„Uns war schon bei der Schließung des Bildungsparks Ende März klar, dass Bildungs-Stillstand gerade jetzt in Corona-Zeiten keine Lösung ist. Wir haben uns dann sofort Gedanken gemacht, wie wir unseren Menschen mit Behinderung auch zu Hause erreichen können“, erzählt Bildungspark-Leiterin Sandra Schumm. Und schon wurden damals erstmal Päckchen mit Arbeitsblättern gepackt und verschickt.
Doch reine Theorievermittlung war dem Bildungspark zu wenig. Daher folgte ganz schnell auch mehr Praxis im Berufsbildungsbereich: Es wurden z.B. aus dem Hauswirtschaft-Bereich leere Marmeladengläser mit einer Anleitung zum Marmelade-Kochen verschickt. Wenig später kam eine weitere zündende Idee: „Wir haben gemerkt, dass eine Anleitung selbst in einfacher Sprache mit Fotos auf einem Blatt Papier nicht immer von allen verstanden wird. Und so haben wir einen ersten Anleitungs-Video-Clip aufgenommen und auf YouTube gestellt“, erzählt Heilerziehungspflegerin Tabea König vom Bildungspark-Sozialdienst.
Das Drehen und Schneiden hat Arbeitserzieher Thomas Grau übernommen. Beim ersten Clip war er auch noch gleichzeitig vor der Kamera und hat sich von seinem Homeoffice-Balkon und aus der BBW-Werkstatt gemeldet: „Hier erkläre ich, wie die Bildungspark-Teilnehmer zu Hause Puzzleteile schleifen können. Dies ist ein Auftrag der Firma Talbau, die die Puzzleteile dann bekommt, wenn die Aufträge von zu Hause wieder zu uns geschickt werden“. Der YouTube-Link wurde per eMail verschickt und konnte mit einem Klick abgerufen werden.
Von Clip zu Clip hat das Bildungspark-Team dazu gelernt und wurde noch professioneller beim Filmdreh. Inzwischen war fast jede/r Bildungspark-Mitarbeiter_in auch schon mal „Hauptdarsteller_in“. Bisher gibt es fünf YouTube-Anleitungsfilme. Neben den Puzzleteilen wurden auch Smartphonestühle und Kugelschreiber zusammengebaut sowie Grillanzünder gestopft. Das Arbeitsmaterial, Werkzeuge und die dazugehörigen Arbeitsblätter wurden jeweils per Post verschickt.
Im neusten Clip geht’s besonders knifflig zu: Arbeitserzieherin Susanne Fischer-Beutel erklärt, wie man ein „Tensegrity“ herstellt. Hier werden nicht nur handwerkliche Fähigkeiten geschult, gleichzeitig braucht es bei der Herstellung auch logisches Denken, Geduld und Konzentration. Zudem auch ein bisschen Teamwork mit den Familienmitgliedern zu Hause.
Und obwohl die Bildungspark-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer Sehnsucht nach ihrem Bildungspark haben und hoffentlich bald wieder nach Winnenden zurückkehren dürfen, sind sie von den Homeoffice-Aufträgen begeistert. Ebenso wie Sandra Schumm: „Es ist echt toll, wie engagiert meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Finden von kreativen Lösungen bei der etwas anderen Wissensvermittlung sind. Toll ist auch das Teamwork von allen hier – alle Bildungspark-Bereiche arbeiten motiviert zusammen. Und ein bisschen stolz sind wir jetzt auch, denn wir sind jetzt so etwas wie YouTube-Bildungs-Influencer!“
Und das Bildungspark-Team ist sich sicher, dass die Video-Clips auch nach der Coronakrise immer wieder eingesetzt werden könne, z.B. wenn ein Teilnehmer krank zu Hause ist.
Die Clips dürfen natürlich auch von neugierigen Nicht-Bildungsparklern angeschaut werden. Klicken Sie einfach hier: