In Winnenden gehört er mindestens so zum Stadtbild wie der Torturm. Bernhard Specht ist selten in seinem Zimmer in der Außenwohngruppe der Paulinenpflege Winnenden zu finden, meist ist er in Winnenden auf Tour. Obwohl er nur in Gebärdensprache kommuniziert, ist er mit vielen Winnendern auf Du und Du. Die meisten begrüßt er per Handschlag. „Hallo Bernhard“ hört man schon von weitem, wenn er unterwegs ist. Dabei heißt der gehörlose Mann eigentlich Bernd, seinen Künstlernamen „Bernhard“ hat er sich selbst gegeben.
Der gebürtige Künzelsauer wohnt seit 53 Jahren in der Paulinenpflege, bis zu seinem Renteneintritt vor fünf Jahren war er in den Backnanger Werkstätten im Metallbereich beschäftigt. Bernhard Specht sammelt leidenschaftlich gern Kalender. In seinem Zimmer hängen fast 50 Stück, bei den meisten muss täglich ein Blatt abgerissen werden.
Als Rentner hat er jetzt noch mehr Zeit seine Runden durch Winnenden zu drehen, Menschen zu begrüßen, in Geschäfte reinzuschauen oder Autos zu beobachten. Diesen winkt er lautstark seine Bewertung hinterher. „Daumen hoch“ gibt es für den Mercedes-Stern, andere Automarken müssen mit weniger netten Gesten rechnen. Großen Wert legt er auf seine Kleidung. Sonntags trägt er immer Krawatte und besucht die Neuapostolische Kirche.
In dieser Woche wird er sicherlich auch am Samstag eine tragen, denn dann feiert er seinen runden Geburtstag. Am Mittwoch ist er 70 Jahre alt geworden. Halb Winnenden hat er in den Gottesdienstraum der Paulinenpflege eingeladen. Von seiner Wohngruppe hat er sich zum Geburtstag einen Ausflug ins Daimler-Museum gewünscht. Hinterher gab’s dann in Stuttgart eine Currywurst. Dem Imbissbudenbesitzer hat er natürlich auch sofort von seinem Geburtstag erzählt. Jetzt kennt man ihn auch in Stuttgart, den Bernhard.