„Hereinspaziert und Händewaschen nicht vergessen!“, so werden die Schülerinnen und Schüler seit ein paar Wochen wieder mit einem Plakat an der Eingangstür der Bodenwaldschule in Winnenden-Schelmenholz begrüßt. Vieles ist dort allerdings anders als vor der Coronakrise: „Es sind nicht alle Schüler auf einmal da. Wir beschulen gerade im Schichtbetrieb. Es sind immer vier bis fünf Klassen eine Woche lang im Haus, die anderen befinden sich währenddessen im Homeschooling. Die Woche darauf wird dann gewechselt, so dass seit der Coronakrise jede Klasse immerhin drei Wochen hier war“, erzählt Rektor Gottfried Götz über die aktuelle Situation an seiner Schule. Dazu kommen noch ungefähr 30 Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer häuslichen Situation eine Notbetreuung erhalten müssen, also jede Woche da sind.
Auch wenn weniger Kinder und Jugendliche im Schulgebäude sind, gibt es hier ein ausgeklügeltes „Verkehrssystem“ mit Vorfahrt-, Stop- und Einbahnstraßen-Schildern. Alles zur Sicherheit der Schüler, Lehrkräfte und Sozialpädagogen der Erziehungshilfe-Schule der Paulinenpflege Winnenden. Kleine Fußabdrücke sorgen zudem für klare Regeln, wer wo und in welche Richtung laufen darf. Das alles sieht nicht bedrohlich, sondern eher wie eine kleine Spielstadt aus. „Das haben wir während der Schulschließung in Handarbeit ausgeschnitten, gebastelt und gebaut, damit die Regeln klar erkennbar und auch einhaltbar sind“, erklärt Gottfried Götz.
Die meisten halten sich an die Regeln: „Unsere Grundschüler freuen sich richtig, wieder hier sein zu dürfen. Für sie sind die Abstands- und Hygieneregeln kein Problem. Sie sind froh, dass sie wieder ihre Freunde treffen können“. Etwas schwieriger ist es laut Gottfried Götz bei den Jugendlichen ab Klasse 5: „Sie sind der Meinung, dass durch die Lockerungen und Öffnungen wieder alles erlaubt ist. Corona scheint für sie vorbei zu sein.“ Ein Problem, das es nicht nur in der Bodenwaldschule gibt.
Insgesamt sind die Bodenwald-Schülerinnen und – Schüler aber besser durch die Krise gekommen als gedacht. „Viele haben ihre Familien besser kennengelernt. Selbst die Konflikterfahrungen zu Hause waren wichtig“, sagt Gottfried Götz. Er und seine Kolleginnen und Kollegen haben während des Lockdowns regelmäßig bei den Schülerinnen und Schüler zu Hause angerufen, Kontakt gehalten und die aktuelle Situation abgefragt: „Wenn es daheim gar nicht mehr ging, haben wir die Jugendlichen in die Notbetreuung geholt“.
Diese Notbetreuungsmöglichkeit gibt es auch nach der teilweisen Öffnung der Bodenwaldschule weiterhin für die Schülerinnen und Schüler, deren Klassen gerade in der Homeschooling-Woche sind. Diese bekommen dann neben den Aufgaben, die auch die Kids zu Hause bekommen, viele freizeitpädagogische Maßnahmen angeboten: Vom Go-Kart-Fahren über Musizieren im Musiksaal bis hin zu kreativen Malangeboten oder Spielen im Fantasialand.
Was das Aufholen des Schulstoffs betrifft, machen sich die Lehrkräfte in der Bodenwaldschule weniger Sorgen. „So wichtig nehmen wir uns nicht. Das kann alles aufgeholt werden. Viel wichtiger ist es den Umgang mit Krisen zu lernen“, fasst Gottfried Götz seine Erfahrungen zusammen.
Was die Corona-Krise ihm sowie seinen Schülerinnen und Schülern alles beigebracht hat, lesen Sie im Bericht der „Waiblinger Kreiszeitung“ vom 12. Mai 2020. Das Interview mit Zeitungsredakteurin Pia Eckstein können Sie unten als PDF-Datei downloaden.