Wie fühlt sich hohes Alter an? Beim Berufsinformationstag im BBW Winnenden konnten Besucher dies real ausprobieren: Der Oberkörper wird steif – weil der „Alterssimulationanzug“ wie ein fester Brustpanzer angelegt wird. Die Augenlinse wird trüb – erfreulicherweise beim Ausprobieren nur durch eine spezielle Brille. Man hört schlechter – weil ein Kopfhörer nur wenige Töne durchlässt. Der Kopf lässt sich schwerer bewegen – weil eine steife Halskrause angelegt wurde.
Der Alterssimulationsanzug wird im Berufsbildungswerk Winnenden bei der Ausbildung der Altenpfleger eingesetzt. Die jungen Frauen und Männer können so nachvollziehen, wie es ihren Bewohnern im Altersheim geht. Die angehenden Altenpfleger besuchen drei Tage pro Woche die Schule der Paulinenpflege. Die übrige Zeit arbeiten sie bereits in einem Altenpflegeheim. Zu den Berufsausbildungen, die hör- und sprachbehinderte junge Menschen in der Paulinenpflege Winnenden absolvieren können, gehört auch die Altenpflegehilfe und die Altenpflege.
Die Bandbreite der 30 Berufsausbildungen im Berufsbildungswerk Winnenden reicht von Metall über Holz bis zu Datenverarbeitung, Papier- und Druckberufe. Die Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege bietet neben der Berufsfachschule (bis zum Realschulabschluss) auch drei verschiedene Berufskollegs (bis zur Fachhochschulreife) sowie ein Gymnasium an. Alle Ausbildungen und Bildungsgänge sind speziell für die Bedürfnisse hör- und sprachbehinderter sowie autistischer Menschen ausgelegt.
Der Alterssimulationsanzug ist nur ein Element, mit dem der Unterricht anschaulich wird. Wichtig sind auch die wesentlich kleineren Klassen als an einer Regelschule. Auch in den Handwerksausbildungen ist das Zahlenverhältnis zwischen Meister und Azubis wesentlich besser als in herkömmlichen Firmen.
Eingeladen zum Berufsinformationstag waren vor allem Schüler aus Hörgeschädigtenschulen sowie deren Eltern. Solche besonderen Schulen gibt es in Baden-Württemberg unter anderen in Nürtingen, Calw, Heilbronn und Neckargemünd. Schüler der Johannes-Wagner-Schule in Nürtingen waren eigens mit einem Omnibus nach Winnenden angereist. Ebenso eingeladen waren Reha-Berater, die sich um Schüler mit Hör- oder Sprachbehinderungen sowie mit dem Autismus-Spektrum-Syndrom kümmern. Etwa 200 Besucher von außerhalb nahmen am Berufsinformationstag teil.
„Wichtig ist uns auch der Blick von außen“, erklärt der stellvertretende Ausbildungsleiter im BBW Selmar Ehmann. Deshalb war für einen Vortrag unter anderem Dieter Esser, der Leiter der Berufsausbildung bei der Porsche AG eingeladen worden. Im Bereich der Autofachwerkerausbildung kooperiert das BBW Winnenden schon seit längerer Zeit mit dem Sportwagenbauer Porsche.