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Jetzt gemmer widder hoim... in die Paulinenpflege

|   PP

Nach dem Tod eines Bewohners aus unserem Martin-Gruner-Haus hat uns ein Brief vom Bruder des Bewohners erreicht, der uns sehr berührt hat.

Immer wieder werden Bewohnerinnen und Bewohner aus den „Wohnangeboten Behindertenhilfe“ in die Ewigkeit abberufen. Für die Mitbewohner und Mitarbeiter ist dies schlimm – der Verlust schmerzt natürlich.

Es tut dann um so mehr gut, wenn die hinterbliebenen Angehörigen der verstorbenen Menschen eine  liebevolle Lebensgeschichte schreiben. So geschehen bei unserem Bewohner Horst Reuß, der 10 Jahre lang im Martin-Gruner-Haus gelebt hat. Er ist in seinem „Dahoim“ im Mai 2016 verstorben. Lothar Reuß, der Bruder unseres Bewohners, hat uns dies hier geschickt:

Lebensgeschichte von Horst Reuß

Horst wurde am 3. August 1941 in Hannover geboren. Er ist zusammen mit seinen beiden Geschwistern Christa und Lothar zu Hause bei den Eltern aufgewachsen. Er hat nie in einem Heim gelebt.

Der berufsbedingte Umzug der Familie ins Schwabenland nach Züttlingen an der Jagst erfolgte 1949. Horst war Mamas und Papas Liebling, der Goldjunge, er stand immer im Mittelpunkt.  Im Laufe der Jahre war er dann auch im gesamten Ort (ca. 850 Einwohner) bekannt und akzeptiert. Er wurde  „de Horschtle“ genannt.

Am 16.03.1958 wurde er zusammen mit seinem Bruder konfirmiert. Auf einem benachbarten Bauernhof `bei de Luis` betreute er im Laufe der Jahre Gänse und Hühner, fuhr mit auf den ‘Acker‘ und ging auch einkaufen. Er kannte sogar das Versteck des Hausschlüssels.

1980 starb der Vater, sein „Marthl“, die Mutter, Anfang 1986.  Im Herbst 1985, nachdem unsere Mutter ins Pflegeheim musste, kam Horst hierher nach Großaspach zu seinem Bruder und seiner „Schwächere“. Werktags arbeitete er in den „Backnanger  Werkstätten“ der Paulinenpflege in Backnang. nfang 1991 kam er dann wegen der besseren Unterbringungsmöglichkeit nach Offenau zu seiner „lieben Schweschter“ und seinem „Schwocher“. Auch dort hat es ihm sehr gut gefallen. Dort lebte er bis zu seiner Spinalkanaloperation Mitte 2006.

Das Gehen war danach sehr stark eingeschränkt und er brauchte einen Rollator. Die Unterbringung in einem Heim war nun unausweichlich. Glücklicherweise wurde Horst von der Paulinenpflege Winnenden ins neu erbaute Martin-Gruner-Haus kurzfristig aufgenommen. Hilfreich war, dass er nicht ganz unbekannt war, da er zuvor ja schon in der Werkstatt in Backnang und einige Male in der Kurzzeitunterbringung in der Wohnstätte Murrhardt war. Im Martin-Gruner-Haus hat er sich sehr schnell eingelebt, er war dort sehr bald „dahoim“. Wenn er zu Besuch außer Haus war und es gegen Abend ging, wurde er unruhig – er sagte dann: „Jetzt genmer widder hoim“.

Das war für uns das Zeichen, dass es ihm dort gut ging, es war für uns sehr beruhigend. is zu seinem Tod war seine Liebe zu den Betreuerinnen und Betreuern in der Paulinenpflege sehr groß, er „liebsäuselte“ und schmuste gern mit ihnen, wie auch aus der Todesanzeige der Paulinenpflege zu entnehmen ist: „Wir vermissen unser Goldstück mit seiner herzlichen und verschmusten Art“.

Wir sind sehr froh und dankbar für die persönliche, liebe, aufopfernde Behandlung und Pflege, die Horst dort erleben durfte. Wir danken den Betreuerinnen und Betreuern in der Wohngruppe hierfür vielmals!

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Horst Reuss
Horst Reuss in seinem "Dohoim"