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Zusätzlich zum Schulunterricht: Lehrgang Sanitätshelfer oder Rettungssanitäter

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An der Schule beim Jakobsweg für hör-und sprachbehinderte Schüler sowie Schüler mit Autismus gibt es neben dem normalen Unterricht auch einen ganz besonderen Lehrgang Sanitätshelfer oder bald auch zum Rettungssanitäter.

Neun Schülerinnen und Schüler der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden haben den Lehrgang zum Sanitätshelfer absolviert und bestanden. Darunter war eine schwerhörige junge Frau sowie zwei junge Frauen aus dem Berufskolleg Gebärdensprache. Sanitätshelfer in Rettungsorganisationen übernehmen beispielsweise die Erste-Hilfe-Versorgung auf Sportfesten oder großen Veranstaltungen. Zweimal vier Tage, in den Faschingsferien und in den Osterferien, haben die Schüler zusätzlich zum Schulunterricht für diese Qualifikation investiert. Die Teilnahme war freiwillig.

 „Die Fallbeispiele haben am meisten Spaß gemacht“, betont Julia Fraschka (18), „wenn man sofort richtig reagieren muss.“ Gegen Ende des Sanitätshelferlehrganges müssen die Teilnehmer beweisen, dass sie den Lernstoff auch anwenden können. Immer zu zweit werden die Teilnehmer aus dem Raum geschickt und drinnen wird mit „Schauspielern“ eine Situation vorbereitet, auf die ein Sanitätshelfer treffen kann. Beispielsweise auf einen Patienten mit Herzinfarkt oder einem Asthmaanfall. Julia Fraschka besucht das Gymnasium der Paulinenpflege. Sie trägt ein Hörgerät und ein CI, „und demnächst bekomme ich ein zweites CI.“ Trotz ihres Handicaps ist sie bei der Jugendfeuerwehr in Waiblingen-Bittenfeld engagiert. Die Grundausbildung im Feuerwehrdienst hat sie bereits begonnen. Nach deren Abschluss wird sie zu den „Aktiven“, also in die Einsatzabteilung wechseln.

Annika Konert (19) besucht das Berufskolleg Gebärdensprache der Schule beim Jakobsweg. Neben der Schule jobbt sie im Marienhospital in Stuttgart. Dort arbeitet sie jedes Wochenende meist eine Nacht lang als „Beiwache“ und unterstützt die Krankenschwestern. „Das passte gut, dass die Schule den Kurs Sanitätshelfer angeboten hat“, erklärt sie, „ich möchte beruflich in diese Richtung gehen und habe dafür jetzt schon den ersten Schritt absolviert.“ Annika ist derzeit im ersten Jahr des Berufskollegs Gebärdensprache und wurde jetzt schon im Krankenhaus eingesetzt, um einen Arzt im Gespräch mit einem Gehörlosen zu unterstützen. „Das sollte besser ein Gebärdendolmetscher übernehmen“, sagt die junge Frau, „nur so spontan war natürlich keiner da.“

Daniela Pfleiderer (21) blieb als FSJ-lerin in der Paulinenpflege, nachdem sie das Berufskolleg Gebärdensprache erfolgreich absolviert hat. Im Gesundheitswesen oder in einer Rettungsorganisation tätig war sie bis jetzt noch nicht – hat sich aber bereits während des laufenden Sanitätshelferlehrganges beim Deutschen Roten Kreuz in Winnenden gemeldet. „Als die gehört haben, dass ich beim Lehrgang Sanitätshelfer dabei bin, haben die mich sofort genommen.“ Obwohl sie erst seit kurzem dabei ist, ist sie schon bei Großübungen dabei und wurde auch schon im Bereitschaftsdienst bei Veranstaltungen eingesetzt.

In der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege Winnenden wurde auch schon der wesentlich aufwändigere Lehrgang Rettungssanitäter durchgeführt – ebenfalls freiwillig und zusätzlich zum Schulunterricht. Damit betrat die Schule beim Jakobsweg Neuland: Bislang gab es ein solches Angebot an noch keiner Schule in Baden-Württemberg. Erst recht ungewöhnlich war, dass eine Schule für Hör- und Sprachbehinderte diesen Lehrgang anbot. Der Rettungssanitäterlehrgang umfasst 520 Stunden, die von den Schülern in den Ferien absolviert werden müssen. Trotz dieses enormen Aufwandes wollen mehrere Absolventen des Sanitätshelferlehrganges weitermachen und auch diese höherwertigere Qualifikation erwerben.

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