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„Das hier in Murrhardt war meine Berufung“

|   PP

Erzieherin Edith Schüler geht nach 20 Jahren Wohngruppenleitung in der Paulinenpflege in den Ruhestand.

Etwas wehmütig sitzt Edith Schüler auf dem Balkon im Obergeschoss der Wohnstätte Murrhardt. In wenigen Tagen heißt es hier Abschiednehmen von vielen lieben Menschen mit Herz – nach 20 Jahren Wohngruppenleitung in der Paulinenpflege Winnenden geht die Erzieherin in den Ruhestand. „Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen. Das hier war nicht mein Beruf, sondern meine Berufung“, sagt sie voller Begeisterung.

Angefangen hat ihr Paulinenpflege-Berufsleben vor gut zwei Jahrzehnten mit einem Gespräch im Haus Plattenwald in Backnang. „Ich habe gehört, dass in Murrhardt eine Wohnstätte für Menschen mit Behinderung geplant ist – dorthin sollte ein Teil der Bewohner des Haus Plattenwaldes in Backnang umziehen. Da ich eine Arbeitsstelle in der Nähe meiner Wohnung gesucht habe, dachte ich, das wäre doch was!“, erzählt Edith Schüler von ihrem Berufsstart.

Das Gespräch mit dem damaligen Abteilungsleiter Joachim Merz verlief positiv: „Er meinte, das passt!“. Zunächst war sie noch als Nachtbereitschaft im Haus Plattenwald eingesetzt, schnell wurde sie aber auch im Planungsteam der Wohnstätte Murrhardt aktiv: „Wir haben überlegt, wer zieht um und wer kommt ins Ober- oder ins Untergeschoss der neu gebauten Wohnstätte am Stadtrand von Murrhardt“. Im Juli 2000 war es dann soweit: Die Wohnstätte Murrhardt wurde eingeweiht und Edith Schüler zur Wohngruppenleitung im Untergeschoss, später wechselte sie dann „nach oben“. Insgesamt leben inzwischen 32 Menschen mit Behinderung in der Wohnstätte Murrhardt.

Im Gegensatz zu ihrer ersten Arbeitsstelle in der August-Hermann-Werner Schule für körperhinderte Schüler in Markgröningen war in Murrhardt von Anfang an mehr Selbständigkeit im Job gefordert. Und auch das Klientel ist ein anderes: „Wir waren hier in der Wohnstätte schnell so etwas wie eine große Familie. In Markgröningen sind die Kids jedes Wochenende heimgefahren, hier in Murrhardt haben viele Bewohnerinnen und Bewohner nur noch sehr alte oder gar keine Angehörigen mehr. Ihre Heimat ist hier bei uns“, berichtet Edith Schüler. Und so fährt die Wohngruppe auch einmal im Jahr für eine Woche in den Urlaub nach Tirol: „Im Hotel kennen uns schon alle. Unsere Bewohner werden dort richtig hofiert. Schön ist auch, dass sich unsere Klienten dort inzwischen gut auskennen, das gibt ihnen Sicherheit und trägt zur Urlaubsfreude bei,“ freut sich Edith Schüler.

Dort hat sie auch ihre Kollegin Simone Weller-Despotoski vor zwei Jahren gefragt, ob sie sich vorstellen könne, ihre Nachfolgerin in der Gruppenleitung des Obergeschosses zu übernehmen. Sie wollte es - für Edith Schüler ist es eine gute Entscheidung: „Ich habe das Gefühl, dass ich die Wohngruppe in gute Hände abgebe. Simone hat das Herz am rechten Fleck. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner lieben sie. Auch das Mitarbeiterteam mag sie sehr. Und so haben wir den Wechsel schon lange gemeinsam vorbereitet.“

Highlights haben Edith Schüler und ihr Team in den letzten 20 Jahren viele erlebt: „Unsere Bewohner feiern gerne, lieben Musik und Party.“ Auch Festtage wie Weihnachten oder Silvester gehören dazu: „Ich habe in den letzten Jahren jedes Silvester hier in der Wohnstätte gefeiert. Dieses Jahr bin ich dann das erste Mal wieder zum Feiern bei meiner Familie“, sagt Edith Schüler.

Dort wird es ihr sicherlich auch nicht langweilig, denn sie hat z.B. einen Enkel mit dem sie viel unterwegs ist und u.a. Biken geht. Zudem ist Edith Schüler auch Yoga-Lehrerin: „Ursprünglich habe ich diese Ausbildung gemacht, damit ich auch Yoga für Menschen mit Behinderung anbieten kann. Bisher habe ich das zeitlich noch nicht hinbekommen, aber vielleicht klappt’s jetzt im Ruhestand“.

Und noch einen Plan hat sie: „Wenn wieder Gruppenfreizeiten möglich sind, werde ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin mitgehen.“ Und damit rennt sie bei ihrem Team und ihrer Nachfolgerin sicher offene Türen ein. Somit ist es Ende Juli kein Abschied für immer – der Kontakt wird erhalten bleiben: „Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich in den 20 Jahren in der Paulinenpflege begleitet haben. Ganz besonders gilt der Dank meinem konstanten und motivierten Team. Ebenso meiner Abteilungsleiterin Birgit Hald-Deiniger, die uns den Rücken gestärkt und eine gute Vertrauensbasis zur Leitung ins Haus gebracht hat.“

 

Wie eines der Highlights, nämlich Weihnachten, in der Wohnstätte gefeiert wird, darüber hat die "Murrhardter Zeitung" am 23.12.2017 berichtet. Auch jetzt ist der Bericht noch sehr berührend - Sie können diese unten auf der Seite als PDF-Datei downloaden:

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