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Inklusion mit Hubwagen und fliegenden Händen in der Berufsschulstufe

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Max-Planck-Gymnasiasten besuchen mehrfachbehinderte Jugendliche in der Berufsschulstufe der Paulinenpflege Winnenden. Ein Mini-Schüleraustausch der besonderen Art fand kurz vor den Sommerferien zwischen Winnenden und Schorndorf statt.

Fünftklässler aus der 5b des Max-Planck-Gymnasiums Schorndorf besuchten die Berufsschulstufen-Schüler der Paulinenpflege Winnenden. Mit großem „Hallo“ holten die Jugendlichen, die größtenteils hör- und sprachbehindert sind, die Gymnasiasten am Bahnhof ab. Schon die Vorfreude war groß, denn die Schüler aus Schorndorf waren keine Unbekannten für die Berufsschulstufen-Jugendlichen. „Wir waren vor ein paar Wochen schon am Max-Planck-Gymnasium. Damals hat mich die Lehrerin gefragt, ob wir nicht einen Gebärdencrashkurs anbieten. Meine Schüler waren sofort begeistert dabei und die Gymnasiasten waren sehr gespannt, wie der Alltag in der Berufsschulstufe aussieht. Daher heute der Gegenbesuch“, erzählt Berufsschulstufen-Lehrer Samuel Krusemark.

Im Mittelpunkt stand die Begegnung von Schüler zu Schüler mit oder ohne Behinderung. Und so hielten sich die Lehrer an der Berufsschulstufe bei der Ankunft am neuen Schulgebäude in Winnenden zurück. Die Führung durch die Klassenzimmer und Werkstätten machten nicht Samuel Krusemark und seine Kollegen, sondern leicht aufgeregt, aber voller Stolz die Berufsschulstufen-Schüler selbst. Sascha zeigte den Fünftklässlern aus Schorndorf z.B. die Holzwerkstatt, in der er den Umgang mit Holz lernt und in der u.a. Vogelnistkästen und Wildbienenbrutblöcke hergestellt werden. Die Schüler waren begeistert, was in der Werkstatt geleistet wird und mit wie viel Freude die Jugendlichen mit Mehrfachbehinderung bei der Arbeit sind.

André erläuterte, was es bedeutet, wenn ein Schüler Autismus hat und was beim Umgang mit Menschen mit Autismus beachtet werden muss. „Uns ist es wichtig, dass unsere Schüler durch die Begegnung mit anderen ihre Lern- und Lebenswelt zeigen können. Sie sind schon seit Tagen aufgeregt und freuen sich, wenn sich andere für ihre Schule interessieren. Das gibt ihnen Selbstvertrauen“, erklärt Samuel Krusemark.

Auch die Klassenräume sorgten für Staunen bei den Schülern aus Schorndorf. Marco erklärte, was in den Klassenzimmern der Berufsschulstufe anders ist. Damit die Schüler trotz ihrer Handicaps möglichst viel von den Lerninhalten mitbekommen, gibt es z.B. eine moderne FM-Anlage, die das Gesprochene an jeder Stelle des Raumes gleich laut verstärkt. In jedem Klassenzimmer sind zudem keine Tafeln mehr, sondern interaktive Whiteboards, die wie riesige Tablets mit Touchscreen an der Wand hängen.

Spannend wurde es dann beim Team-Stationslauf, bei dem Gymnasiasten und Berufsschulstufen-Schüler Hindernisse überwinden und Aufgaben bewältigen mussten. So war auf dem Schulhof ein Hindernis-Parcour aufgebaut, bei dem zwei Gruppen nur gemeinsam ans Ziel kommen konnten: Eine Gruppe stand auf dem Hubwagen und die andere lenkte den Hubwagen ohne dabei die Markierungen zu berühren und die Schüler auf dem Hubwagen „abzuladen“. An einer anderen Station mussten Schüler auf eine freistehende Leiter klettern, während die anderen die Leiter festhielten und Sicherheit gaben.

Am Ende des Besuchs wurden nochmals die Gebärdensprachkenntnisse aufgefrischt: „Wir haben vor ein paar Wochen beim ersten Besuch in Schorndorf den Schülern das Vaterunser in Gebärdensprache und das Fingeralphabet beigebracht. Es ist erstaunlich, dass da so viel hängen geblieben ist!“ freut sich Lehrer Samuel Krusemark. Was aber noch viel wichtiger ist, aus dem anfänglichen Gebärdensprachkurs mit fliegenden Händen ist ein echtes selbstverständliches Miteinander ohne Berührungsängste und Vorurteile auf beiden Seiten geworden. So wurde der kleine Schüleraustausch zu einem echten Inklusionsprojekt.

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