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Die Blaue Arche ist für die Menschen hier Schutz- und Schonraum

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Studentin Anna-Lena Fischer von der Evang. Hochschule Ludwigsburg ist begeistert von ihrem Praktikum in der Wohnstätte „Blaue Arche“ bei Winnenden-Hertmannsweiler.

Es ist ein trauriger Tag für Anna-Lena Fischer: Heute endet ihr Praktikum in der „Blauen Arche“ der Paulinenpflege Winnenden. Seit April kommt sie einmal pro Woche zur Praxisbegleitung zu den schwerstmehrfachbehinderten Menschen nach Winnenden-Hertmannsweiler. Sie studiert im 4. Semester „Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik“ an der Evang. Hochschule Ludwigsburg.

 „Ich habe mir diese Praxisstelle bewusst ausgesucht. Ich wollte mit schwerstmehrfachbehinderten Menschen arbeiten. Vor dem Studium war ich schon in der Förder- und Betreuungsgruppe der Paulinenpflege in Backnang. Dann habe ich im Internet gesehen, dass die Paulinenpflege auch die Blaue Arche hat. Ich wusste sofort: Das ist mein Ding, hier will ich mein Praktikum machen“, berichtet die 20jährige Studentin aus Schwaikheim. Und so hat Anna-Lena Fischer schon im 3. Semester auf einer Wohngruppe der Blauen Arche ihren Praxisteil absolviert. Im aktuellen Semester ist sie nun in der Tagesfördergruppe. Hier werden knapp 40 erwachsene Menschen in fünf Gruppen betreut und gefördert. Die meisten von ihnen wohnen auch auf dem Gelände.

 Die Begeisterung für ihren Praktikumsplatz ist Anna-Lena Fischer abzuspüren: „Diese Menschen hier sind was ganz Besonderes. Ich genieße die Atmosphäre in der Blauen Arche. Die Klienten sind sehr offen, haben keine Berührungsängste und haben mich gleich am Anfang mit vielen Umarmungen herzlich aufgenommen“. Bedenken hatte sie anfangs nur gegen den großen Zaun, der die Wohnstätte inklusive Tagesfördergruppen umgibt: „Ich dachte erst: Inklusion und dieser Zaun, das geht nicht zusammen. Sehr schnell habe ich gemerkt, dass der weiträumige Zaun für die Menschen Freiheit bedeutet. Sie können aus den Gebäuden raus ohne ständig einen Betreuer im Schlepptau zu haben. Da viele Bewohnerinnen und Bewohner nicht verkehrssicher sind, ist der Zaun auch Schutz- und Schonraum“. 

 Ein Klient hat es Anna-Lena Fischer besonders angetan: Mit dem 24jährigen Michael hat sie viel Praktikumszeit verbracht. Er hat neben seiner geistigen Behinderung auch eine Hör-Seh-Behinderung. „Ich habe den gesamten Tagesablauf von Michael begleitet. Gerade erstelle ich aufgrund meiner Beobachtungen ein Ich-Buch für ihn. Das heißt: Ich schreibe in Ich-Form aus seiner Sicht, was er mag und was nicht. Das ist dann auch ein Kommunikationsmittel, über das Michael Kontakt mit anderen aufnehmen kann. Verbal kann sich Michael nicht äußern“.

Durch die intensive Begleitung von Michael hat sich bei ihm noch mehr getan. Kollegen-Patin Daniela Crimi-Meißner, die Michael schon viele Jahre betreut, freut sich: „Anna-Lena hat mit Michael regelmäßig ein Steckspiel gemacht. Das beherrscht er inzwischen fast perfekt. Dadurch hat sich seine Feinmotorik verbessert“. 

 Und so ist nicht nur Anna-Lena Fischer etwas traurig, dass das Praktikum zu Ende geht. Auch die Klienten, Kolleginnen und Kollegen werden sie vermissen. Der Paulinenpflege bleibt sie weiterhin erhalten. Im 6. Semester will sie ein Praktikum im Bildungspark machen. „Ich bin total begeistert, wie vielfältig die verschiedenen Arbeitsgebiete der Paulinenpflege sind. Und überall ist man als Praktikantin willkommen. Das werde ich natürlich gerne weiter nutzen“, sagt sie. Mit diesem Blickwinkel wird auch der Abschied von der Blauen Arche etwas erträglicher.

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