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Vom Konditor zum Abteilungsleiter im Jugendhilfeverbund

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Sozialpädagoge Friedrich Grießhaber geht nach fast 30 Jahren in der Paulinenpflege Winnenden in den Ruhestand.

Wie ein Ruheständler sieht er überhaupt noch nicht aus:  Friedrich Grießhaber sitzt zwei Monate vor seiner sogenannten „passiven Altersteilzeit“ fit und voller Tatendrang an seinem Schreibtisch. Das liegt sicher auch daran, dass es im Leben des 61-jährigen Sozialpädagogen kaum Stillstand gab. Angefangen hat seine Karriere Mitte der 70er erstmal als Konditor. Dabei wollte der umtriebige Friedrich Grießhaber eigentlich damals schon in den Sozialbereich einsteigen: „Ich wollte zunächst Erzieher werden, doch dann hieß es, da brauchst Du zuerst eine bodenständige Ausbildung oder ein Praktikum“, erklärt Grießhaber den kleinen Umweg. Gesagt, getan - danach stand schon der Zivildienst als Rettungssanitäter in Ludwigsburg an.

„Nach meinem Zivildienst war mir klar, dass ich jetzt die Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher anpacken will. Dazu bin ich nach Nordrhein-Westfalen gezogen.“ Zum Anerkennungsjahr, das zur Ausbildung gehört, ging’s dann wieder zurück nach Baden-Württemberg zur Jugendhilfe in Wilhelmsdorf. Danach gab es schon erste Überlegungen, im damaligen „Kinderdorf“ der Paulinenpflege als Jugend- und Heimerzieher zu arbeiten, doch Grießhaber wollte erst ausprobieren, „was sonst noch geht.“ Und arbeitet zunächst im Behindertenbereich der Diakonie Stetten. Anschließend studiert er an der Katholischen Fachhochschule Freiburg Heil- und Sozialpädagogik.

1990 bewirbt sich Friedrich Grießhaber auf die neu geschaffenen dritte Erziehungsleitungs-Stelle im Kinderdorf der Paulinenpflege. Damals hatte er drei Innenwohngruppe unter sich, die alle noch auf dem Kinderdorf-Gelände im Schelmenholz angesiedelt waren. Von da an entwickelt sich die Jugendhilfe in der Paulinenpflege und somit auch sein Zuständigkeitsbereich rasant: 1992 werden erste Jugendwohngruppen in die Umgebung ausgesiedelt. Friedrich Grießhaber ist für die in Korb zuständig, wenig später kommen Außenwohngruppen in Weiler zum Stein, Nellmersbach, Bürg-Schulerhof, Waiblingen, Backnang und Endersbach dazu.

Aktuell ist Grießhaber für fünf Dezentrale Wohngruppen im Rems-Murr-Kreis zuständig, dazu kommt noch das Jugendhilfe-Boxprojekt sowie die Koordination von Jugend- und Heimerzieher-Praktikanten. Ein Herzensanliegen ist ihm auch die Erlebnispädagogik, die nun im Jugendhilfeverbund fest implementiert ist.

Es hat sich viel getan in den fast 30 Jahren, in denen Friedrich Grießhaber in der Paulinenpflege arbeitet und damit meint er nicht nur die Namensänderung des Bereichs von „Kinderdorf“ in „Jugendhilfeverbund“: „Als ich angefangen habe, hatten wir in den Jugendwohngruppen noch 4er-Zimmer, das ist heute undenkbar.“ Der Jugendhilfeverbund entwickelt sich immer mehr zu einem innovativen Dienstleister mit vielen differenzierten Angeboten.

Wichtig ist Grießhaber von jeher das Einzelschicksal der Jugendlichen aus seinen Wohngruppen und das ist auch der Grund, warum er so lange im Jugendhilfeverbund geblieben ist: „Es hat mich jedes Mal gefreut, wenn schwierige Jugendliche, die bei uns gelebt haben, irgendwann den Hebel umgelegt und gemerkt haben, es geht um ihre Zukunft und sie dürfen diese gemeinsam mit uns Erzieherinnen und Erziehern anpacken. Dazu braucht es oft sehr viel Geduld und motivierte Kolleginnen und Kollegen. Die hatte ich immer, dafür bin ich sehr dankbar“. Man spürt ihm ab, er schätzt seine Wohngruppen-Mitarbeiterteams sehr: „Mir wird der Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ruhestand sehr fehlen. Wir haben im Teamwork vieles bewegt“, blickt Grießhaber doch etwas wehmütig in die Zukunft.

Trotzdem freut er sich natürlich auf seinen Ruhestand, der Ende Mai beginnt: „Ich werde mich viel in der Natur aufhalten und mir mehr Zeit fürs Wandern und Radfahren nehmen“. Seinen Wechsel vom Konditor in den Sozialbereich hat er auch im Rückblick nie bereut: „In der Konditorei war am Ende des Tages alles verkauft und aufgegessen und wir mussten jeden Tag wieder von vorne anfangen. In der Jugendhilfe konnten wir meist auf die Arbeit vom Vortag aufbauen und diese weiterführen und weiterentwickeln“.

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