Bei der Planung der Reise nach Zwiesel in den Bayerischen Wald war allen Beteiligten ganz wichtig: Alles so „normal“ wie möglich! Auf den ersten Blick scheint das nicht so einfach – fernab von den für taubblinde Menschen so wichtigen bekannten Strukturen und einer vertrauten Umgebung.
Der erste Glücksgriff war aber schon die Wahl des Hotels: Im „Magdalenhof“ in Zwiesel gab es nicht nur einen großen Wellnessbereich, sondern vor allem keine Berührungsängste beim Hotelpersonal. „Es war beeindruckend, wie freundlich und zuvorkommend unsere Bewohner im Hotel Magdalenhof behandelt wurden“, erzählt Wohngruppen-Mitarbeiterin Astrid Tumat. So durfte der taubblinde Marc mit dem Hotelchef persönlich auf dem Rasenmäher-Traktor fahren.
Vom Hotel aus hieß es dann mutig auf zu neuen Ufern: Durch viele Ausflüge wurde Zwiesel und die Umgebung erkundet. Aber alles nicht visuell wahrnehmen, wie es sonst ganz normal ist. Für sehende Urlauber ist das schwer vorstellbar, für Betreuerin Astrid Tumat und ihr Team nicht: „Wenn Sehen und Hören fehlen, dann muss man erfinderisch sein. Da heißt es dann für Marc oder Arthur z.B. in einer der für die Region typischen Glasbläsereien mal selber Mund anzulegen und unter Anleitung ein Glas zu blasen. Oder sie ließen sich die Sehenswürdigkeiten bei einer Schifffahrt nach Passau mit Hilfe der gefühlten Gebärden erklären. Genauso wurden Gebäude erfühlt und verschiedene Tiere im bayerischen Streichelzoo ertastet.“
Ein weiterer Höhepunkt war für die taubblinden Urlauber schließlich eine Schnapsbrennerei, die sie mit dem Geschmacks- und Geruchssinn ganzheitlich erleben durften.
Das Betreuungsteam aus der Paulinenpflege Winnenden war begeistert, wie entspannt und rücksichtsvoll das Miteinander in den touristischen Ballungszentren war. Selbst in der sehr zerbrechlichen Kristall-Erlebniswelt der Glasbläserei Joska in Bodenmais gab es keine Berührungsängste. Das war eine ganz besondere Erfahrung, die auch zeigt, dass das Prinzip der Inklusion nicht nur als ein theoretischer Gedanke besteht. „Auch uns Mitarbeitern hat dieser Urlaub, der so ganz anders war als der strukturierte Alltag, Mut gemacht, immer wieder Neues auszuprobieren. Unsere Bewohner, für die feste Abläufe wichtig sind, lassen sich auch immer wieder gerne auf Herausforderungen ein“, erzählt Astrid Tumat.
Alles in allem war es ein herrlicher Urlaub, den diese etwas andere Reisegruppe in diesem Sommer erleben durfte. Marc, Arthur und die anderen Bewohner der Taubblinden-Wohngruppe werden noch lange von ihren Erlebnissen im Bayerischen Wald zehren und freuen sich schon auf den nächsten Urlaub. Denn nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub.