Vielen Menschen im Großraum Winnenden ist die Gebärdensprache vom Zusehen bestens bekannt: In der Fußgängerzone begegnet man öfters hörbehinderten Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden und Bewohnern der Paulinenpflege, die sich in der „Sprache der fliegenden Hände“ unterhalten Nun wurde die Deutsche Gebärdensprache (DGS) in die Liste des „immateriellen Kulturerbes“ der UNESCO aufgenommen.
Im Sinne der UNESCO fällt die Gebärdensprache in die Rubrik „Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen, darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale.“ Nach dem Verständnis der UNESCO ist ein Welterbe ein unersetzliches Gut der gesamten Menschheit. 180 Staaten weltweit sind am UNESCO-Übereinkommen dazu beteiligt.
Somit steht die Gebärdensprache in einer illustren Reihe mit den Pyramiden von Gizeh oder den Victoriafällen in Afrika. In Deutschland wurden 46 Bauwerke und Landschaften von der UNESCO als Welterbe anerkannt. Die deutsche Gebärdensprache gilt nun als „immaterielles Kulturerbe.“ Die UNESCO erläutert das immaterielle Weltkulturerbe als „Von menschlichem Können und Wissen getragen. Von Generation zu Generation weitergegeben.“ Zum deutschen immateriellen Weltkulturerbe gehört unter anderem Hebammenwesen, die Posaunenchöre, die Passionsspiele Oberammergau und nun auch die Deutsche Gebärdensprache.
Trotz vieler technischen Hilfsmittel wie dem Cochlea Implantat, einem Hörgerät im Innenohr, bleibt die Gebärdensprache für gehörlose Menschen und ebenso für stark schwerhörige Menschen sehr wichtig. Sie macht es möglich, in bildhafter Art auch komplizierte Zusammenhänge auszudrücken. Die Gebärdensprache ist kein „Gestikulieren“, sondern eine vollwertige Sprache mit eigener Grammatik. Hier müssen genauso Vokabeln gepaukt werden wie beim Englisch- oder Französischlernen.
In der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden gibt es das bundesweit einzigartige Berufskolleg, in dem hörende Schülerinnen und Schüler die Gebärdensprache erlernen. Voraussetzung für das zweijährige Berufskolleg ist der Realschulabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation. Profilfach ist die Deutsche Gebärdensprache, ansonsten werden die üblichen allgemeinbildenden Fächer der 11. und 12. Klasse unterrichtet. Abgeschlossen wird das Berufskolleg Gebärdensprache mit der Fachhochschulreife. Weitere Infos zum Erlernen des „Weltkulturerbes“ gibt es hier: www.bk-gebaerdensprache.de