Hoffmann auf inzwischen 850 angestiegen. 2009 kam als weiteres neues Arbeitsfeld die Unterstützung der offenen Jugendarbeit in den Kommunen dazu, wenig später auch Kitas in Winnenden und Backnang.

Die größte Herausforderung für Joachim Hoffmann und sein Team waren dann aber wohl die vielen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die ab 2016 innerhalb kürzester Zeit auch im Rems-Murr-Kreis untergebracht werden mussten. „Da bin ich schon manchmal nachts aufgewacht mit dem Gedanken, wie wir die vielen jungen Leute sinnvoll unterbringen und betreuen können. Dank einer großen Kraftanstrengung aller Kolleginnen und Kollegen und verschiedener Erleichterungen durch Sondergenehmigungen des Landesjugendamts konnten wir das auch stemmen“, erinnert sich der scheidende Geschäftsführer.

Und so hat Joachim Hoffmann in seinen 16 Jahren Dienstzeit den Jugendhilfeverbund kontinuierlich zu einem innovativen Dienstleister mit einem professionellen Leistungsanspruch weiterentwickelt und ausgebaut. Wichtig war ihm immer auch die zuverlässige, konstruktive und innovative Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt Rems-Murr-Kreis. „Wir haben mit unseren Ideen meist offene Türen eingerannt und konnten dadurch vieles ganz nah dran am Bedarf umsetzen“, lobt er den für seinen Bereich zuständigen Kostenträger.

All das ist für Joachim Hoffmann in wenigen Tagen Vergangenheit. Am 16.7. wird er offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Und trotz der Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt wird dem Macher sicherlich auch einiges fehlen: „Das Unberechenbare der Jugendhilfe und sofort reagieren und Lösungen finden zu müssen und das Gefühl: Es ist machbar! Ebenso der Chef zu sein und eine Linie vorzugeben, etwas umzusetzen und dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen. Denn sonst geht nichts.“ Und auch die Paulinenpflege insgesamt wird er in guter Erinnerung behalten: „Hier wird eine gute Gemeinschaft gelebt. Das erleichtert die Arbeit auch in schwierigen Situationen ungemein“.

Zu dieser Gemeinschaft gehört auch sein Nachfolger Heiner Breuninger. Der Sozialdiakon und Sozialarbeiter kam 2006 in die Paulinenpflege, zunächst in den Bereich Marketing und Entwicklung. Seit 2010 ist er zusätzlich Abteilungsleiter für Jugend- und Jugendsozialarbeit im Jugendhilfeverbund. Ab 1.8.2019 wird Breuninger die Geschicke des Jugendhilfeverbunds lenken.

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