Der Sonderpädagogische Dienst der Paulinenpflege Winnenden bot im Januar in der Schule beim Jakobsweg seine fast schon traditionelle jährliche Fortbildung an, zu der aus ganz Baden-Württemberg Lehrkräfte der beruflichen Schulen kamen.
Das Ziel war es, den Regelschullehrerinnen und -lehrer einen Einblick in die Schule für hör- und sprachbehinderte Jugendliche zu geben, Informationen über die Behinderungen, ihre Auswirkungen und den Nachteilsausgleich zu vermitteln.
Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Beate Löffler hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit im Vorqualifizierungsjahr Arbeit / Beruf (VAB), in der Berufsfachschule, im Beruflichen Gymnasium und in der Berufsschule im Unterricht zu hospitieren.
In den anschließenden Workshops, Hörschädigung oder Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS), konnten die Teilnehmer theoretische Hintergründe mit den praktischen Erfahrungen aus den Hospitationen verknüpfen.
Die Lehrkräfte hatten die Möglichkeit, sich ein Stück weit in die Situation von hör- und sprachbehinderten Jugendlichen hineinzuversetzen. Mit Hilfe von Störgeräuschen wurde eine typische Klassenzimmersituation simuliert. Jetzt wurde den LehrerInnen ein Text diktiert. Danach kamen Aussagen der Teilnehmer wie „Es ging mir viel zu schnell!“ „Ich wusste gar nicht worum es ging, weil ich nichts verstanden habe!“ Diese Unterrichtssituation verdeutlichte, wie viel Anstrengung und Konzentration das Lernen an einer Regelschule erfordert.
Aus dieser Selbsterfahrung heraus wurden in Gruppenarbeit Tipps für guten Unterricht in Klassen mit Inklusionsschülern entwickelt.
Die Mittagspause nutzten die LehrerInnen zum regen Austausch und genossen den Service und das gute Essen in der Cafeteria.
Am Nachmittag führte Pia Rauch-Sica von der Landesarbeitsstelle Kooperation Baden-Württemberg durch die rechtlichen Grundlagen des Nachteilsausgleichs. Durch die vielen Rückfragen wurde deutlich, dass die Inklusion auch an den beruflichen Schulen angekommen ist und ein hoher Informationsbedarf besteht.
In einem kleinen Theaterspiel stellten Mitarbeiterinnen des Sonderpädagogischen Dienstes eine Situation einer hörgeschädigten Schülerin im Unterricht dar, ihre Antragstellung für einen Nachteilsausgleich sowie die anschließende Klassenkonferenz der Lehrkräfte. Durch dieses Spiel wurden den Teilnehmern auf amüsante Weise die verschiedenen Ansichten der LehrerInnen zum Thema Nachteilsausgleich veranschaulicht: „Nachteilsausgleich – das geht ja gar nicht!“ „Das Niveau der Prüfung darf nicht herabgesetzt werden!“ „Die Schülerin hat ja ohne Nachteilsausgleich keine Chance im Unterricht mitzukommen!“. Auf diese Weise wurde den Teilnehmern das Verfahren für einen Nachteilsausgleich verdeutlicht.
Am Ende der Fortbildung meldeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrheitlich zurück: „Tolle Organisation, sehr informativ, kurzweilig, gute Tipps zum Umgang mit Hör- und Sprachbehinderten und super Verpflegung!“