Uma (gesprochen „Juma“) ist jetzt kein Haustier mehr, sondern ein „medizinisches Hilfsmittel.“ Ob die 2 ½ jährige Hündin das weiß? Es sieht nicht so aus, als ob sich die Hundedame dafür interessiert. Eigentlich müssten man sie als Hundemädchen bezeichnen, denn Border-Collies würden erst mit vier Jahren erwachsen. Trotz ihres jungen Alters: Uma arbeitet fast ständig für ihr Frauchen Angelika Schmidt. Und das scheint dem Hundemädchen großen Spaß zu machen.
Mancher denkt wohl, dass Frauchen und Hundemädchen miteinander spielen würden, wenn Uma den Schlüsselbund bringt. Tatsächlich gehört das zur Kompetenz, die Uma durch langes Training erlernt hat. Angelika Schmidt hört nicht, wenn ihr versehentlich etwas aus der Tasche fällt. Uma aber registriert das, bringt das Verlorene zurück und stupst ihr Frauchen an. Dafür bekommt Uma natürlich ein Leckerlie.
Angelika Schmidt leidet an „an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit.“ Beispielsweise Fahrradklingeln hört die 57-jährige nicht. Kommt der klingelnde Fahrradfahrer von vorn, wirft Uma sich vor sein Frauchen hin und hindert sie am Weitergehen. Wird Frauchen mit ihrem Namen gerufen, erkennt Uma den Namen – sowohl den Vornamen als auch „Frau Schmidt“ – und stupst sie an. Bei Feueralarm stupst die Hündin ihr Frauchen nicht nur an, sondern zeigt überdeutlich, dass „dringender Handlungsbedarf“ besteht. Uma hört auch morgens den Wecker, wird selbst wach und weckt dann ihr Frauchen. Klopfen an der Tür hört Uma ebenfalls und führt dann ihr Frauchen dorthin, woher das Klopfen kam.
Auch im Klassenzimmer, während Frauchen unterrichtet. Denn Angelika Schmidt ist wissenschaftliche Lehrerin an der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege. Meistens unterrichtet sie gehörlose Schülerinnen und Schüler in den Pflegeberufen. Nebenher absolviert Angelika Schmidt den Master-Bildungsgang in Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Uma ist ein ausgebildeter „Signal-Assistenzhund.“ Ausgebildet wurde das Hundemädchen nach einem genauen Plan einerseits in Nagold im „Ausbildungszentrum für helfende Hunde.“ Andererseits trainierte ihr Frauchen selbst mit Uma. Zwischen den Ausbildungsphasen in Nagold waren also für Frauchen und ihre Hündin festgelegte Hausaufgaben zu erledigen. Während mache Hundebesitzer schon stolz sind, wenn ihr Bello „Sitz!“ versteht, kennt Uma inzwischen 80 Kommandos („Signale“ genannt) und führt diese aus.
In der Prüfung am Ende der Ausbildung wurde auch kontrolliert, wie „anständig“ sie auch ohne Aufsicht ist: Ohne Sichtkontakt auf Frauchen warten müssen – und zwar vor der Wursttheke im Supermarkt! Uma blieb genau da, wo Angelika Schmidt ihr scheinbar zufällig ihren Warteplatz zugewiesen hatte. Das „anständige Verhalten“ im Ladengeschäften und in Restaurants ist wichtig. Ein Signalhund – oder auch ein Blindenhund – darf auch in solche Orte mit hinein, in denen Hunde verboten sind. Deshalb steht „Assistenzhund im Dienst – ich darf hier sein“ auf ihrem Hundekittelchen. Offiziell heißt dies „Kenndecke.“
Das Problem bei Assistenzhunden für hörgeschädigte Menschen ist: Blinde Menschen müssen ihren Blindenführhund nicht selbst bezahlen. Bei Menschen mit Hörschädigungen gilt ein Assistenzhund immer noch als Privatsache. Folglich gibt es keine finanzielle Unterstützung dafür. Ein fertig ausgebildeter Signalhund kostet 40.000 €. Angelika Schmidt musste für die „duale Ausbildung“ von Uma – einerseits in der Hundeschule, andererseits zuhause durch sie selbst – immerhin noch 6.000 € bezahlen. Die Anschaffungskosten für den Hundewelpen kommen natürlich dazu.
Auch das wird Uma aber wohl nicht interessierten. Vermutlich ebenso wenig, dass sie mit ihrem Frauchen als „Mensch – Assistenzhund – Gemeinschaft“ im Sinne des § 12 e des Behindertengleichstellungsgesetzes gilt. Am Verhalten Umas ist eigentlich nur zu erkennen, dass sie viel gelernt hat und dass sie ihren Job und ihr Frauchen liebt.