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„Ich bin froh, dass ich hier im BBW bin – auch für Euch lohnt es sich, hierher zu kommen“

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Der Berufs-und Bildungs-Informationstag war auch in der digitalen Form ein voller Erfolg.

Der Martinssaal der Paulinenpflege hatte am Dienstag etwas von einem Fernsehstudio: Kameras, Mischpulte, Bildschirme und Mikros sorgten dafür, dass sich viele Schülerinnen, Schüler, Eltern und Lehrkräfte auch in Pandemiezeiten online über die Ausbildungs- und Schulmöglichkeiten im Berufsbildungswerk und in der Schule beim Jakobsweg informieren konnten.

Schätzungsweise waren weit über 100 Interessierte in ganz Baden-Württemberg bei der Auftaktveranstaltung und den insgesamt zwölf verschiedenen Themen-Foren zugeschaltet. Ausbildungsleiter Rainer Hilt hat die Online-Veranstaltung eröffnet und die verschiedenen Berufsfelder im BBW Winnenden vorgestellt. Gefolgt von Berufsschulleiterin Marion Kremer, die in Vertretung von Friedemann Bär, die verschiedenen Bildungsgänge der Schule beim Jakobsweg der Paulinenpflege erläuterte.

Ganz praktisch und anschaulich wurde es dann bei den Berichten von zwei Auszubildenden, die aus ihrem BBW-Ausbildungsalltag erzählt haben. Die gehörlose Elif Mendes ist im 2. Ausbildungsjahr als Schreinerin und berichtet begeistert: „Ich bin froh, dass ich eine Ausbildung gefunden habe, die zu mir passt und die mir Spaß macht. Das ist wichtig. Schreiner ist ein toller Beruf. Sehr kreativ. Auch als junge Frau kann man diesen Beruf gut machen. Wir arbeiten viel mit der Hand aber auch an großen modernen Maschinen. Wir arbeiten in der Werkstatt und gehen auch auf die Baustelle. Das gefällt mir. Die Meister sind sehr nett und unterstützen mich gut. Auch mit den Gebärden.“

Wichtig ist ihr auch die Berufsschule: „Ich bin froh, dass wir in der Sonderberufsschule kleine Klassen haben und ich mit meinen Kollegen von der Werkstatt dort zusammen sein kann. So können wir auch gut zusammen lernen. Ich finde es auch gut, dass sich die Lehrer und die Ausbilder austauschen und sich regelmäßig mit dem Sozialdienst treffen, um sich abzusprechen. Hier werde ich gut gefördert.“

Dem stellvertretenden Ausbildungsleiter Selmar Ehmann verrät sie im Interview, dass sie sich in der Schreinerwerkstatt sehr wohlfühlt, obwohl diese von Männern dominiert wird: „Wir sind dort gleichberechtig. Nur wenn ich etwas sehr Schweres tragen muss, werde ich von meinen männlichen Kollegen unterstützt“, lacht sie verschmitzt.

Alaina Mujanic kommt aus einer „Metaller-Familie“. Beide Eltern haben Metallberufe und so wollte auch sie in diese Fußstapfen treten. Ihren Berufsstart hatte die schwerhörige Jugendliche allerdings zunächst in der Schule beim Jakobsweg: „Dort habe ich das Berufskolleg für Technik angefangen. Aber nach einem Jahr habe ich abgebrochen. Es hat nicht zu mir gepasst. Ich wollte mehr praktisch arbeiten. Meine Eltern haben mir viel vom Beruf des Feinwerkmechanikers erzählt. Weil es mich interessiert hat, habe ich mich entschieden im benachbarten Berufsbildungswerk ein Praktikum zu machen. Das Praktikum hat mir gut gefallen und es hat auch gut geklappt.

Inzwischen ist Alaina Mujanic schon im dritten Lehrjahr als Feinwerkmechanikerin: „In diesem Beruf lernt man viel Metall und Mechanik. Es ist eine sehr spannende und interessante Ausbildung. Wir haben viele moderne Maschinen: Drehmaschinen, Fräsmaschinen, sogar große CNC-Maschinen haben wir. CNC ist eine Maschine mit einem Computer. Das ist sehr spannend. Klar, am Anfang muss man viel Feilen und von Hand arbeiten. Aber hier dürfen wir schnell an den Maschinen arbeiten. Momentan beschäftigen wir uns auch viel mit dem Thema Digitalisierung. In der Werkstatt hatten wir einen 3D-Drucker und haben verschieden Bauteile erstellt. Im BBW finde ich toll, dass man sehr viel Unterstützung von den Meistern und Lehrern bekommt. Sie haben viel Zeit für uns und zeigen uns geduldig, wie man eine gute Mechanikerin wird.“

Im Gegensatz zu ihrer Schreiner-Kollegin, die in Winnenden bei ihren Eltern wohnt, war für Alaina Mujanic die BBW-Ausbildung mit einem Umzug verbunden: „Ich komme aus Göppingen und da kann ich nicht jeden Tag nach Winnenden pendeln. Zuerst war es für mich sehr schwierig von zuhause wegzugehen. Aber meine Eltern haben mir Mut gemacht und ich wurde hier gut aufgenommen. Als ich 18 Jahre alt wurde, bin ich in eine Außenwohngruppe gezogen. Da bin ich bis heute. Das gefällt mir gut. Dort habe ich viele Freunde. Denn es gibt ja nicht nur die Arbeit. Ich bin froh, dass ich hier im BBW bin. Auch für euch lohnt es sich, hierher zu kommen.“

Nach diesen eindrücklichen Berichten konnten sich die Interessierten je nach Schwerpunkt in verschiedene digitale Kleingruppen einwählen: Vom „Forum Autismus über „Wohnen in Winnenden“ bis hin zu „Zugangswege in Berufsbildungswerk und Schule beim Jakobsweg“ und „Weiterlernen in der Heimatregion“ konnten die zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten in Schule und Ausbildung in der Paulinenpflege abgefragt werden. Die Fachleute aus BBW und Schule beim Jakobsweg ließen sich gerne mit vielen Fragen löchern.

Ausbildungsleiter Rainer Hilt ist am Ende der digitalen Veranstaltung sichtlich erleichtert: „Es war für uns eine spannende Erfahrung eine solche Großveranstaltung wegen der Pandemie kurzfristig auf eine Online-Version umzustellen. Wir werden weiter hineinfinden und die Erfahrungen bei den Folgeveranstaltungen einfließen lassen. Herzlichen Dank an alle Beteiligten, die die Veranstaltung ermöglicht haben!“

P.S. Einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Online-Veranstaltung gibt es in einem "Facebook Live"-Clip - klicken Sie bitte hier!

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