Selten war es in der #IdeenSchmiede der Paulinenpflege Winnenden so spannend wie am Donnerstagabend. Denn hier hatten sich echte Heldinnen und Helden versammelt – allesamt Kolleginnen und Kollegen aus vielen Arbeitsbereichen der diakonischen Einrichtung. Was sie alle eint: Ein etwas anderer Arbeitsalltag seit März 2020, denn damals hat das Coronavirus die gesamte Paulinenpflege durcheinandergewirbelt. Während außerhalb der Paulinenpflege vieles zum Stillstand kam, weil der Lockdown angeordnet wurde, ging es hier größtenteils weiter.
„Wir sind froh und dankbar, dass es bei uns keine Kurzarbeit geben musste. Das haben wir u.a. auch Ihnen, einer ganz tollen Mitarbeiterschaft, zu verdanken. Sie haben vieles scheinbar Unmögliche möglich gemacht und waren kreativ und motiviert“, fasst Vorstand Andreas Maurer seine Corona-Erfahrungen zusammen. Dass die Paulinenpflege so glimpflich durch die Coronakrise kommt, war im März 2020 noch nicht abzusehen. Zunächst wurden die Schulen und das Berufsbildungswerk geschlossen (und damit die dazugehörigen Internate) und dann auch die Werkstatt für behinderte Menschen.
Trotzdem ging es weiter – eben etwas anders, wie z.B. Sozialdienst-Mitarbeiterin Annette zu Jeddeloh aus der Werkstatt Murrhardt berichtet. Sie und Werkstattchef Joachim Exner waren froh, dass viele fleißige Helferinnen aus den vorübergehend geschlossenen Bereichen der Paulinenpflege unterstützt und die Produktion größtenteils am Laufen gehalten haben. „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Laserarbeiten gemacht. Jeder hat bei uns mal alles gemacht. Hauptsache wir haben den Laden am Laufen gehalten“, berichtet Annette zu Jeddeloh.
Ähnlich ging es Rosemarie Walz aus der Textilabteilung der Backnanger Werkstätten: „Ich hatte ein super zusammengewürfeltes Team. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mitgeholfen haben, dass wir so schnell auf eine Maskenproduktion umstellen konnten. Unsere Masken waren nicht besonders schön, aber sehr wichtig. Ihr seid wunderbare Menschen und Kollegen.“ Damit meint sie ihre Schafferinnen, die z.B. aus dem Gebärdensprachdolmetscher-Bereich, vom psychologischen Dienst, aus der Verwaltung oder den Internaten ausgeholfen haben. Eine Kollegin hat ihr am Ende des „Praktikums“ geschrieben: „Wenn dir das Leben einen Virus schickt, dann nähe Masken“.
Auch Arbeitserzieher Thomas Kastner aus der Reha-Werkstatt Backnang hat positive Erfahrungen in der neuen Zusammenarbeit gemacht. Und er war plötzlich in einer ganz neuen Rolle: Vom Werkstatt-Gruppenleiter wurde er zum Außendienstmitarbeiter und hat die Beschäftigten zu Hause und auf ihren Wohngruppen im „Homeoffice“ mit Arbeit versorgt: „Ich habe in dieser Krisenzeit gemerkt – wir sitzen alle im selben Boot. Die Notzeiten haben uns noch enger zusammenwachsen lassen. Die Zusammenarbeit mit den Wohnangeboten der Paulinenpflege war klasse!“ Geliefert hat auch der Bildungspark Winnenden und zwar Bauteile, Anleitungen und Werkzeuge für verschiedene Projekte an ihre Bildungsbereich-Teilnehmer nach Hause. „Irgendwann sind wir auf die Idee gekommen kleine YouTube-Tutorials zu drehen. Von Film zu Film sind wir professioneller geworden und unsere Teilnehmer hatten Anleitungen für ihre Aufgaben per YouTube“, berichtet Tabea König.
Weiterhin nah dran an ihren Klienten war Kerstin Gillich aus dem Ambulant Betreuten Wohnen: „Ich war froh und dankbar, dass ich unter Einhaltung der Abstandsregeln Face-to-Face mit unseren Klienten weiterarbeiten durfte. Sie haben es gebraucht und waren so dankbar, dass wir sie weiter vor Ort begleiten konnten.“ Auch in den Wohnangeboten Behindertenhilfe ging der „Betrieb“ weiter – durch die Schließung der WfbMs sogar rund um die Uhr. Heilerziehungspfleger Sebastian Seibt bewundert vor allem die Gelassenheit seiner Bewohnerinnen und Bewohner: „Es war einfach toll, wie geduldig unsere Klienten mit der neuen Situation umgegangen sind. Das Maskentragen war gar kein Diskussionsthema – es wurde einfach umgesetzt. Und wir sind dann sehr kreativ geworden und haben z.B. ein Fotoshooting mit Mutmach-Statements unsere Bewohner aus dem Boden gestampft.“
Von tragischen Schicksalen berichtet Sonja Boiger aus der Kita Schloss Winnenden: „Unsere Notbetreuung war ganz schnell proppenvoll und dann rufen Mütter an, die dir erzählen, dass sie ihren Job verlieren, wenn sie nicht sofort eine Kita-Betreuung für ihre Kids bekommen. Und dann musst du ‚nein‘ sagen, weil wir nicht mehr Betreuungsplätze zur Verfügung haben“.
Viele der anwesenden Corona-Heldinnen und –Helden haben immer wieder betont, dass sie dankbar sind, die Paulinenpflege als zuverlässigen Arbeitgeber zu haben. Einige konnten stolz zu ihren Partnern, die in der Industrie arbeiten sagen: „Hättest Du doch was Gscheit’s gelernt! Plötzlich war unser Berufszweig systemrelevant“
Festgehalten wurden die zahlreichen beeindruckenden Statements in Form von O-Ton-Skizzen-Plakaten von Mareike Bornschein aus der Unternehmensentwicklung. Am Ende des Abends waren auch die Moderatorinnen des Abends, Monika Deyle und Petra Frisch, sprachlos: „Vielleicht sagt man nach so vielen berührenden und spannenden Geschichten einfach mal gar nix und lässt einfach das Gesagte wirken“, war deren Resümee. Das wurde dann noch bei einem lockeren Beisammensein und leckeren Helden-Pizzen in die Tat umgesetzt.