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Tiergestützte Pädagogik im JHV

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Tiergestützte Pädagogik im Jugendhilfeverbund der Paulinenpflege stärkt Selbstbewusstsein von Kindern.

Luca ist nicht perfekt, genauso wie Basti

Es geht rund in der Wohngruppe „Haus 14“ des Jugendhilfeverbunds der Paulinenpflege in Winnenden-Schelmenholz. Acht Jungs im Alter von 11 bis 16 Jahren haben dort ihre Heimat gefunden und fühlen sich sichtlich wohl. Der ruhende Pol ist neben dem Mitarbeiterteam ein Vierbeiner: Luca liegt vom Lärm unberührt in einer Wohnzimmerecke, er gehört einer der Jugend- und Heimerzieherinnen im Jugendhilfeverbund, Marita Röse.

Und Luca ist ein ganz besonderer Hund: Der Labrador hat mit Frauchen nämlich eine Ausbildung in einer Hundeschule in der Eifel hinter sich. Seitdem kann Marita Röse dem Jugendhilfeverbund tiergestützte Pädagogik anbieten. Einer, der in den Genuss dieses Angebots kommt, ist Basti, er ist 12 Jahre alt und wohnt auch in Haus 14. Was auf den ersten Blick wie Spielerei aussieht, ist für einige Kinder im Jugendhilfeverbund ein wichtiges Zusatzangebot, das vom Jugendamt als individuelle Zusatzleistung finanziert wird. So ist z.B. Basti einmal pro Woche zwei Stunden mit Luca und Marita Röse unterwegs. Manchmal nur in der Nähe der Wohngruppe im Schelmenholz, oft wird die tiergestützte Pädagogik auch unbemerkt in das Laufen mit Hund in der freien Natur eingebaut.

Das Miteinander zwischen Jugendlichem und Hund soll bei Basti die Empathie fördern, Selbstvertrauen schaffen und zu einer Sprachverbesserung führen. „Basti hat durch die Kommandos, die er Luca gibt, gelernt, langsamer und deutlicher zu sprechen. Tut er dies nicht, reagiert der Hund nicht. So wird die Aussprache von Basti sofort automatisch kontrolliert. Für Basti ist dies ein großer Ansporn“, erzählt Marita Röse. Genauso gehört im Umgang mit Luca dazu, zu lernen, Grenzen zu setzen, auch mal „nein“ zu sagen und konsequent an einer Sache dranzubleiben. „Sonst tanzt uns Luca auf der Nase rum, gell Basti?!“ und schon stibitzt der Labrador unaufgefordert ein Frisbee aus Bastis Hand.

Wichtig ist für die Kids, mit denen Hund und Heimerzieherin arbeitet, vor allem aber zu sehen, dass Luca nicht perfekt ist. Er hat trotz Ausbildung Ecken und Kanten und kleine Macken – genauso wie die Kids auch. Dazu sagt Marita Röse: „Keiner kann perfekt sein und trotzdem sind wir wertvoll und können unser Leben meistern.“ Wenn das die Jugendlichen aus dem Jugendhilfeverbund, die vielfach aus sehr schwierigen familiären Verhältnissen kommen, im Umgang mit Luca merken, dann hat die tiergestützte Pädagogik schon sehr viel erreicht. Genauso erfahren sie beim Hund Zuneigung und dass es auch Kuscheln ohne böse Übergriffe geben kann.

Speziell bei Basti ist Luca auch ein Brückenbauer zwischen ihm und den anderen Mitbewohnern aus seiner Gruppe, staunend sehen die ihm sonst überlegenen Jugendlichen zu, wie der große Hund dem kleinen Basti gehorcht und gemeinsam mit ihm kleine Kunststückchen macht. Früher war Luca immer in Haus 14, seit Marita Röse in ein anderes Arbeitsgebiet innerhalb des Jugendhilfeverbunds gewechselt ist, ist Luca nur noch zu den tiergestützten Pädagogikstunden dort. Für Basti sind das Sternstunden in seinem Alltag, in dem er erlebt: Kleiner Bub mit Hund - ganz groß!

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