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Kleine Volkshochschule der Paulinenpflege wird 20 Jahre alt

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Wenn man die gemütlichen Räume des „Club Paula“ in der Innenstadt von Winnenden betritt, fällt der Blick als erstes auf die Theke mit vielen Getränken und bunten Süßigkeiten. Im Raum stehen zudem viele Tische und Stühle und natürlich ein großer Fernseher. Auf den ersten Blick unterscheidet sich nichts von kleinen Bistros außerhalb des Paulinenpflege-Geländes. Erst wenn sich der Raum füllt, ahnt der Beobachter, dass hier vieles anders ist.

Hier unterhalten sich die Club-Paula-Besucher in vielen Sprachen: Die Bewohnerinnen und Bewohner der Paulinenpflege sind auf ihre Art „multi-kulti“: Sie sprechen nicht nur in der „normalen“ Lautsprache, sondern auch in Gebärdensprache oder es wird mit dem Tastalphabet für Taubblinde gelormt. Berührungsängste zwischen den Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Hör- und Sprachbehinderung gibt es nicht – Berührungen sind eher erwünscht.

An den Öffnungstagen sind oft um die 70 Paulinenpflegler, die nicht nur in Winnenden, sondern auch in Wohngruppen auf dem Paulinenhof, in der „Blauen Arche“, auf der Burg Reichenberg oder gar in Murrhardt wohnen, hier zu Gast. Gibt es ein außergewöhnliches Zusatzprogramm, quetschen sich hier auch gut und gerne mal 100 Leute in den Raum und in das sich anschließende Internetcafé rein. Seit 20 Jahren gibt es das Wohngruppen-übergreifende Angebot der Paulinenpflege Winnenden, das am Sonntag kräftig gefeiert wird.

Vieles hat sich in den Jahren gewandelt, eins ist geblieben: „Unser Bistro ist der Publikumsmagnet. Hier trifft sich die Paulinenpflege und erzählt sich die Neuigkeiten des Tages. Das fängt damit an, was auf der Wohngruppe passiert ist, geht weiter, wer besonders fleißig bei der Arbeit war und wie das Mittagessen geschmeckt hat bis hin zu den großen Weltthemen wie, wen soll ich am Sonntag wählen?“ erzählt Marcel Swoboda, einer von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die sich u.a. um die Freizeitbelange der Bewohner kümmern. Dabei ist er manchmal genauso Animateur, Vermittler oder verschwiegener Barkeeper, dem man an der Theke auch mal was anvertrauen kann, was dann nicht sofort pädagogisch bearbeitet werden muss. „Wir haben hier eine etwas andere Rolle als die Wohngruppenmitarbeiter – hierher kommen und gehen die Bewohner in ihrer Freizeit, wie es ihnen passt“, berichtet Samuel Rapp. Er ist neben seiner Tätigkeit im „Club Paula“ auch auf einer Wohngruppe tätig und kennt beide Seiten.

Neben viel Freizeit-Spaß haben es sich die Club-Paula-Mitarbeiter auch auf die Fahnen geschrieben, einfache Zugänge zu wichtigen Themen zu schaffen. Ein großer Schwerpunkt war in letzter Zeit natürlich die Bundestagswahl. Zu diesem Thema gab es gleich zwei Info-Veranstaltungen – in einer ging es um das Formale: Wie sieht ein Wahlzettel aus, wie wird dieser gültig ausgefüllt, in einer weiteren wurden die Inhalte der Parteien in „einfacher Sprache“ erklärt.

Und diese „einfache Sprache“ ist nicht wirklich einfach, zumindest für die Mitarbeiter wie Marcel Swoboda gemerkt hat: „Für uns ist es ganz wichtig, dass wir wichtige Informationen in eine Sprache verpacken, die unsere geistig behinderten und gehörlosen Bewohner verstehen. Oft denken wir uns das am Schreibtisch aus und müssen feststellen, das muss noch einfacher werden. Hier lernen wir jeden Tag in den Begegnungen mit unseren Bewohnern dazu“. Neben den Gesprächen im Bistro werden Informationen auch über die hauseigene werktäglich erscheinende Zeitung „Der Paulaner“ vermittelt. Hier findet sich das „Flüchtlingsdrama im Mittelmeer“ genauso wieder wie die Berichterstattung über den „Tag der deutschen Einheit in Stuttgart“ oder „das Wetter von morgen“. Schließlich wollen die Bistro-Besucher wissen, was sie morgen anziehen müssen.

Der „Club Paula“ bedient aber nicht nur die großen Massen im Bistro, sondern berücksichtigt ebenso in kleineren Einheiten Einzelwünsche und ganz individuelle Interessen. Immer wieder ist es sogar möglich, mit nur einem Bewohner einen Ausflug zu machen, z.B. zum Grab eines Angehörigen. „Hier ergänzen wir die Angebote der einzelnen Wohngruppen. Manchmal haben wir Luft für Aktivitäten, die sehr zeitintensiv sind“, erklärt Samuel Rapp ein weiteres Standbein des Freizeit- und Bildungsbereichs. Und dazu gehören auch die zahlreichen Fortbildungskurse, die der Club Paula anbietet. Im aktuellen Heft, das mit Art. 26 der UN-Konventionen für Menschenrechte „Jeder Mensch hat Recht auf Bildung“ beginnt, gibt es fast nichts was es nicht gibt. „Rettungswageneinsatz im Club Paula“, „Musik machen mit gehörlosen Bewohnern“, „Religionen im Ländle“, „Indianer in Paraguay“ oder auch der Klassiker „Töpfern“. Aber nicht nur Mitarbeiter der Paulinenpflege tragen zum Programm bei, im „Club Paula“ sind auch viele ehrenamtliche Menschen sehr engagiert. Marcel Swoboda fällt da sofort eine gehörlose Ehrenamtliche aus Ludwigsburg ein: „Sie kommt alle zwei Wochen und macht bei uns Spielabende oder z.B. auch einen Info-Abend über London. Zudem kommen hin und wieder Jugendliche aus den Kirchengemeinden in Steinach oder Buhlbronn zu uns oder laden uns ein“.

Anregungen für die „kleine Volkshochschule der Paulinenpflege“, wie der Club Paula intern auch gerne mal genannt wird, gibt es oft auch von den Bewohnern selbst. So steht auch eine Besichtigung bei der Firma Südzucker an – entstanden ist die Idee nach der Frage eines Bewohners: „Wo kommt eigentlich der Zucker her?“. Wichtiger ist aber jetzt erst mal „Wo kommen die Torten her?“ Diese Frage wurde bei einer großen Geburtstagsparty mit Gottesdienst, Festessen und Spiel, Spaß sowie Luftballonstart geklärt.

Alle Fotos vom rauschenden Fest finden Sie hier!

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Der "Club Paula" feiert ganz heftig!