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Ganz ohne Frust und Zwang fit in den Frühling

|   PP

Im Wohnheim der Burg Reichenberg lassen sich Klienten und Mitarbeiter von einem nachhaltigen Fitnessprogramm begeistern.

Was haben wir uns nicht schon alles vorgenommen, um gesünder und fitter zu leben. Gerade in der Fastenzeit vor Ostern sind die Vorsätze besonders groß, genauso dann auch der Frust, wenn wir nicht durchhalten. Ganz anders ist dies derzeit auf der Burg Reichenberg bei Oppenweiler. Im Wohnheim für psychisch beeinträchtige Menschen heißt es seit Aschermittwoch nicht „Fasten“, sondern mit großem Erfolg „Fit in den Frühling“. 

 Das Ganze wurde nicht von den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Wohnheims „verordnet“, sondern gemeinsam mit den Klienten erarbeitet. „Unglaublich, mit wie viel Motivation unsere Klienten auf der Burg bei diesem Gesundheits- und Fitnessprogramm dabei sind“, freut sich Wohngruppen-Leiterin Martina Kühme. Im Bewohnerforum der Burg Reichenberg wurde vor einigen Wochen mal wieder über die gesundheitlichen Probleme und Einschränkungen der Klienten mit psychischen Beeinträchtigungen gesprochen. „Unsere Klienten haben daraufhin beschlossen: Schluss mit Jammern, wir wollen was für unsere Gesundheit tun!“ berichtet Heilpädagogin Martina Kühme von der Initialzündung der Aktion „Fit in den Frühling“.  

Jeder, der mitmachen wollte, konnte daraufhin eine Vereinbarungskarte unterschreiben und den Grund der Teilnahme ankreuzen, z.B. ich nehme in den nächsten sechs Wochen an der Aktion teil, weil ich mich im Moment in meinem Körper nicht wohlfühle, weil ich mir etwas Gutes tun möchte, weil ich mich gesünder ernähren möchte, weil ich mich mehr bewegen möchte. „Wir hatten damit gerechnet, dass einige Klienten mitmachen, dass dann aber fast alle unterschreiben und tatsächlich dabei sein wollen, war auch für uns als Mitarbeiter-Team eine große Überraschung“, erinnert sich die Gruppenleiterin. 

 Am Aschermittwoch ging’s dann los mit Informations- und Mitmachangeboten. Die Klienten wurden z.B. darüber informiert, wie viel Zucker in verschiedenen Lebensmittel drin ist. Statt eines Zuckerverbots folgte das Genussangebot „Wir kochen etwas Leckeres ohne Zucker“. Am Frühstücksbuffet wurden die ungesunden Lebensmittel weggelassen, stattdessen gibt es viele frische und gesunde Alternativen. Zudem wurde das Essen aus der Großküche für die sechs Fitness-Wochen abbestellt. Jetzt stehen Mitarbeiter und Bewohner gemeinsam in der Küche, vorher wird gemeinsam geplant, was gekocht wird.

Inzwischen bereiten die Klienten schon ganz eifrig am Vorabend das Frühstück vor, lassen z.B. Haferflocken mit Kakao aufquellen. Unterstützt wird das Burg-Team von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die sich derzeit auf die Ausbildung zur Ernährungsberaterin vorbereitet. 

Für mehr Bewegung sorgt u.a. eine Walking-Gruppe. Auch bei diesen Angeboten bringen die Klienten der Burg Reichenberg inzwischen eigene Ideen ein, wie Martina Kühme erzählt: „Für die Teilnahme an jeder Aktion gibt es Stempel auf die Fitness-Karte. Das führt dazu, dass plötzlich im Burghof Fußball gespielt wird oder es laufen Bewohnerinnen und Bewohner freiwillig einmal von der Burg nach Oppenweiler und zurück.“ Und wer genug Stempel gesammelt hat, bekommt ein Zertifikat und wird dann an Gründonnerstag zu einem Fitness-Buffet ins Restaurant eingeladen. „Darauf freuen sich schon alle. Und natürlich haben auch schon alle die erforderliche Stempelzahl erreicht“.

Viel wichtiger als das Stempelsystem ist Martina Kühme aber, dass ihre Bewohnerinnen und Bewohner durch die Aktion gemerkt haben, was ihnen gut tut und was ihnen schadet: „Viele fragen schon, was ist jetzt, wenn nach den sechs Wochen alles vorbei ist? Wir wollen gerne weitermachen! Daher kann es durchaus sein, dass wir nach ‚Fit in den Frühling‘ einfach gleich ‚Fit in den Sommer‘ anschließen“.

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