An der Winnender Daimler-Straße geht es international zu, denn dort ist u.a. die Trainingswerkstatt für Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund angesiedelt. Derzeit werden hier 18 Flüchtlinge aus Gambia, Afghanistan, Syrien, Iran und Irak dabei unterstützt, sich beruflich zu orientieren und somit einen guten Start in den Arbeitsmarkt zu haben. Das Kompetenz-Team der Paulinenpflege Winnenden führt diese Maßnahme im Auftrag der Arbeitsagentur durch. Betriebswirt Klaus Schromm, Sozialpädagogin Judith Pfleiderer, Studentin Naomi Obermaier und Deutschlehrer Michele Lauria sorgen dafür, dass hier nicht nur von Integration gesprochen, sondern diese in die Praxis umgesetzt wird. Schon jetzt steht fest, dass beim nächsten Durchgang ab Sommer rund 30 neue Flüchtlinge an der Maßnahme teilnehmen werden.
Sieben Monate sind die Flüchtlinge in der Trainingswerkstatt der Paulinenpflege. In dieser Zeit wird vor allem deutsch gepaukt, denn gute Deutschkenntnisse sind das A und O für einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. „Wir arbeiten viel mit Bildern und Videos aus dem Internet im Deutschunterricht“, erzählt Lehrer Michele Lauria. „Ganz selten sprechen wir englisch, zu 95% unterhalten wir uns im Unterricht auf Deutsch“. Am Ende der Maßnahme steht die B1-Prüfung, die die meisten bestehen.
Genauso wichtig ist der Unterricht, in dem sich alles um das deutsche Berufs- und Arbeitsleben dreht. Betriebswirt Klaus Schromm berichtet vom sehr umfangreichen, praxisnahen Unterrichtsstoff: „Wir stellen unseren Trainingswerkstatt-Teilnehmern nicht nur Berufe vor, sondern erläutern welche Vorschriften es in Deutschland gibt, z.B. Arbeits- und Brandschutz oder das duale System der Berufsausbildung. Sehr wichtig ist auch die Vermittlung von Sozialkompetenzen wie Pünktlichkeit. Dass uns manche Flüchtlinge am Anfang nicht in die Augen schauen ist nicht böswillig, in den afrikanischen Ländern gilt der direkte Blick als respektlos. Wir erläutern, dass das in Deutschland genau andersrum ist.“ Sind diese Dinge geklärt, startet das Bewerbungstraining für Praktikumsplätze in den Betrieben. Meistens geht es dann um handwerkliche Berufe wie Schreiner, Garten-Landschaftsbau, Anlagenmechaniker oder Friseur. Auch in der Altenpflege sind einige Flüchtlinge tätig.
„Wenn Firmen hören, dass hinter den Bewerbungen als Unterstützung die Paulinenpflege steckt, bekommen die Flüchtlinge eher die Chance auf einen Praktikumsplatz und später auch einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz“ freut sich Arbeitserzieherin Nadine Kübler. Sie hat früher auch in der Trainingswerkstatt gearbeitet, jetzt ist sie für „Integration durch Arbeit“ (IDA) zuständig, ihre sogenannte Kümmerer-Stelle wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg finanziert. Das Netzwerk, das sie durch ihre Arbeit in der Trainingswerkstatt aufbauen konnte, kommt ihr jetzt zugute. Sie geht raus in die Flüchtlingsheime und an Schulen, um über ihre Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Flüchtlinge, die sie auf Ausbildungsplätze vermittelt, müssen schon die B1-Deutschprüfung bestanden haben.
Trotzdem geht’s weiter mit Deutschlernen: „Ich suche zusammen mit den Flüchtlingen weiterführende Deutschkurse und unterstütze sie bei der Suche eines Ausbildungsplatzes. Haben wir einen passenden Betrieb gefunden, begleite ich den jeweiligen Azubi die ersten sechs Monate.“ Wie in der Trainingswerkstatt hat Nadine Kübler auch hier durchweg gute Erfahrungen: „Die Flüchtlinge sind meist sehr motiviert. Sie wissen, dass der Stellenwert einer Fachkraft in Deutschland sehr hoch ist. Das verschafft Euch Respekt, geb ich den Refugees mit auf den Weg! Die meisten nehmen das gerne an.“
Auch Klaus Schromm ist begeistert: „Wir bekommen oft auch noch nach der Maßnahme Rückmeldungen von Ex-Teilnehmern. Sie sagen uns, dass sie sehr dankbar sind und das alles jetzt im Arbeitsleben brauchen, was sie bei uns gelernt haben. Die Arbeit, die wir hier kontinuierlich seit zwei Jahren machen, trägt Früchte“.
Kein Wunder also, dass es seit kurzem noch eine weitere Maßnahme für Flüchtlinge gibt, die die Paulinenpflege in Kooperation mit der vhs Backnang im Auftrag der Arbeitsagentur durchführt: KomBer. Das Kürzel bedeutet: „Kombination berufsbezogene Sprachförderung“. KomBer-Teilnehmer müssen das B1-Zertifikat schon mitbringen und werden auf das nächst höhere Sprachniveau B2 vorbereitet. Die berufliche Orientierung wird nochmal vertieft und sieht längere Praktika in Betrieben vor. Auch die Kompetenz der Mitarbeiter unseres Berufsbildungswerkes und dessen Werkstätten sind ein wichtiger Bestandteil.