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Manchmal muss man bis zum Abend warten bis es wieder fließendes Wasser gibt

|   BG Kl. 8-10

Neun Tage lang waren Schüler des Beruflichen Gymnasiums im Nahen Osten unterwegs und bei Gehörlosen zu Gast.

Zu den 19 Schülerinnen und Schülern der Schule beim Jakobsweg in Winnenden, die bei dieser Studienreise dabei waren, gehörte auch Annika Lang aus Fellbach. Begleitet wurden die Schüler von zwei Lehrern und der Schulleiterin. Annika (18) ist gehörlos und besucht die 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums der Schule beim Jakobsweg. Diese Schule der Paulinenpflege Winnenden ist speziell auf schwerhörige und gehörlose Schülerinnen und Schüler eingestellt.

Die erste Station der Studienreise war das „Holy Land Institute for the Deaf“, wörtlich „Institut für die Gehörlosen im Heiligen Land“ in der Stadt Salt in Jordanien. Schon seit fast 20 Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen der dortigen Gehörloseneinrichtung und der Paulinenpflege Winnenden. Derzeit besuchen etwa 130 schwerhörige, gehörlose und taubblinde Schüler aus Jordanien und anderen arabischen Ländern das „Holy Land Institute.“ Träger der Einrichtung in Salt in Jordanien ist die Anglikanische Kirche mit Bischofssitz in Jerusalem.

„Dass im Internat dort jeweils acht Mädchen in einem Zimmer wohnen, das fand ich schon etwas erstaunlich“, sagt Annika. Erstaunt war sie auch über die Form der Gastfreundschaft des „Holy Land Institute for the Deaf“, dass die dortigen Jungs den Besucherinnen aus Winnenden das Gepäck aufs Zimmer trugen. Freilich auch, dass die Bereiche zwischen den Jungen und Mädchen im Internat wesentlich strenger getrennt sind als bei uns, und: „Wenn wir jungen Frauen in Jordanien unterwegs waren, da wurden wir schon ziemlich angeschaut.“

Verwundert sei sie allerdings auch darüber gewesen, dass in Jordanien manchmal kein Wasser aus den Wasserhähnen fließt. „Für die Jordanier war es normal, dass man an manchen Tagen bis zum Abend warten muss, bis wieder Wasser kommt“, berichtet Annika, „wenn man das selbst miterlebt ist das schon etwas anderes, als wenn man nur davon hört.“  Mit den Schülerinnen und Schüler des „Holy Land Institute for the Deaf“ habe sie sich in Gebärdensprache und in Englisch unterhalten, oder auch etwas in englischer Sprache ins Smartphone eingetippt und gezeigt. Annika Lang: „Die Gebärdensprache in Jordanien ist nicht identisch mit der Deutschen Gebärdensprache, aber das hat immer funktioniert, dass wir uns irgendwie verstanden haben.“

Gemeinsam mit den einheimischen Schülerinnen und Schülern waren die Gymnasiasten aus Winnenden auch einen Tag lang in der Wüste unterwegs und haben dort in einem Beduinencamp übernachtet. Annika Lang: „Frühmorgens den Sonnenaufgang in der Wüste mitzuerleben, in unendlicher Weite, das ist schon faszinierend.“

Nach ihrem Ortswechsel von Jordanien ins Westjordanland wohnte die Schulklasse aus Winnenden im „Episcopal Vocational Training Center“ in Ramallah Auch diese berufliche Ausbildungsstätte der Anglikanischen Kirche ist Teil der langjährigen und guten Partnerschaft der Paulinenpflege Winnenden. „Dort haben wir gemeinsam mit den Azubis gekocht, die dort eine Kochausbildung absolvieren.“ Wahrgenommen haben die Gymnasiasten aus Winnenden freilich auch, wie die Grenzmauer zwischen dem Westjordanland und Israel das Land in sehr unterschiedliche Bereiche aufteilt und wie scharf beim Grenzübertritt kontrolliert wird.

Das Berufliche Gymnasium als Bildungsgang innerhalb der Schule beim Jakobsweg gibt es seit 2013. Es umfasst die Klassen acht bis 13. Das Profilfach in den Klassen acht bis zehn ist „Ernährung, Soziales und Gesundheit.“ In der elften Klasse teilt sich das Berufliche Gymnasium auf in einen ernährungswissenschaftlichen und einen wirtschaftswissenschaftlichen Zweig. Annika Lang gehörte zu der Schulklasse, mit der dieses Gymnasium 2013 begann. Im Jahr 2019 werden zum ersten Mal in der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden Abitursklausuren geschrieben. Annika Lang wird damit auch zu den ersten Abiturientinnen in der Paulinenpflege gehören.

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