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„Da haben sich Zwei gesucht und gefunden“

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WfbM-Beschäftigter Nico Dollmann und Waldpädagogin Katharina Schönemann führen als Inklusions-Tandem spannende Outdoor-Events durch.

„Ich bin der Nico und ich hüpfe gerne!“, so stellt sich Nico Dollmann den zwölf interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des OUTdoor-INKlusiv-Events in der Werkstatt Murrhardt der Paulinenpflege Winnenden vor. Gemeinsam mit seiner Tandem-Partnerin Katharina Schönemann führt er seit einem Jahr im Rems-Murr-Kreis waldpädagogische Outdoor-Projekte für Menschen mit und ohne Behinderung durch. Für Autist Nico Dollmann ist es heute ein Heimspiel, denn er ist seit über vier Jahren in der Werkstatt für behinderte Menschen der Paulinenpflege Winnenden beschäftigt.

Gemeinsam mit Katharina Schönemann hat er sich beim Kreisjugendring Rems-Murr zum pädagogischen Outdoor-Teamer qualifizieren lassen. Arbeitserzieherin Andrea Jäger, die Nico Dollmann in der Werkstatt Murrhardt unterstützt, ist von diesem beeindruckenden Tandem begeistert: „Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Katharina und Nico sind ein eingespieltes Team.“ Angefangen hat alles mit der Vorstellung des Projekts in der Werkstatt Murrhardt durch einen Mitarbeiter des Kreisjugendrings.

„Ich war total begeistert, weil ich mich im Wald gut auskenne. Da wollte ich unbedingt mitmachen.“ Und Andrea Jäger ergänzt: „Nico hat schon vor den Schulungen des Kreisjugendrings sehr viel Naturwissen mitgebracht. Durch das Projekt kann er es nun auch konzentriert und strukturiert anbringen“. Sein Gegenpart Katharina Schönemann hat durch einen Zeitungsbericht von dieser ganz besonderen Qualifikationsmöglichkeit erfahren. Sie ist studierte Forstwissenschaftlerin und zusätzlich Waldpädagogin.

Heute darf Nico Dollmann mit Katharina Schönemann also seine Mitbeschäftigten aus der Werkstatt anleiten und ihnen den Wald und seine Bewohner näherbringen. Das sind nicht nur Tiere, denn „auch Bäume sind Lebewesen“ wie Nico Dollmann erklärt. Zunächst geht es aber tatsächlich um die Waldtiere. Diese sind teilweise ausgestopft oder als Fell, Sperrholz-Motiv oder durch ein Foto sehr anschaulich anwesend. Zuvor werden sie von Katharina Schönemann beschrieben – wer das Tier erkannt hat, hält eine „grüne Karte“ in die Höhe. Manchmal dauert es etwas länger – doch dank Nico Dollmanns Zusatztipps kommen alle darauf, um welche Tiere es sich handelt.

Und so erfahren die Menschen mit Behinderung auch, dass der Eichelhäher der Polizist des Waldes ist und ein Rehbock einmal im Jahr sein gesamtes Geweih verliert. Danach geht es mit dem Inklusions-Tandem Dollmann/Schönemann auf Spurensuche. Welcher Fußabdruck gehört zu welchem Waldtier? Damit sich die Projekteilnehmer das Gelernte besser merken können, dürfen sie den Fußabdruck ihres Lieblingstiers in Tonmasse stempeln. „Jetzt kann ich meinen Wolf mit nach Hause nehmen“, freut sich ein Teilnehmer über die selbst angefertigte Fußspur.

Ein weiterer Höhepunkt des Tages ist das Aufbauen eines Baumes aus Menschen. „Ein Baum ist wie ein Fabrik mit vielen Mitarbeitern“ erklärt Katharina Schönemann das Prinzip. Begonnen wird mit dem Kernholz und weiter geht’s mit den Wurzeln bis hin zur Rinde und den Ästen inklusive Laub. Natürlich wird auch die Wasser- und Nährstoffversorgung mit Sprühflaschen und Traubenzucker simuliert. Am Ende sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Baum „verbaut“. Ein schönes Bild – gerade auch für den Teamgeist, der durch die gesamte Veranstaltung weht.

Zum Abschluss wird mit waldechtem Birkenwasser auf die beeindruckende Fortbildung angestoßen. Das Feedback erfolgt über rote und grüne Farbkarten – zum Schluss halten tatsächlich alle Beteiligten die grüne Karte in die Höhe. „Es war einfach super“, sind sich die alten und neuen Waldexperten einig. Die Formel „Inklusion = gemeinsam Spaß haben“, die Nico Dollmann auf seinem T-Shirt-Rücken trägt, ist voll aufgegangen.

Und so ist das inklusive Tandem auch schon für das 30jährige Jubiläum der Werkstatt Murrhardt am 13.10.2019 fest gebucht.

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