"61,5 Mio Bundesbürger dürfen wählen. Sagen Sie jetzt aber nicht: Dann brauch ich jetzt nicht auch noch zur Wahl gehen!" appelliert Jürgen Lutz an die Zuhörerinnen und Zuhörer im Mehrzweckraum der Werkstatt Murrhardt der Backnanger Werkstätten. In Kooperation mit der Volkshochschule Murrhardt informiert er bei zwei Veranstaltungen die WfbM-Beschäftigten, aber auch andere interessierte Murrhardter über die Bundestagswahl 2017. Ähnliche Veranstaltungen hat Jürgen Lutz auch schon mit der vhs Backnang und den WfbM-Beschäftigten in Backnang und mit dem BBW Winnenden gemacht.
Ihm ist es ein Anliegen, dass die komplizierte Sprache der Politikerinnen und Politiker auf eine einfache Sprache runtergebrochen wird. So sollen dann Menschen mit und ohne Behinderung besser verstehen, warum es wichtig ist, zur Wahl zu gehen. "Wir haben in Deutschland keinen König, wir sind alle die Könige und können unsere Vertreter selbst wählen. Das ist Demokratie!", erläutert Politikwissenschaftler Lutz. Und was machen dann die gewählten Abgeordneten? "Schwätza!" weiß daraufhin eine Beschäftigte aus Murrhardt. Jürgen Lutz nimmt diesen Einwurf geschickt auf: "Das stimmt - Parlament heißt ja 'Aussprache'. Das ist sehr wichtig! Und über was sprechen die Bundestagsabgeordneten?" Ein anderer Beschäftigter weiß es: "Über das liebe Geld!"
Und tatsächlich geht es im Bundestag viel ums Geld - wie kommt der Staat an das Geld, wie viel Steuern verlangt er von den Bürgerinnen und Bürgern und für was gibt er es dann wieder aus. Dies macht Jürgen Lutz ebenfalls sehr anschaulich deutlich. Auch sonst geht es bei der Fortbildung sehr lebendig zu. "Bei der Bundestagswahl geht's um viel, nämlich darum, wer Chef oder Chefin von Deutschland wird - Schulz oder Merkel", sagt Jürgen Lutz. "Ich mag beide" kommt es wie aus der Pistole geschossen von den Beschäftigten.
Im zweiten Teil des Vortrags erklärt Jürgen Lutz, wie Briefwahl oder auch die Wahl in der Wahlkabine am Sonntag ablaufen und auf was geachtet werden muss. Auch den Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme macht er deutlich. Das Wichtigste ist aber laut Jürgen Lutz: "Informieren Sie sich im Vorfeld. Fragen Sie nach, welche Partei Ihre Interessen und Wünsche am besten vertritt. Informationen finden Sie im Internet oder sprechen Sie die Parteimitglieder direkt an. Sie werden davon in den nächsten Tagen vermutlich einige auf den Straßen oder auf dem Marktplatz antreffen."
Zudem dürfen sich Menschen mit Behinderung auch von anderen Menschen unterstützen lassen, wenn sie Hilfe benötigen, z.B. wenn sie Probleme mit dem Lesen haben. "Darf mir meine Mutter einen Tipp geben, was ich wählen soll?" fragt eine Beschäftigte der Werkstatt Murrhardt. "Natürlich darf sie das. Entscheiden müssen Sie dann aber selbst, wen Sie wählen", beantwortet Jürgen Lutz diese wichtige Frage. "Dann geb' lieber ich meiner Mutter einen Tipp!" sagt darauf die Beschäftigte. Sie hat verstanden, um was es geht und wird am Sonntag wählen gehen. Genau das war Sinn und Zweck dieser interessanten Fortbildung!