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„Die Menschen lachen uns behinderte Menschen aus und das tut weh!“

|   PP

Beschäftigter mit Behinderung aus unseren „Backnanger Werkstätten“ schreibt einen offenen Brief an seine nichtbehinderten Mitmenschen.

Niko Daoutis ist ein offener Typ, der sich gerne mit anderen Menschen unterhält. Ihm ist es egal, ob sein Gegenüber ein Mensch mit oder ohne Behinderung ist. Leider ist das bei seinem Gegenüber nicht immer so: „An manchen Tagen stottere ich, da fällt mir das Sprechen teilweise schwer. Da gibt es dann Menschen, die sich über mich lustig machen und mich sogar beschimpfen“, erzählt der 33-jährige Niko Daoutis, der in der Hauswirtschaftsgruppe der Backnanger Werkstätten arbeitet. Diese Erfahrungen macht er manchmal, wenn er in der Stadt unterwegs ist.

Ihn hat das nicht kalt gelassen: „Nach einem solchen Vorfall war mir daheim langweilig und da wusste ich, dass ich was dagegen machen muss. dann habe ich genau vier Monate und 48 Stunden gebraucht, dann war ein Brief an die Menschen fertig“. Daoutis hat dann seine zwei handgeschriebenen Seiten zu seiner Lesegruppe der Lebenshilfe Rems-Murr mitgenommen und dort der Referentin gezeigt. Diese war vom Inhalt des Briefes so berührt, dass sie den Text an Redakteurin Annette Hohnerlein von der „Backnanger Kreiszeitung“ weitergeleitet hat. Niko Daoutis schreibt u.a.: „Liebe Menschen da draußen, wir sind zirka 13 Millionen Menschen mit verschiedenen Behinderungen und gehen trotzdem arbeiten in verschiedenen Behindertenwerkstätten und Firmen und verdienen normal unseren Lohn. Die normalen Menschen respektieren uns nicht, weil sie kein gutes Herz haben, sondern einen Hass auf uns haben. Darum lachen sie uns aus, und das tut uns allen sehr weh. Wir können nichts dafür, dass wir so von Gott auf die Welt gekommen sind.“

Die Redakteurin hat Niko Daoutis daraufhin in der Werkstatt für behinderte Menschen der Paulinenpflege Winnenden besucht und ein Zeitungsinterview mit ihm gemacht. Der Bericht hat eine große Wirkung für den jungen Mann: „Meine Nachbarin hat bei uns geklingelt und meiner Familie den Bericht gezeigt. Andere Menschen wollten sogar ein Autogramm von mir.“ Insgesamt sei es auch ruhiger geworden, wenn er durch die Stadt laufe. Niko Daoutis geht es aber bei seinem Appell nicht um Ruhm und Ehre. Er will auch keinen Rummel um seine Person, er sagt: „Mir geht’s um alle Menschen mit und ohne Behinderung.“ In seinem Text schreibt er: „Egal, was für eine Nationalität man hat oder Hautfarbe oder Religion: Hauptsache, man versteht sich untereinander. Wir wünschen uns für die Zukunft und für die Weltkugel, dass Frieden ist, und es keinen Streit, keine Gewalt gibt, sondern dass wir Freundschaft schließen können.“

Insgesamt hat Niko Daoutis aber mehr gute als schlechte Erfahrungen im Bezug auf den Umgang anderer Menschen mit seiner Behinderung gemacht: „Wenn wir Menschen mit Behinderung gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Behinderten-Werkstatt Schulklassen besuchen und unsere Arbeit vorstellen, sind alle sehr interessiert und höflich. Auch Schulpraktikanten, die zu uns in die Backnanger Werkstätten kommen, sind sehr freundlich und beschäftigten sich mit uns“. Ihm tut es auch gut, dass er in der Werkstatt viel Unterstützung bekommt: „Wenn ich ein Problem habe, dann kann ich jederzeit mit meiner Gruppenleiterin darüber sprechen oder ich gehe zum Sozialdienst. In der Paulinenpflege habe ich viele Ansprechpartner. Da bin sich sehr froh“.

Das alles gibt Niko Daoutis Mut und Motivation, sich auch für andere einzusetzen. Aktuell sammelt er Kinderspielzeug-Spenden für eine Kindergruppe der Altpietistischen Gemeinschaft in Backnang. Sein Werkstatt-Spint füllt sich immer mehr mit Spielsachen, darauf ist Niko Daoutis stolz und strahlt übers ganze Gesicht: „Ein Mitarbeiter der Kindergruppe holt die Sachen bald ab. Ich hoffe, dass er ganz oft hin und her fahren muss“. Sein nächstes Projekt ist, ein ganzes Buch zu schreiben: „Das will ich spätestens bis 2020 fertig haben“. Von Niko Daoutis wird man sicher noch viel hören und das ist gut so!

 

Die ausführlichen Berichte über Niko Daoutis aus der "Backnanger Kreiszeitung" vom 13.02.2018 und aus der "Stuttgarter Zeitung" vom 24.03.2018 können Sie unten auf der Seite downloaden:

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