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Nach dem Bewerbungsgespräch ist vor der Achterbahn

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Beim Joblooping im Europa-Park wurden Jugendliche mit einer Hörschädigung fit gemacht für die Zeit nach dem Schulabschluss.

Der Übergang von der Schule in die Ausbildung ist für niemanden leicht. Jugendliche mit einer Hörschädigung haben neben den üblichen Herausforderungen auch noch mit ihrer besonderen Kommunikationssituation zu kämpfen. „Wie mache ich Kollegen auf meine Hörschädigung aufmerksam und erkläre ihnen, wie die Kommunikation mit mir trotzdem gut funktionieren kann?“ Um diese und viele weitere Fragen dreht sich das Trainingsseminar  Joblooping.

Vom 27. bis 29. Juni war es wieder so weit und insgesamt sieben Schülerinnen und Schüler der Paulinenpflege konnten sich, begleitet von Günther Schmid und Anne Parnemann aus unserem Sonderpädagogischen Dienst , in Rust auf Bewerbungsgespräche und Co. vorbereiten. Hier trafen sie auf 16 weitere hörgeschädigte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg. Organisationsteams aus drei kooperierenden Institutionen hatten zum sechsten Mal in Folge das abwechslungsreiche Programm auf die Beine gestellt: der Sonderpädagogische Dienst der Paulinenpflege Winnenden, der Sonderpädagogische Dienst des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen, sowie der Verein Science und Technologie e.V..

Nach der Ankunft im 4-Sterne Superior Erlebnishotel Bell Rock staunten die Jugendlichen nicht schlecht über das Ambiente der Veranstaltung – „das ist mal was Anderes!“. Die aufwendig gestalteten und hochwertig ausgestatteten Tagungsräumlichkeiten beeindruckten ebenso wie das stimmungsvolle Restaurant Captain’s Finest, in dem am Abend eine leckere gemeinsame Mahlzeit auf alle Beteiligten wartete. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.

Zunächst standen Präsentationen und Informationsgespräche rund um das Thema „Ausbildungsmöglichkeiten im Europa-Park und der Umgebung“ auf dem Plan. Anschließend folgte eine Einweisung in individuelle Hörtechnik. Vom Blitzwecker, über verschiedene Mikrofonanlagen bis hin zum Online-Gebärdendolmetscher-Dienst gab es für alle etwas zu entdecken – und natürlich durfte alles, dank tatkräftiger Unterstützung durch die Unternehmen Westra, Phonak, Hörwelt Freiburg und VerbaVoice getestet werden. Selbst skeptische Jugendliche ließen sich während der Veranstaltung dazu ermutigen, die Kommunikations-Anlage zu testen, was bei manchen zu einem regelrechten Aha-Erlebnis führte. Zum Schluss des ersten Seminartages lockte noch der Diplompsychologe  Dr. Oliver Rien (selbst schwerhörig) mit seinem Sozialen Kompetenztraining die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Reserve: „Du musst dich nicht entschuldigen, wenn du andere auf deine Hörschädigung hinweist – du hast nichts falsch gemacht.“

Nach der Übernachtung im Camp Resort des Europa-Parks konnten sich die hörgeschädigten Jugendlichen im Bewerbungsgespräch mit Harry Wachenheim, Senior Consultant der Wirtschaftjunioren Freiburg, erproben. Damit die Jugendlichen nicht schon vor dem Gespräch eine Absage erhalten, wurden auch die vorbereiteten Bewerbungsmappen genauestens unter die Lupe genommen und in Einzelgesprächen bewertet. Ein bisschen Zeit im Park gab es aber natürlich auch, versehen mit Ratschlägen, die man so wohl nur beim Joblooping findet: „Wenn ihr das Cochlea-Implantat in der Achterbahn verliert, wird das Bewerbungsgespräch nachher um so schwieriger.“

Am dritten und letzten Tag durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Gelernte dann an ihrem, eigens für sie gesuchten, Praktikumsplatz ausprobieren. Die Praktika stellten sich in vielen Fällen als Gewinn für beide Seiten heraus – so kam das eine oder andere Unternehmen in Zeiten von Bewerbermangel bei vielen Lehrstellen zu der Erkenntnis, dass hörgeschädigte Jugendliche wertvolle potentielle Mitarbeiter für sie sein können.

Neben vielen weiteren Förderern und Unterstützern sorgte der Europa-Park durch die Bereitstellung der Räumlichkeiten, der Übernachtungsmöglichkeiten und der Verpflegung, sowie des freien Park-Eintritts für ein lehrreiches und gleichzeitig unvergessliches Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler. Dies zeigten auch die begeisterten Kommentare im Abschlussgespräch:

Joblooping war für mich eine gute Erfahrung, die mich sehr weiter gebracht hat, da ich viele gute Tipps bekommen habe für das spätere Berufsleben. Diese Unterstützung hätte ich an der Regelschule nicht erhalten. Katharina

Joblooping war gut, weil es sehr informativ war und ich vieles lernen konnte, z.B. wie ich im Berufsleben als Hörgeschädigte klar kommen kann. Leonie

Joblooping verbindet Spaß mit Tipps für die Zukunft, wodurch die Teilnehmer motiviert dabei sind. Julia

Das Leben muss nicht schwer sein; man muss nur richtig damit umgehen. Das habe ich beim Joblooping gemerkt. Wir haben praxisnah geübt und wurden motiviert, die Tipps und die Technik direkt anzuwenden (Praktikum, Vorstellungsgespräch, usw.). Carolin

Vielen Dank an alle Unterstützer, die diese Veranstaltung ermöglicht haben!

Weitere Infos, sowie die Möglichkeit, sich ab Oktober für das Joblooping 2018 anzumelden gibt es hier.

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